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"Dumme Regime verstehen keine Bücher"

23. Mai 2006

Unter dem Motto "Schreiben in friedloser Welt" will der 72. Internationale PEN-Kongress bis 28. Mai in Berlin ein Zeichen gegen die weltweite Unterdrückung von Schriftstellern setzen.

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Johano Strasser und Jiri GrusaBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

"Es gibt Länder wie Iran, Türkei oder Kuba, die sperren Autoren wegen ihrer Bücher ein", sagte Jiri Grusa, Präsident der internationalen Schriftstellervereinigung, zum Auftakt des Kongresses. Dabei seien die Bücher wundervoll - die "dummen Regime" würden sie aber nicht verstehen. Nicht einmal in Europa sei alles in Ordnung, meinte der PEN-Präsident mit Blick auf Russland.

Die Freiheit des Wortes

PEN Logo

Eines der Hauptthemen auf den Tagungen sei die Freiheit des Wortes, erklärte Grusa. Weltweit gebe es 1000 Autoren, die attackiert würden, sagte der 67-Jährige, der vor 24 Jahren während eines Deutschland-Aufenthaltes von der Tschechoslowakei ausgebürgert wurde. 37 seien im vergangenen Jahr getötet worden, über 200 säßen in Gefängnissen mit Strafen von mehr als 20 Jahren. Natürlich sei sich der 1921 in London gegründete PEN (Poets, Essayists, Novelists - Dichter, Essayisten, Romanciers) mit seinen weltweit 18.000 Mitgliedern bewusst, keine politische Organisation zu sein. Aber wichtig sei, dass diese Dinge überhaupt thematisiert würden.

Bundespräsident Horst Köhler und Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass haben die Tagung am Dienstag (23.5.) offiziell eröffnet. Am Mittwoch sind die Literaten bei Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gast. Der letzte internationale PEN-Kongress in Deutschland war 1986 in Hamburg.

Fest der Literatur

Rund 450 Teilnehmer aus 80 Ländern widmen sich diesmal Themen wie der Verfolgung von Autoren, repressiven Pressegesetzen und vorgeschobenen Diffamierungsklagen. Grusa wird aller Voraussicht nach als PEN-Präsident wieder gewählt. Neben dem interkulturellen Dialog stehen bei dem Kongress auch sechs öffentliche Veranstaltungen mit 50 Autoren auf dem Programm. "Wir werden nicht nur Probleme wälzen, sondern es soll auch ein Fest der Literatur werden", sagte der deutsche PEN-Präsident Johano Strasser.

Nadine Gordimer
Nadine GordimerBild: AP

Der Schwerpunkt liegt bei internationalen Autoren, darunter sind die Nobelpreisträgerin Nadine Gordimer, Margriet de Moor, Peter Nadas, A.L. Kennedy und Per Olov Enquist. Ein Abend mit dem Titel "Ach, Sie schreiben deutsch?" stellt Autoren wie Zsuzsa Bank und Yoko Tawada vor, die als Schriftsteller mit ausländischen Wurzeln in Deutschland ihre literarische Heimat haben.

Afrika im Fokus

Im Mittelpunkt des Kongresses wird aber Afrika stehen. "Afrika kommt bei uns immer nur vor, wenn es Schlächtereien oder Naturkatastrophen gibt", sagte Strasser. Dass es aber auch eine tolle Literaturszene gebe, "nehmen wir viel zu wenig wahr". An einem Abend werden afrikanische Autoren vorgestellt. Ein Höhepunkt ist außerdem die "lange Nacht der Weltliteratur" in der Akademie der Künste im Hanseatenweg.

Erst zum dritten Mal findet der Kongress in Deutschland statt: 1926 in Berlin, vor 20 Jahren in Hamburg. Der nächste Kongress soll 2007 im Senegal stattfinden. Wichtigste Aufgabe der PEN-Mitglieder ist, Schriftsteller vor Verfolgung zu schützen und für die Freiheit der Meinungsäußerung einzutreten. (wga)