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Ebadi: "Zeit für Einigung über Menschenrechte"

Sharam Ahadi | Mitra Shodjaie29. Juli 2015

Nach Beilegung des Atomstreits mit dem Iran können sich die westlichen Regierungen Themen wie Menschenrechten widmen, so die iranische Menschenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi im Interview mit DW.

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Shirin Ebadi Konferenz in Estoril ARCHIV 2013
Bild: picture-alliance/dpa/Miguel A. Lopes

DW: Frau Ebadi, es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, wie die Atomeinigung mit dem Iran die Menschenrechtssituation dort beeinflussen wird. Manche erwarten eine positive Auswirkung und gesellschaftliche Öffnung. Andere gehen davon aus, dass sich die Lage verschlechtert. Was ist Ihre Einschätzung?

Shirin Ebadi: Ich glaube, dass sich die Menschenrechtslage verbessern wird. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass mehr Informationen diesbezüglich an die Öffentlichkeit gelangen und auch dass die Menschenrechtler im Iran und außerhalb des Landes aktiver werden.

Durch die Aufhebung der Sanktionen wird sich die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung verbessern. Und so haben die Menschen mehr Zeit, sich mit Themen wie Menschenrechten und politischen Gefangenen zu beschäftigen.

Welche Rolle können der Westen und die westlichen Medien dabei spielen?

Wenn westliche Regierungen mit dem Iran über wirtschaftliche Beziehungen verhandeln, können sie auch die Menschenrechtsproblematik ansprechen. Jedes Land setzt sich für die eigenen Interessen ein. Die Regierungen möchten aber auch die Wählerschaft auf ihrer Seite haben und ihre Zustimmung gewinnen.

Wenn wir als Menschenrechtler die öffentliche Meinungsbildung in westlichen Ländern mehr beeinflussen und sie mehr für das Thema Menschenrechte im Iran interessieren, kann das auch die Einstellung der Regierungen beeinflussen und sie dazu bewegen, solche Themen ernst zu nehmen.

Sie glauben nicht, dass der Westen aufgrund der erzielten Atomeinigung das Thema der Menschenrechte im Iran vernachlässigt?

Nein. Ich bin der Meinung, dass diese Einigung die Sensibilität des Westens bezüglich der Menschenrechtslage im Iran erhöht und den Weg dafür ebnet, entsprechende Gespräche zu diesem Thema zu führen. Das erfordert eine zunehmende Aufklärung und mehr Informationsfluss. Das ist die Aufgabe der Menschenrechtler, die im Iran und außerhalb des Landes aktiv sind.

Seit der "Grünen Bewegung" sitzen die beiden Anführer Hossein Mussawi und Mehdi Karrubi im Hausarrest. Der iranische Präsident Ruhani hatte im Wahlkampf versprochen, die Menschenrechte im Lande zu verbessern. Er könnte beide Anhänger der Reformbewegung freilassen, oder?

Das hoff ich. Nach der Einigung waren die Straßen voll von jubelnden Menschen. Es ist jetzt Zeit für eine "Einigung über die Menschenrechtsfragen". Jetzt, wo der Atomstreit beigelegt ist, sollte der Westen mehr an die Menschen im Iran denken.