1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Intview mit Hubert Lienhard

Manuela Kasper-Claridge20. November 2014

Zum Auftakt der 14.Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft in Ho-Chi-Minh-Stadt hatte Manuela Kasper-Claridge mit dem Vorsitzenden des APA-Ausschusses, Hubert Lienhard, gesprochen.

https://p.dw.com/p/1DqXO
Hubert Lienhard Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft Archiv 2012
Bild: picture-alliance/dpa/M. Murat

DW: Die Asien-Pazifik Konferenz findet in diesem Jahr in Vietnam statt. Warum gerade hier?

Hubert Lienhard: Wir wollten die Konferenz auf jeden Fall in einem der ASEAN-Länder stattfinden lassen und Vietnam ist ein der stark wachsenden und aufstrebenden Länder in der Region.

Sind Sie denn sehr optimistisch in Bezug auf die wirtschaftliche Situation Südostasiens?

Hier leben 600 Millionen Menschen, bis 2020 sollen es sogar 700 Millionen Menschen sein. Insofern ist es das drittgrößte Wirtschaftsgebiet in Asien, obwohl man natürlich gleichzeitig sagen muss: Es muss erst einmal zusammen wachsen. Ende nächsten Jahres soll es ja mit der ASEAN Economic Community einen gemeinsamen Wirtschaftsraum geben. Aber natürlich wird es, ähnlich wie in der Europäischen Union, noch ein paar Jahre dauern, bis es richtig zusammen wächst. Aber der Anfang ist gemacht. Insofern ist hier für Unternehmen, die mittel- und langfristig denken, ein guter Platz.

"Wirtschaftswachstum", das hört sich immer sehr positiv an. Aber wenn man zum Beispiel hier in Ho-Chi-Minh-Stadt vom Tagungshotel vor die Tür geht, sieht man gleich an der mangelnden Infrastruktur, welche Probleme Wachstum auch mit sich bringen kann. Sehen Sie diese Probleme auch?

Vietnam hat ein Bruttosozialprodukt von umgerechnet ungefähr 150 Milliarden Euro. Das ist etwa so groß wie der Großraum Stuttgart, um es mal ins Verhältnis zu setzen. Vietnam hat 90 Millionen Einwohner und natürlich, wenn man hier vor die Tür geht, sieht man verstopfte Straßen. Andererseits ist das natürlich auch ein Zeichen dafür, dass viele Leute ein geregeltes Einkommen haben, sich ein Motorrad leisten können, manch einer sogar ein Auto, insofern verringert sich die Armut. Wir haben das in China in den 1980er Jahren gesehen oder in Korea. Den Weg müssen die Länder gehen. Natürlich können die Regierungen dazu beitragen, indem die Rahmenbedingungen stimmen. Das die Gründung von Firmen einfach ist, dass die Investitionen in die Infrastruktur gut und geregelt ablaufen, das die Korruption bekämpft wird, was in diesen Ländern schon ein Problem ist. Das würde das Wirtschaftswachstum beschleunigen und auch den Menschen das Leben erleichtern.

Sind deutsche Unternehmen gut in dieser Region aufgestellt?

Wir haben im ASEAN-Raum noch nicht die Durchdringung von deutschen Unternehmen wie wir sie in China haben. Dort sind rund 3000 deutsche Unternehmen vertreten, in Vietnam sind es zum Beispiel nur 300. Es gibt hier also noch erheblichen Platz zum Wachsen, insofern kämpfen wir dafür, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Wie schnell kann ich eine Firma gründen? Gibt es Visa für ausländische Mitarbeiter? Daran muss man arbeiten. Bundeswirtschaftsminister Gabriel hat diese Themen auch mehrfach bei seinen Gesprächen hier angesprochen. Der Wettbewerb der Regierungen, um die besten Rahmenbedingungen könnte auch ein Thema sein, was uns helfen könnte. Denn ein mittelständisches Unternehmen kann nicht in jedes einzelne ASEAN-Land gehen. Man hat ja in Philippinen gesehen, wie der Wechsel im Präsidentenamt für neuen Schwung gesorgt hat. Da reagiert die Wirtschaft normalerweise sehr schnell, wenn man hört, das da ein Land mit guten Rahmenbedingungen ist, geht man bevorzugt dahin.

Das Gespräch führte Manuela Kasper-Claridge

Hubert Lienhard ist Geschäftsführer des Maschinenbau-Unternehmens Voith. Seit 2102 ist er zudem Vorsitzender des Asien-Pazifik Ausschusses der deutschen Wirtschaft.