Drohnen töteten US-Terrorverdächtige
23. Mai 2013Das Weiße Haus hat sich erstmals öffentlich zur gezielten Tötung des radikal-islamischen US-Geistlichen Anwar al-Awlaki vor eineinhalb Jahren im Jemen geäußert. Awlaki sei bei einem Anti-Terror-Einsatz gegen Al Kaida und ihre Verbündeten im September 2011 getötet worden, teilte US-Justizminister Eric Holder in einem Schreiben an den Kongress in Washington mit.
Er verteidigte die Tötung mit einer Drohne (Artikelbild) als "angemessen, rechtmäßig und überlegt". Der radikale Prediger sei in die Planung und Ausführung von Terrorangriffen auf die USA verwickelt gewesen, führte Holder aus. Unter anderem sei der fehlgeschlagene Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug an Weihnachten 2009, bei dem ein Nigerianer eine in seiner Unterhose versteckte Bombe zünden wollte, von Awlaki erdacht worden.
Der militante Geistliche habe "wiederholt seine Absicht klar gemacht, US-Bürger anzugreifen, und seine Hoffnung geäußert, dass diese Attacken Amerikanern das Leben kosten würden", ergänzte Holder.
Bei dem Angriff auf das ranghohe Al-Kaida-Mitglied war ein weiterer US-Bürger, Samir Khan, getötet worden. Die Tötung mit einer Drohne - obwohl lange unbestätigt - hatte heftige Debatten in Amerika ausgelöst, weil weder Awlaki noch Khan wegen eines Verbrechens offiziell angeklagt worden waren.
Weitere Drohnenangriffe
Holder bestätigte in dem Schreiben an die Parlamentarier auch die Tötung von Abdulrahman al-Awlaki, dem 16-jährigen Sohn des radikalen Geistlichen, bei einem weiteren Anti-Terror-Einsatz. Der Teenager wurde etwa zwei Wochen nach seinem Vater in Pakistan getötet. Außerdem gab die US-Regierung die Tötung von Jude Kenan Mohammed bekannt, der auf der FBI-Liste der meistgesuchten Terroristen stand. Mohammed war beschuldigt worden, zum zehnten Jahrestag der Terror-Anschläge vom 11. September 2001, Anschläge auf Brücken und Tunnel in New York geplant zu haben. Holder betonte, Khan, Mohammed und der Awlaki-Sohn seien aber nicht gezielt getötet worden.
Obama hät Rede über US-Strategie
Die offizielle Bestätigung der Tötung eigener Staatsbürger mit Drohnen erfolgte einen Tag, bevor Präsident Barack Obama eine Rede über seine Strategie im Kampf gegen den Terrorismus hält.
Vor der Universität des US-Militärs in Washington will Obama über "den politischen und rechtlichen Rahmen" für das Vorgehen gegen extremistische Bedrohungen sprechen. Nach Angaben des Weißen Hauses wird der Präsident auch seinen Standpunkt zum Einsatz bewaffneter Drohnen erläutern.
Die Tötung Terrorverdächtiger "per Fernsteuerung" stößt in den USA auf wachsende Kritik. Auch immer mehr Strategen des US-Militärs befürchten, dass die Einsätze anti-amerikanischen Stimmungen weiter Nahrung geben und damit den Terroristen in die Hände spielen. Immer wieder waren in der Vergangenheit auch unbescholtene Bürger, die sich zufällig in der Nähe der Einsatzorte aufhielten, getötet worden. Das gelte insbesondere für Pakistan, erläuterte Akbar Ahmed, Autor der Studie "The Thistle and the Drone" (Die Distel und die Drone).
Nach Informationen der Zeitung "New York Times" ging die Zahl der US-Angriffe mit Drohnen in letzter Zeit deutlich zurück. Gab es in Pakistan 2010 nach Angaben der privaten Organisation "Long War Journal" noch 117 solche Einsätze, wurden 2012 lediglich 46 gezählt.
se/GD (afp, ape, dpa, rtr, NYT)