Diskussion um Münchens Olympiabewerbung
11. September 2013Die Situation wird unterschiedlich eingeschätzt: Bedeutet die Wahl von Thomas Bach an die Spitze der olympischen Bewegung nun das Aus für Münchener Olympia-Träume 2022? Oder tangiert die Personalentscheidung die Sachfrage gar nicht? In Deutschland werden diese Fragen gerade eifrig diskutiert. Die Auswirkungen der Bach-Wahl auf eine mögliche Bewerbung von München um die Winterspiele 2022 scheinen unklar, doch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude stellt bereits fest: "Als neuer IOC-Präsident und fairer Sportsmann" könne Thomas Bach "eine mögliche Münchner Bewerbung" nun "natürlich nicht mehr vorantreiben".
Anders als Samaranch?
Zumindest öffentlich wird sich Bach künftig zurückhalten müssen - anders als einst sein spanischer Mentor Juan-Antonio Samaranch, der sich für die Bewerbung Barcelonas für die Sommerspiele 1992 einsetzte. Dies gilt allgemein nicht mehr als salonfähig im IOC. Deshalb deutete Bach auch nur indirekt an, was er sich für München wünsche: "Wenn es zu einer Bewerbung kommt", sagte er, "werden sich die IOC-Mitglieder schon daran erinnern, wie sehr ich mich für die Münchner Bewerbung eingesetzt habe."
Damit spielt Bach auf die gescheiterte deutsche Bewerbung um die Winterspiele 2018 an. Der ehemalige Skirennläufer Christian Neureuther, der sich für mögliche Winterspiele in München und Umgebung einsetzt, ist sich sicher, dass Bach auch von der IOC-Zentrale für Münchens Bewerbung wirken kann: "Ich glaube trotzdem, dass er viel Gutes für uns tun kann. Er wird uns richtig führen." Eine andere Einschätzung vertritt da der Chef des Deutschen Leichtathletikverbands (DLV), Clemens Prokop: "Die Delegierten des IOC werden künftig bei Entscheidungen vermutlich eher darauf achten, dass ein Land nicht zu dominant wird, wenn schon die Führungsposition nach Deutschland geht." Als IOC-Präsident sei Bach "zur Neutralität verpflichtet, er hat die Interessen des internationalen Gesamtsports zu vertreten", sagte Prokop dem Bayerischen Rundfunk.
Bach tritt Montag als DOSB-Chef zurück
Das unterstreicht auch Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und dort möglicher Nachfolger von Thomas Bach, der sein Amt als DOSB-Präsident am kommenden Montag (16.09.2013) niederlegen will. "Ein deutscher Präsident kann sich jetzt sicher nicht einfach für eine deutsche Bewerbung aussprechen. Wir müssen mit unserem eigenen Konzept überzeugen und nicht auf Schützenhilfe des deutschen IOC-Präsidenten hoffen", sagte Vesper dem Sender Sky.
jw/tk (dpa, sid)