Afrika und Weltbank
6. September 2012Afrika gehöre zu den "Top-Prioritäten" seiner Agenda, so begründete Jim Yong Kim im Vorfeld seine Reisepläne. Er sei "tief von dem Wachstum und Erfolg Afrikas überzeugt". Am Donnerstag (06.09.2012) ist die dreitägige Reise des Weltbank-Präsidenten, die ihn von der westafrikanischen Elfenbeinküste bis nach Südafrika führte, zu Ende gegangen.
Wichtiges Signal an Afrika
Experten werten den Besuch als Signal dafür, dass die Weltbank allmählich ihre Sichtweise auf Afrika ändert. "Ich glaube, dass die Weltbank im Augenblick dabei ist, zu verstehen, dass da mehr Chancen als Risiken sind", sagte Ralf Wittek, Regionalleiter der Hanns-Seidel-Stiftung in Westafrika, im Gespräch mit der DW. Die großen und kleineren Wirtschaftsnationen tummelten sich schon seit zehn Jahren in Afrika. "Europa muss sehen, dass es dabei nicht den Anschluss verliert."
Diese Meinung teilt auch Babacar Gueye. Der Politologe und Leiter des Instituts für Rechtswissenschaft in Dakar im Senegal bestätigt, dass sich Afrika im Laufe der Jahre verändert hat und sich das auch auf sein Image im Rest der Welt auswirkt: "Afrika galt vor 20 Jahren als Kontinent der Kriege. Heute ist das anders. Außerdem haben Kontinente wie Amerika und Europa ein maximales Entwicklungsniveau erreicht. Aber Afrika ist noch in Bewegung. Das ist der Kontinent, auf dem man heute noch viel tun kann."
Vorrang für größere Wirtschaftsnationen
Beide Ziele der zurückliegenden Reise des Weltbank-Präsidenten sind wichtige Wirtschaftsnationen. Die Elfenbeinküste ist alleine für 40 Prozent Wirtschaftsleistung Westafrikas verantwortlich. Damit ist das Land die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Region. Seit dem Ende des blutigen Machtkampfes an der Staatsspitze im Dezember 2010 hat sich die Lage im Land wieder weitgehend beruhigt. Neben Staatspräsident Alassane Ouattara und weiteren Regierungsmitgliedern traf der Weltbank-Präsident hier ehemalige Kämpfer, die an den Unruhen beteiligt waren und jetzt an einem von der Weltbank geförderten Trainingsprogramm teilnehmen.
Auch Südafrika, die zweite Station der Reise, trägt als Wirtschaftsmacht entscheidend zum Wachstum in Afrika bei. Das Land gilt als eine der führenden Stimmen des afrikanischen Kontinents. Hier traf sich Jim Yong Kim mit dem südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma und mehreren Ministern.
Veränderter Umgang mit Afrika
Von Jim Yong Kims Besuch in Afrika erhoffen sich die Experten, dass sich das Verhältnis zwischen der Weltbank und dem afrikanischen Kontinent verändert. Nach 20 Jahren verfehlter Entwicklungspolitik müsse man sich von der Idee verabschieden, "mit dem großen Streuen von Geld und der großzügigen Vergabe von Krediten Einfluss nehmen zu können", so Ralf Wittek von der Hanns-Seidel-Stiftung in Ghana. Die Weltbank müsse viel gezielter arbeiten und die Zivilgesellschaft einbeziehen.
Hoffnung auf eine dauerhafte Verbesserung des Verhältnisses zwischen Weltbank und Afrika macht diese Ankündigung Jim Yong Kims: Die nächste Konferenz der Vereinten Nationen über die Finanzierung von Entwicklungszusammenarbeit soll Ende dieses Jahres in der Elfenbeinküste stattfinden. Bislang wurde dieses Treffen immer in Washington ausgerichtet.