Dubiose Geldtransfers an Bolsonaros Sohn
22. Januar 2019Es ist derzeit das Top-Thema in Brasilien: Die dortige Staatliche Behörde zur Bekämpfung von Finanzkriminalität (COAF) untersucht eine Reihe von dubiosen Geldzahlungen auf das Konto von Flávio Bolsonaro, Sohn des Präsidenten Jair Bolsonaro. Wie der Sender Globo berichtete, seien auf Flávio Bolsonaros Konto umgerechnet insgesamt 22.500 Euro eingezahlt worden. Es handele sich um 48 Einzelzahlungen, die zwischen Juni und Juli 2017 erfolgten.
Flávio Bolsonaro, der am 1. Februar ein Amt als Senator für Rio de Janeiro antreten will, war damals bereits Abgeordneter des Bundesstaates. Wer das Geld einzahlte, ist demnach unklar. Der Vorgang sei verdächtig, weil 48 Mal immer die gleiche Summe bei einer Bank im Regionalparlament von Rio eingezahlt worden sei, so Globo unter Berufung auf die COAF. Flávio Bolsonaro erklärte, er sei Opfer einer "Verfolgung". "Es gibt keine Geheimnisse, alles ist deklariert und belegt worden", so der 37-Jährige: "Wenn das etwas Illegales wäre, denken Sie, ich würde das Geld auf meinem Konto deponieren?"
Es ist nicht das erste Mal, dass Familienangehörige des brasilianischen Präsidenten im Zusammenhang mit verdächtigen Geldflüssen auffallen. Im vergangenen Jahr hatten die Finanzermittler "untypische Transaktionen" auf dem Konto des ehemaligen Chauffeurs und Bodyguards von Flávio Bolsonaro, Fabrício José de Queiroz, festgestellt. Queiroz soll in den Jahren 2016 und 2017 umgerechnet rund 270.000 Euro an den Sohn und die Ehefrau des heutigen Präsidenten gezahlt haben - diese Summe überstieg das Einkommen des Ex-Chauffeurs deutlich. Allerdings verfügte das Oberste Gericht Brasiliens vergangene Woche die vorläufige Einstellung der Ermittlungen.
Fast alle Parteien von Korruption betroffen
Für den seit Anfang des Monats amtierenden Präsidenten sind die Vorgänge unangenehm, hat der ultrarechte Ex-Militär die Wahlen doch mit dem Versprechen gewonnen, einen harten Kampf gegen Korruption und Kriminalität zu führen. Bolsonaro machte den prominentesten Korruptionsermittler des Landes zu seinem Justizminister - den Richter Sergio Moro, der die Ermittlungen zum Korruptionsskandal "Lava Jato" maßgeblich vorangetrieben und Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in erster Instanz wegen Bestechlichkeit zu einer Freiheitsstrafe verurteilt hat.
Die Wut vieler Brasilianer über die weit verbreitete Korruption hatte maßgeblich zum Wahlerfolg Jair Bolsonaros beigetragen. In der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas sind Politiker über alle Parteigrenzen hinweg in Schmiergeldaffären verwickelt. Jahrelang war es in Brasilien üblich, dass Unternehmen Millionenbeträge an Politiker und Funktionäre zahlen mussten, um an lukrative öffentliche Aufträge zu kommen.
ie/djo (dpa, afp)