Drogenboss-Leiche entführt
10. Oktober 2012Nach der Tötung von Heriberto Lazcano (Artikelbild), der zu den meistgesuchten Kriminellen Mexikos zählte, haben sich die Behörden nach eigenen Angaben dessen Leiche stehlen lassen. Eine Gruppe bewaffneter Männer habe ein Bestattungsinstitut überfallen und zwei Leichen mitgenommen, teilte der Generalstaatsanwalt im Staat Coahuila, Homero Ramos, mit. Zuvor hatte die Armee bestätigt, dass es sich bei einem der in einem Feuergefecht mit Soldaten erschossenen Männer um Lazcano handele. Das habe ein Abgleich genommener Fingerabdrücke mit einer forensischen Datenbank gezeigt.
Was geschah?
Mit dem Diebstahl der Leiche Lazcanos bekommt der wichtige Schlag gegen das berüchtigte Drogenkartell "Los Zetas" einen ebenso peinlichen wie bizarren Beigeschmack. Denn nun dürfte der Fall weitere Spekulationen darüber nähren, was mit Lazcano tatsächlich passierte.
Laut Generalstaatsanwalt Ramos kam es zu der tödlichen Schießerei am Rande eines Baseballspiels in der Nähe der Ortschaft Progreso bei Laredo, etwa 125 Kilometer von der texanischen Grenze entfernt. Die Streitkräfte hätten am Sonntag eine Patrouille dorthin entsandt, nachdem Beschwerden über bewaffnete Männer in dem Gebiet eingegangen seien. Die Soldaten seien aus einem fahrenden Wagen heraus mit Granaten beworfen worden, erklärte die Armee weiter. Bei einem anschließenden Feuergefecht seien dann zwei Angreifer getötet worden. Im Fahrzeug der Männer stellten die Behörden unter anderem einen Granatwerfer, zwölf Granaten und zwei Gewehre sicher.
Opfer eines Machtkampfes?
Der auch als "Der Henker" bekannte Lazcano wird für mehrere hundert Morde verantwortlich gemacht. Er hatte einst das "Los Zetas"-Kartell zusammen mit anderen Deserteuren einer militärischen Eliteeinheit gegründet. Die Bande ist nicht nur im Drogenhandel aktiv, sie erpresst auch Migranten auf deren Weg in die USA. Außerdem verlangt sie von Kasinos, Restaurants, Hotels und Nachtbars Schutzgeld. Mittlerweile hat das Kartell seinen Einfluss über den gesamten Osten Mexikos bis nach Guatemala und in andere Länder Mittelamerikas ausgedehnt.
Auf Lazcano hatten die USA und Mexiko ein Kopfgeld von insgesamt mehr als sieben Millionen Dollar ausgesetzt. Nach Geheimdienstinformationen tobt seit Monaten ein Machtkampf in der Führung der Organisation.
wa/det (dapd, afp, dpa)