Die Straßenhändler von Singapur
Die 90-jährige Leong Yuet Meng hält mit ihrem Nudelsuppen-Restaurant die Tradition der Street-Food-Händler in Singapur aufrecht. Wie viele der rund 6000 kleinen Restaurants der Stadt hat auch sie keinen Nachfolger.
Am Herd
Leong Yuet Meng betreibt ein Nudelsuppenrestaurant in Singapur. Ohne Hilfe kann sie kaum alleine gehen. In ihrer Küche jedoch steht sie von acht Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags am Herd und serviert rund 200 Portionen pro Tag. "Ich mache mir sorgen, dass all die Erfahrung, die ich gesammelt habe, verloren sein wird. Keines meiner Kinder kann den Laden übernehmen", sagt Meng.
Wie vor 50 Jahren
Die Küche der Singapurer Straßenhändler ist noch so traditionell wie vor 50 Jahren. Doch viele Händler finden keine Nachfolger. Die junge Generation arbeitet lieber im klimatisierten Büro als zehn Stunden am Tag in der heißen Küche zu schwitzen.
Auf dem Markt
Die 90-Jährige steht um vier Uhr morgens auf, betet und macht die Buchführung für das Restaurant. Um fünf Uhr holt sie ihr 66 Jahre alter Sohn zu Hause ab. Auf dem örtlichen Markt kaufen beide die Zutaten für den kommenden Tag. Sie sagt: "Ich mache das, solange ich noch kann."
Im Restaurant
Das Nudelsuppenrestaurant liegt in einem von 110 Zentren für Straßenverkäufer, die von der Regierung in den 1970ern angelegt wurden. Damit sollte die Stadt sauberer werden. Die alten Mieter aus dieser Zeit profitieren noch von niedrigen Mieten. Neue Restaurants werden in einem Bieterverfahren vergeben, das treibt die Mieten nach oben und macht es Neueinsteigern schwerer.
Antrag auf Kulturerbe-Status
Die Regierung Singapurs will die Tradition der Straßenhändler bei der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit eintragen lassen. Die Händler kritisieren, dass das eigentliche Problem damit nicht gelöst würde. Das Wissen der älteren Restaurant-Inhaber gehe verloren, wenn niemand die Nachfolge antreten will.
International bekannt
Sogar Starköche wie Anthony Bourdain und Gordon Ramsay lobten die Nationalgerichte in Singapur. Manche Händler servierten eine Portion Nudeln auf Sterne-Niveau für gerade mal zwei Dollar. Im Hollywood-Film "Crazy Rich Asians" sind einige der Schauspieler zu sehen, wie sie auf einem beliebten Markt in Singapur essen.
16 Jahre älter als der Durchschnitt
Der durchschnittliche Straßenhändler in Singapur ist 59 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der arbeitenden Bevölkerung liegt bei nur 43. Noch sind die rund 6000 Restaurants überwiegend besetzt. Doch die Kinder der Besitzer haben andere Karrieren im Sinn.