Die Zukunft in Davos
17. Januar 2017Die Zukunft kann so altmodisch aussehen. Da sitzen auf einem Podium in einem der vielen Hotels von Davos fünf Herren mittleren Alters in grauen oder blauen Anzügen und sprechen über die digitale Welt. Alle repräsentieren milliardenschwere Unternehmen darunter Siemens, UPS und HP und alle bekommen glänzenden Augen, wenn sie über die schöne neue Welt sprechen.
David Abney vom US-Logistiker UPS hat zurzeit die Verantwortung für eine Transportflotte von über 100.000 Lastwagen und 500 Flugzeugen. Im Jahr 2050 sieht er kleine mobile Pakete, die selbst fliegend oder fahrend die Produkte ausliefern.
"Moment mal", wirft der Chef vom Druckerhersteller HP ein. "Der Konsument braucht euch doch nicht mehr. Er lässt sich einfach das gewünschte Produkt aus dem 3D-Drucker liefern. Das ist dann auch viel umweltfreundlicher." Kurzes Schweigen. "Na ja, wer weiß, was wir bis dahin machen", lacht David Abney höflich.
Schöne neue digitale Welt?
Ratlosigkeit gepaart mit großer Begeisterung und vielen Fragezeichen bestimmen die Diskussionen zur digitalen Zukunft in Davos. Hundert Gespräche sind zu diesem Thema angesetzt. Alle mit hochkarätiger Besetzung. Auf den Podien diskutieren Wissenschaftler mit Unternehmenschefs und Politikern. Der australische Finanzminister Mathias Corman sitzt bereits um sieben Uhr früh als Zuhörer in einer Diskussion. Er möchte lernen, erklärt er bescheiden.
Lernen tut er, dass sich die Arbeitswelt dramatisch verändern wird. Feste Arbeitsstellen, klare Karrierewege, das ist allenfalls noch die Gegenwart, aber bestimmt nicht die Zukunft. Stattdessen sprechen die Unternehmenschefs von einer 'liquid workforce'. Von Arbeitnehmern, die als eine Art freie Agenten projektgebunden immer wieder neue Arbeit finden, ohne in einem Unternehmen fest zu verbleiben. Arbeitnehmer, die drei, vier oder noch mehr unterschiedliche Karrieren haben.
Digitale Wirtschaft
Bill McDermott, Chef von SAP, erklärt dramatisch: "alle Geschäftsfelder verändern sich vor unseren Augen." Dennoch sieht er eine rosige Zukunft. "Der Konsument hat die Kontrolle über alles, sei es Einkaufen oder etwas anderes. Der Konsument entscheidet."
In der schönen neuen Welt werden nämlich alle Produkte individualisiert und nur das hergestellt, was der Konsument wirklich brauche oder haben möchte. Vorausgesetzt der Konsument kann mit den digitalen Anwendungen überhaupt umgehen.
Führungskräfte lernen programmieren
Beim US-Elektronikriesen General Electric wird seit fünf Jahren digital umgebaut, erzählt Steve Bolze, Chef von GE Power. Jeder Geschäftsbereich habe nun seinen eigenen Chief Digital Officer und auf der letzten Führungskräftetagung mussten 600 Manager programmieren üben. Da bleibt kaum Zeit zum Luftholen, denn "die Datenmengen die reinkommen sind astronomisch angestiegen."
Datensicherheit
Entsprechend wächst das Risiko des Datenklaus. Inga Beale vom großen Versicherer Lloyds aus London beobachtet, dass sich immer mehr Unternehmen gegen Cyberattacken absichern. "Die Zahl der Versicherungen für Datenschutz hat sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht", sagt sie und glaubt doch, dass es einen ultimativen Schutz nicht geben kann.
"Sollten wir nicht an einem gewissen Punkt den Stecker ziehen und uns abkoppeln?", fragt jemand aus dem Publikum verzweifelt und erntet nur mildes Gelächter. Unternehmen, die sich nicht weiter digitalisieren, könnten nicht überleben. Und der Konsument? Der müsse geschult werden. "Wir brauchen millionen umfangreiche Online-Kurse für alle", ruft der SAP Chef in den Saal und erntet Applaus.