Die Stars von Barcelona
26. Februar 2013Das mit der Hosentasche stimmt aber vielleicht doch nicht mehr so ganz. Denn wenn etwas auffällt auf dem Mobile World Congress in Barcelona, dann ist es der Drang nach Größe. Konnten die herkömmlichen Mobiltelefone noch vor wenigen Jahren gar nicht klein genug sein, so dreht sich die Entwicklung nun in die andere Richtung. Smartphones geben den Takt vor. Vier Zoll - also rund 10 Zentimeter - sollten die Displays heute mindestens haben.
Glaubte man zunächst, damit hätten die Geräte schon ein unhandliches Maß erreicht, so fragen die Verbraucher mittlerweile verstärkt nach noch größeren Displays: Fünf Zoll-Smartphones (das entspricht einer Bildschirm-Diagonale von fast 13 Zentimetern) fehlen bei fast keinem der etablierten Anbieter. Und weil sich zwischen Smartphone und den Tabletts wie dem iPad von Apple eine Lücke auftat, so ist auch diese inzwischen geschlossen: Das iPad mini machte es vor, jetzt sind Mini-Tabletts mit 7-Zoll-Displays der große Renner.
Alte Bekannte und neue Namen
Samsung zeigt hier in Barcelona noch nicht sein neues Flaggschiff, das Galaxy 4, es soll erst am 14. März in New York enthüllt werden. Neu aber ist das Note 8. Damit konnte man das Portfolio noch einmal erweitern, sagt Barbara Gehl von Samsung Electronics. "Wir haben ja bisher das Note 2 und das Note 10.1, und das Note 8 ist jetzt noch mal eine Zwischengröße - ganz handlich, ganz praktisch, jederzeit mitzunehmen, einfach als ideale Ergänzung." Der Ansatz von Samsung sei es, dem Verbraucher alles zu bieten, was er möchte. "Und wir geben ihm die Möglichkeit, sich genau das für ihn Passende auszusuchen: Entweder ein Gerät, das vielleicht etwas kleiner und handlicher ist, oder soll es nicht doch so portabel sein, dass ich auch jederzeit unterwegs damit arbeiten kann."
So denkt man auch beim in Europa noch weitgehend unbekannten Anbieter ZTE aus China. Die treten beim MWC in Barcelona durchaus selbstbewusst auf und zeigen absolut konkurrenzfähige Geräte wie das Smartphone Grand S mit 5-Zoll-Display und riesiger Ausstattung inklusive Full-HD-Kamera.
Neue Mitstreiter
Neben ZTE sorgt ein weiterer Anbieter aus China in Barcelona für Aufsehen: Huawei, groß geworden mit Netzwerk-Technik und Surf-Sticks für Notebooks, baut nun auch Smartphones. Flaggschiff ist das Ascend P2. Und das sei, so sagt es Michael Seitz von Huawei, das derzeit schnellste Smartphone überhaupt. Es unterstützt das schnelle LTE-Netz der vierten Kategorie.
"Wir erreichen damit eine Download-Geschwindigkeit von 150 Megabit pro Sekunde. Das ist das schnellste Smartphone, was es momentan gibt." In dem schlanken Gehäuse von 8,4 Millimetern stecke eine ganze Menge Technik. "Das fängt an bei einem Vierkern-Prozessor mit 1,5 Gigahertz und 16 Gigabyte RAM, damit man auch Platz hat, um seine ganzen Bilder und Videos zu speichern, die man sehr gut mit der 13-Megapixel-Kamera aufnehmen kann."
Comeback bekannter Marken
Doch es sind nicht nur neue Anbieter, die das Smartphone-Duopol von Apple und Samsung knacken wollen. Auch altbekannte Marken drängen mit neuen Geräten zurück in den Markt. Hewlett-Packard beispielsweise zeigt hier in Barcelona das Slate 7, es läuft mit Googles Betriebssystem Android, hat ein 7-Zoll-Display und scheint nach Expertenmeinung mit einem Preis von 150 Euro durchaus konkurrenzfähig.
Auch Sony startet einen neuen Angriff und schickt das High-End-Smartphone Xperia Z ins Rennen. Natürlich auch als Tablett-Variante. Samsung-Konkurrent LG aus Korea zeigt seine neue Optimus-Reihe, HTC hatte unlängst in New York schon sein Flaggschiff One enthüllt. Asus, ebenfalls aus Taiwan, hat eine neue Smartphone-Tablett-Kombi mit zum MWC gebracht. Padphone oder Phonepad?
Wo geht die Reise hin?
Wohl keine andere Branche entwickelt sich derzeit so rasant wie die Telekommunikation. Alle fünf Minuten gehen 50 neue Webseiten online. Die Übertragungsgeschwindigkeit im mobilen Internet hat sich im vergangenen Jahr weltweit verdoppelt. Noch in diesem Jahr wird die Zahl der mobilen Endgeräte die Zahl der Erdeinwohner übersteigen. Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom sorgen für immer größere Bandbreiten - was wiederum die mobile Nutzung des Internet beschleunigt. Claudia Nemat, im Vorstand der Deutschen Telekom für das Europageschäft und die technologische Entwicklung verantwortlich, blickt in die nahe Zukunft: "Das Thema Machine-to-machine, das wir hier vorgestellt haben - also dass alle Arten von Autos, Fahrräder, Küchengeräte miteinander kommunizieren können und die Welt für uns bequemer machen - das wird in den nächsten Jahren wirklich explodieren." Außerdem werde der Telekommunikations-Sektor zunehmend Einfluss gewinnen auf den Handel, den Bankensektor und auf das Gesundheitswesen. "Wir werden sehen, dass das zusammen kommt und das die Vernetzung der Menschen und der Geräte immer stärker zunimmt." Sie nennt das "Connected Life in allen Variationen."