Ebola breitet sich weiter aus
9. April 2014Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt Alarm: Die derzeitige Ebola-Epidemie gehöre zu den schlimmsten jemals registrierten Ausbrüchen des Virus. Bislang gibt es demnach allein in Guinea 101 Tote und 157 Verdachtsfälle. Im Nachbarland Liberia sind zehn Menschen an dem Virus gestorben, 21 sind infiziert. Rund 65 Prozent der in den vergangenen Wochen Erkrankten hätten die Krankheit nicht überlebt, berichtet WHO-Sprecher Tarik Jasarevic. Gegen die Virusinfektion gibt es keine Impfung, kein Medikament. Trotzdem: Je früher Ebola erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen. "Wichtig ist, dass die Menschen einen Verdachtsfall sofort melden", so Jasarevic. Das verringere auch das Risiko, dass sich noch mehr Menschen anstecken.
Drei Wochen ist es her, dass die Nachricht vom Ebola-Ausbruch um die Welt ging. Die ersten Fälle hatte es bereits im Februar gegeben, in den südlichen Waldgebieten des Landes. Wenige Wochen später erreichte die Epidemie die Hauptstadt Conakry.
Es ist der erste Ebola-Ausbruch in Westafrika und er stellt die internationalen Helfer vor immense Herausforderungen: "Im Gegensatz zu vorherigen Ausbrüchen beschränken sich die Ansteckungen nicht auf einzelne Orte, sondern wir haben Erkrankungen in ganz unterschiedlichen Teilen des Landes", so Jasarevic. "Die Schwierigkeit ist, hierfür genügend Ressourcen und Partner zu mobilisieren."
Wildfleisch als Auslöser?
Ebola wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Die Symptome der Krankheit gleichen zunächst denen von Grippe oder Malaria: Zwischen zwei und 21 Tagen nach der Infektion beginnen sich die Erkrankten schwach zu fühlen, sie bekommen Kopf- und Muskelschmerzen, Schüttelfrost. Es folgt hohes Fieber, das mit Durchfall und Erbrechen einhergeht. Schwere innere Blutungen, insbesondere des Magen-Darm-Kanals, der Milz und der Lunge, führen schließlich zum Tod der Infizierten. Bislang ist Ebola nur im zentralen Afrika aufgetreten, etwa im Sudan, im Kongo oder in Uganda. Benannt wurde die Krankheit nach einem Fluss in der Demokratischen Republik Kongo, wo sie 1976 entdeckt wurde. Seitdem gab es laut der WHO rund 15 Epidemien in Afrika mit insgesamt mehr als 1300 Toten.
Nicht nur Menschen, sondern auch wilde Tiere, wie zum Beispiel Gorillas oder Schimpansen, können sich mit dem Virus infizieren. Vieles deutet darauf hin, dass eine bestimmte Fledermausart der Hauptträger des Erregers ist. "In West- und Zentralafrika gibt es viele Menschen, die auf Proteine von Wildfleisch angewiesen sind", erzählt Sébastien Calvignac-Spencer, Wissenschaftler am Robert-Koch-Institut in Berlin. Durch den Verzehr von Wild übertrage sich das Virus auf den Menschen, so die Theorie. In der Elfenbeinküste hat die Regierung als Reaktion auf den aktuellen Ausbruch im Nachbarland den Verkauf und Konsum von Wild verboten.
Lokale Behörden sind überfordert
Guinea und Liberia haben kaum Erfahrung im Kampf gegen Ebola. Es fehlt an Ärzten, Krankenschwestern und Sanitätern. Internationale Hilfsorganisationen sind rund um die Uhr im Einsatz, um einer weiteren Ausbreitung der Krankheit gegenzusteuern. Sie recherchieren vor Ort, mit wem die Infizierten in Kontakt gekommen sind, denn viele Menschen haben sich auf Reisen angesteckt. Sie betreuen Beerdigungen von Ebola-Opfern, denn schon das Berühren des Leichnams überträgt den Erreger. "Wir müssen den Menschen beibringen, wie sie sich schützen können", so WHO-Sprecher Jasarevic.
Gleichzeitig warnt er vor übertriebener Panikmache: "Es ist eine Krankheit, die wir kontrollieren können", so Jasarevic. "Wir müssen uns alle anstrengen, die nötigen Maßnahmen zu treffen und die richtige Botschaft nach außen tragen, damit es keine unnötigen Restriktionen gegenüber Guinea gibt, wie etwa die Schließung der Grenzen." Guinea steht auf Platz 178 von 186 Ländern des Human Development Index und ist damit eines der ärmsten Länder der Erde. Übereilte Reaktionen auf die Ebola-Fälle könnten das Land weiter ins Abseits stellen.