Dortmund gewinnt den Supercup
27. Juli 2013Fußball-Deutschland atmet auf: Der FC Bayern ist also doch schlagbar. Der mit Weltklasse-Spielern gespickte Champions-League-Sieger unterlag Vizemeister Borussia Dortmund in der Neuauflage des Endspiels von Wembley mit 2:4 (0:1) und offenbarte dabei eklatante Schwächen in allen Mannschaftsteilen. Der Pflichtspiel-Einstand von Pep Guardiola ist gründlich misslungen.
Starke patzt, Reus trifft doppelt
Marco Reus (6. und 87. Minute), Daniel van Buyten mit einem Eigentor (56.) und Ilkay Gündogan (57.) erzielten die Tore für die Gastgeber, Arjen Robben hatte zwischenzeitlich zum 1:1 ausgeglichen und auf 2:3 verkürzt (54./64.). "Wir wollen den Supercup gewinnen", hatte Bayerns neuer Trainer Pep Guardiola vor der Partie angekündigt und damit all die beschwichtigt, die das erste Kräftemessen der beiden besten deutschen Teams als unbedeutend abtaten.
Schluss mit den Experimenten - Ende der Siegesserie
Im Gegensatz zur Vorbereitung, in der die Münchener die Gegner mit ständigen Positionswechseln irritierten, beendete Guardiola in Dortmund die Experimente. Bis auf die angeschlagenen Manuel Neuer und Franck Ribery kamen alle Stars auf ihren angestammten Plätzen zum Einsatz. Wie wertvoll gerade Neuer für die Bayern ist, zeigte sich gleich nach wenigen Minuten, als Ersatztorwart Tom Starke einen harmlosen Kopfball-Aufsetzer aus den Händen gleiten ließ und Marco Reus per Kopf abstaubte. Auch in der Folge attackierten die Dortmunder früh und setzten den Meister ständig unter Druck. Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller analysierte nach der Partie: "Das war ein toller Abend. Wir haben guten Fußball gespielt, alles hineingeschmissen und sind belohnt worden."
Gegentore zum schlechtesten Zeitpunkt
63 Tage nach dem Champions-League-Finale von London traten die Dortmunder in ähnlicher Besetzung an - und mit ähnlicher Taktik: Schnelles Umschalten, atemberaubende Konter, aktives Pressing. Bayern dagegen wirkte teilweise phlegmatisch, auch der bisher so hochgelobte Neuzugang Thiago Alcantara ging im Dortmunder Sturmlauf unter. "Wir werden uns jetzt nicht hauen, wir werden die kleinen Fehler korrigieren", meinte Guardiola. Einer der Besten in seinem Team war noch Philipp Lahm: "Wir sind immer noch in der Vorbereitung, wir hätten gerne gewonnen", meinte der Kapitän. "Die Chancen waren da, aber wir haben zum schlechtesten Zeitpunkt die Gegentore bekommen."
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp jubelte wie üblich ausgelassen an der Seitenlinie, hatte sich nach dem Schlusspfiff aber schnell wieder im Griff. "Das Gute am Supercup ist: Der Sieger freut sich, der Verlierer ist nicht traurig", lautete seine Einschätzung. Bleibt der befürchtete Alleingang des FC Bayern in der Bundesliga damit aus? Klopp verneint: "Wenn wir auf Bayern treffen, wollen wir sie schlagen. Ansonsten sind sie nicht unser Konkurrent. Das sind die anderen 16 Mannschaften." Dennoch: Auch in der vergangenen Saison begann das Münchener Erfolgsmärchen mit einem Sieg im Supercup - über den damaligen Meister, über Borussia Dortmund. Warum sollte es in diesem Jahr nicht umgekehrt laufen? Dass Bayern schlagbar ist, hat dieser Supercup gezeigt.