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Koepfer in einer anderen Tennis-Welt

Calle Kops dpa
31. August 2019

Die Erfolgsstory von Tennisprofi Dominik Koepfer geht weiter. Der Qualifikant steht bei den US Open überraschend im Achtelfinale, sein Leben wird dadurch völlig auf den Kopf gestellt.

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Dominik Köpfer im Porträt (Foto: picture-alliance/ZUMAPRESS/J. Rojas)
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS/J. Rojas

Pläne sind dazu da, umgeworfen zu werden. Eine alte Weisheit, die Dominik Koepfer plötzlich und erwartet zu spüren bekommt. Denn eigentlich wollte der Tennisprofi am Wochenende nach New Haven fahren. In der Stadt im US-Bundesstaat Connecticut findet das nächste Challenger-Turnier statt. Doch weil er für die Veranstaltungen der zweiten Kategorie inzwischen zu groß geworden ist, hat er den Veranstaltern abgesagt. Zwar wird er auf der Homepage der Oracle Challenger Series noch als Teilnehmer geführt, doch Koepfer hat besseres zu tun. Er spielt am Sonntag lieber bei den US Open in New York, nachdem er völlig überraschend ins Achtelfinale des Grand-Slam-Turniers eingezogen ist.

"Es fühlt sich immer noch ein bisschen unwirklich an. Ich bin ein bisschen sprachlos", sagte Koepfer nach seinem 6:3, 7:6 (7:5), 4:6, 6:1 gegen den an Nummer 17 gesetzten Georgier Nikolos Bassilaschwili. "Ich hatte gehofft, dass ich hier bei einem guten Los vielleicht ein Spiel im Hauptfeld gewinnen kann. Jetzt sind es schon drei", sagte der 25-Jährige ungläubig.

Vorbild Benjamin Becker

Der Schwarzwälder, der wie der frühere Weltklasse-Skispringer Martin Schmitt aus Furtwangen kommt, überstand in Flushing Meadows nach ATP-Angaben als erster deutscher Qualifikant seit 13 Jahren die dritte Runde. Letztmals hatte Benjamin Becker 2006 hier als deutscher Qualifikant das Achtelfinale erreicht, indem er in der 3. Runde Andre Agassi besiegt und damit die Karriere des Amerikaners beendet hatte.

Andre Agassi und Benjamin Becker reichen sich die Hand (Foto: picture-alliance/dpa/J. Lane)
Andre Agassi unterliegt bei den US Open 2006 gegen Benjamin Becker (r.) und beendet danach seine KarriereBild: picture-alliance/dpa/J. Lane

Becker und Koepfer haben auch sonst einige Gemeinsamkeiten. Beide spielten in den USA am College und holten sich da den Feinschliff für die Tennis-Tour. "Von daher ist Benjamin Becker schon so etwas wie ein Vorbild für mich", sagte Köpfer. "Er hat am College fast alles gewonnen und war auch danach sehr erfolgreich." Das kann Koepfer von sich bislang noch nicht behaupten. Bevor er nach New York kam, hatte er in diesem Jahr gerade einmal einen Sieg auf der ATP-Tour verbucht - in der ersten Runde von Wimbledon gegen den Serben Filip Krajinovic. Jetzt sind schon drei weitere dazu gekommen.

Und diese werden das Leben von Koepfer komplett verändern. 280.000 Dollar Preisgeld hat er in New York bereits sicher. "Das nimmt mir den Druck. Auf der Challenger Tour ist es schwer. Man muss den Trainer, seine Miete, die Reisen bezahlen und verdient fast nichts. Jetzt ist auch das nächste Jahr schon gedeckt", berichtete die aktuelle Nummer 118 der Welt. Durch seine Erfolge in New York wird er nun weit unter die Top 100 vorstoßen. Aktuell belegt er im Live Ranking Platz 84. Was bedeutet, dass er bis zum Ende des Jahres nicht mehr auf der Challenger Tour, sondern auf der großen ATP Tour unterwegs sein wird.

Beobachter Boris Becker

Boris Becker im Porträt (Foto: picture-alliance/dpa/D. Bockwoldt)
Prüfender Blick von Tennis-Experte Boris BeckerBild: picture-alliance/dpa/D. Bockwoldt

Doch noch ist das weit weg, schließlich sind die US Open für ihn noch nicht vorbei. Dass er inklusive den Partien in der Qualifikation nun schon sechs Spiele in den Knochen hat, soll am Sonntag gegen den Russen Daniil Medwedew im Achtelfinale keine Rolle spielen. "Ich fühle mich gut, es tut nichts weh", sagte Köpfer, der wie vor jeder Partie wieder in sein Lieblingsrestaurant, zu einem Italiener in Manhattan gehen wird.

Kraft und Mut schöpft er während der Matches auch immer durch einen Blick in seine Box auf der Tribüne. Dort strahlt sein Coach Rhyne Williams Ruhe und Gelassenheit aus, treiben ihn seine alten Freunde vom College in New Orleans immer wieder an. Und dann hatte sich in seinem Spiel gegen Bassilaschwili noch ein ganz besonderer Zuschauer auf die Ränge gesetzt. Boris Becker schaute sich den neuen deutschen Shootingstar an. "Als ich ihn da gesehen habe, bin ich schon ein bisschen nervös geworden", sagte Koepfer. So ganz ist er in seiner neuen Tennis-Welt eben noch nicht angekommen.

ck/sw (dpa)