Dutzende Kinder in Industriegebiet in Chile vergiftet
8. Juni 2022In einer von Schwerindustrie geprägten Region in Chile zeigen Dutzende Kinder Vergiftungserscheinungen durch eingeatmete Gase. 50 Kinder und 25 Lehrer in mehreren Schulen hätten über Übelkeit, Atembeschwerden, Kopfschmerzen, juckende Augen und einen metallischen Geschmack im Mund geklagt, teilte die Stadtverwaltung von Quintero an der chilenischen Pazifikküste mit. Zwölf Kinder und vier Erwachsene seien ins Krankenhaus gebracht worden.
In der Region Valparaíso gibt es zahlreiche Industrieanlagen wie Wärmekraftwerke, Raffinerien, Chemie-und Zementfabriken. In lokalen Medien wird die Region als "chilenisches Tschernobyl" bezeichnet. "Wir hatten eine Schwefeldioxid-Konzentration, die fünfmal über dem zulässigen Höchstwert lag", sagte Bürgermeister Rubén Gutiérrez. "Die Gemeinden Quintero und Puchuncaví haben dies jahrzehntelang toleriert, aber das muss ein Ende haben", betonte Gutiérrez. Die Regionalregierung verhängte den Umweltnotstand in den beiden Städten. Die dortigen Schulen wurden geschlossen.
Die chilenische Regierung hatte 1958 beschlossen, die Region in ein Industriezentrum umzuwandeln. Die Umweltverschmutzung nahm seitdem erheblich zu. Der Gouverneur von Valparaíso, Rodrigo Mundaca, forderte angesichts der Vergiftungen dazu auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
kle/ie (afp, dpa)