Doppelter Premierenerfolg
11. Februar 2014
Eine vordere Platzierung hatten sich Carina Vogt und ihr Trainer Andreas Bauer vorgenommen, von einer Medaille möglicherweise geträumt - und dann das: Beim ersten olympischen Skisprungwettbewerb der Frauen katapultierte sich die 22-Jährige mit einem großartigen ersten und einem nervenstarken zweiten Versuch zu Olympia-Gold - mit dem hauchdünnen Vorsprung von gerade einmal 1,2 Punkten vor der Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz und der Französin Caroline Mattel.
Unten im Auslauf konnte Vogt ihr Glück nicht fassen. Sie schlug die Hände vor das Gesicht, sank völlig überwältigt in den Schnee und weinte hemmungslos. Es war nämlich nicht nur der erste Olympiasieg einer Frau im Skispringen, sondern auch der erste Triumph überhaupt in Vogts Karriere. Auch bei der Flower-Ceremony, der improvisierten Siegerehrung direkt nach dem Wettkampf liefen die Tränen. "Eigentlich bin ich noch ziemlich sprachlos und kann es noch überhaupt nicht fassen, was da gerade passiert ist und ich weiß nicht, was ich sagen soll", sagte Vogt mit tränenerstickter Stimme im ARD-Interview. "Die Sekunden hier unten, die waren schrecklich, bis das Ergebnis dann kam. Ich kann es immer noch nicht glauben."
Unerwarteter Erfolg
Zuhause in ihrem Heimatort Degenfeld, einer Kleinstadt in Süddeutschland, feierte ihr gesamter Skiclub den Erfolg beim Public Viewing. Hier hatte Vogt die ersten Schritte ihrer Karriere gemacht. Schon als Vierjährige hatte sie den Skispringern im Fernsehen begeistert zugeschaut. Mit sechs Jahren sprang sie erstmals von einem Bakken und blieb ihrer großen Leidenschaft treu.
2004 startete sie zum ersten Mal bei einem FIS-Springen, ab 2006 im Continental-Cup. Ihre größten Erfolge waren bislang die Bronze-Medaille im Mixed-Team bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften 2013 in Val di Fiemme, Silber mit der Mannschaft und Bronze im Einzel bei der Ski-Junioren-WM 2012 in Erzurum.
"Wir hatten nur mit dem zweiten oder dritten Platz geliebäugelt, da Takanashi so überlegen war. Aber Olympia und der Sport schreiben immer wieder ihre eigenen Geschichten", sagte Bundestrainer Bauer im ARD-Interview. Doch die favorisierte Japanerin Sara Takanashi, die zehn von 13 Weltcupspringen der Saison gewonnen hatte, wurde nur Vierte - statt ihr schrieb Vogt Olympiageschichte.