Die "W Series" für Frauen-Motorsport kommt
10. Oktober 2018Die Formel 1 ist eine Männerdomäne, in der seit 42 Jahren keine Pilotin mehr ein Rennen bestritten hat. Das soll sich nun ändern. Mit einer eigenen Formel-Rennserie für Frauen soll der Umbruch im Motorsport eingeleitet werden. Mit David Coulthard und Adrian Newey als namhafte Zugpferde wurde jetzt für das kommende Frühjahr die Gründung der "W Series" bekannt gegeben. Langfristig, so die Hoffnung, sollen die Fahrerinnen dort Erfahrungen sammeln und sich für höhere Aufgaben empfehlen.
"Du musst kein Mann sein, um ein erfolgreicher Rennfahrer zu sein", so der frühere Rivale von Michael Schumacher, David Coulthard: "Wir glauben fest daran, dass Frauen und Männer auf demselben Level wettbewerbsfähig sein können." Derzeit sei es jedoch so, dass Frauen nicht über das GP3-Level hinaus kommen. Coulthard ist überzeugt, dass es nicht an Talent mangele, sondern lediglich "Folge der fehlenden Förderung" sei und begründet damit seine Entscheidung für eine Frauenserie.
Die Verantwortlichen zeigen sich zuversichtlich
Gefahren werden soll künftig bei einer nicht näher genannten Anzahl von Rennen auf den "besten und berühmtesten Strecken Europas". In den Folgejahren sollen die Rennen auch in Amerika, Asien und Australien stattfinden. 18 bis 20 Starterinnen, die ein spezielles Auswahlverfahren durchlaufen haben, sollen die Chance auf ein Cockpit bekommen. Gefahren wird in Formel-3-Einheitsautos. Der Preispool beläuft sich zunächst auf 1,5 Millionen Dollar
Coulthard, zuletzt eher Verfechter einer eigenen Königsklasse für Frauen, glaubt, dass Frauen in der Formel 1 erfolgreich sein können. "Können sie so gut sein wie Lewis Hamilton? Ich weiß es nicht. Aber es gibt eine Menge männlicher Piloten in der Formel 1, die nicht so gut sind wie er. Wenn wir keine Plattform schaffen, die den Zugang beschleunigt, wird sich nichts ändern." Die "W Series" sei ein Karriere-Sprungbrett, sagte Newey, "und ja, letztlich dafür, um erfolgreich in der Formel 1 zu sein."
Geteilte Meinungen bei den weiblichen Rennprofis
Mit ihrem Vorhaben stießen die Macher der Serie allerdings nicht nur auf Zustimmung. Die britische Rennfahrerin Pippa Mann etwa sprach auf Twitter von einem "traurigen Tag für den Motorsport."
Auf der anderen Seite hatte die Rennfahrerin und Mitglied des Motorsport-Weltverbands, Carmen Jordá, im letzten Jahr schon Zweifel gegenüber der physischen Belastbarkeit des weiblichen Geschlechts erhoben und sich daher für eine fraueneigene Königsklasse eingesetzt.
Entwicklung des Frauenrennsports
1976 bestritt die Italienerin Lella Lombardi als bislang letzte Fahrerin einen Grand Prix. In den Folgejahren scheiterten jedoch diverse Versuche von Frauen, sich für Rennen zu qualifizieren. Seit dem Ausstieg von Susie Wolff, Ehefrau von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, zum Ende der Saison 2015 gehört keine Frau mehr zum erweiterten Fahrerfeld der Formel 1. Wolff war 2014 und 2015 in insgesamt drei freien Trainings zum Einsatz gekommen.
Dass Frauen im Motorsport konkurrenzfähig sind, konnte Ende September Motorrad-Pilotin Ana Carrasco unter Beweis stellen. Der 21-jährigen Spanierin gelang es als Frau in einer Straßen-Weltmeisterschaft (Supersport 300), den Titel zu holen. "Oft meinen die Leute mit dem Spruch 'Fahre wie ein Mädchen' (Ride like a girl) etwas Schlechtes", sagte Carrasco: "Wir wollen zeigen, dass es eine gute Sache ist. 'Fahre wie ein Mädchen' heißt jetzt vielleicht 'Fahre wie ein Champion'." Vielleicht ja irgendwann auch in der Formel 1.
ms/ck (sid)