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Die Rolle der USA in Afghanistan

Detlev Karg23. November 2001

Eine strukturierte Politik der USA in Afghanistan fehlte über Jahrzehnte. Wichtig war das gebirgige Land wie in den Jahrhunderten zuvor nur aufgrund seiner Lage. Seit dem 11. September hat sich das geändert.

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Auf der Suche nach einem Konzept für Afghanistan: Colin PowellBild: AP

Die Afghanistan-Politik der USA trat während der Zeit der sowjetischen Besatzung am Hindukusch erstmals deutlich zutage. Präsident Ronald Reagan unterstützte die Mudjaheddin als Freiheitskämpfer gegen das sowjetische "Reich des Bösen". Die Stinger-Luftabwehrraketen, mit denen die Afghanen die sowjetischen Kampfhubschrauber vom Himmel holten, rosten noch heute in Afghanistan vor sich hin. Verlängerter Arm der USA war Pakistan, das in Afghanistan einen strategischen Rückzugsraum im Kaschmir-Konflikt mit Indien sieht. Der pakistanische Geheimdienst ISI warb mit CIA-Unterstützung weltweit radikale Moslems für den afghanischen Widerstand an. Einst wollten die Amerikaner an der Seite aller Moslems den Krieg gegen die Sowjets führen. Nach Zerfall der Sowjetunion und dem Rückzug der sowjetischen Truppen blieben die ausgebildeten Gotteskrieger in Afghanistan jedoch sich selbst überlassen. Von den Philippinen, aus Usbekistan, Algerien, Ägypten, Saudi-Arabien oder Kuwait und aus China und Indonesien kamen die radikalen Moslems nach Afghanistan.

Al Kaida ist der CIA geläufig

Auch der Tunnelkomplex von Osama bin Laden bei Khost im Hindukusch wurde mutmaßlich von der CIA finanziert. Derzeit soll er sich wieder dort aufhalten. Al-Kaida ist der Name des Stützpunkts, von dem sich jetzt der Name des Terror-Netzwerks ableitet. Angesichts der früheren Unterstützung aus den USA liegt damit offenbar auf der Hand, warum Washington nach dem 11. September so schnell die Übeltäter benennen konnte.

Ölpipelines unter Kontrolle des Westens

War Afghanistan früher wegen des Khyber-Passes zwischen dem russischen Zarenreich und Großbritannien umstritten, so ist seine Lage heute für die Ölkonzerne interessant, von denen sich viele in amerikanischer und einige in britischer Hand befinden. Öl und Gas finden sich reichlich im Gebiet rund um das kaspische Meer. Pipelines sind nötig, um die Rohstoffe zu transportieren. Turkmenistan und Usbekistan, beides afghanische Nachbarn, sind auch Anrainer des Kaspischen Meeres. Zentralasien wurde wirtschaftlich interessant, denn das Öl sollte auf dem kürzesten Wege zu den Häfen des arabischen Meeres gebracht werden, um es zu verschiffen. Der kürzeste Weg durch den Iran kam wegen der Feindschaft mit den USA zunächst nicht in Frage, bleibt also Afghanistan als Transitland zu den pakistanischen Häfen.

Die Ziehkinder wendeten sich gegen den Geldgeber

In den Wirren der postsowjetischen Machtkämpfe, während derer die Rivalen Gulbuddin Hekmatyar und Burhanuddin Rabbani Kabul in Schutt und Asche legten und Kriegsherrn nach Belieben im Rest des Landes herrschten, schienen die 1995 aufkommenden Taliban ein Garant für Sicherheit und Ordnung zu sein. Darum genossen sie zunächst die Unterstützung der Vereinigten Staaten, die auf diese Weise den Bau der Pipeline des Ölkonzerns Unocal zu fördern hofften. Doch auch die Taliban brachten bis zum Schluss das Land nicht völlig unter ihre Kontrolle. 1997 begannen die USA die Sanktionen gegen Iran zu lockern, Afghanistan war damit aus dem Spiel.

Vor einer neuen Gesamtkonzeption?

Nach den Attentaten in Kenia und Tansania 1998 wurde die Ergreifung Osama bin Ladens zu einem Ziel amerikanischer Außenpolitik. Nach dem 11. September schließlich entwickelte sich in Washington die nötige Tatkraft, um künftig den Terrorismus zu unterbinden. Die Unterstützung des Fünf-Punkte-Plans der Vereinten Nationen und das Werben des US-Sondergesandten James Dobbins dafür in Afghanistan sind dafür erste Anzeichen.