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Ebola und kein Ende?

Gudrun Heise10. Juli 2015

In Liberia gibt es neue Ebola-Infizierte. Erst im Mai hatte die WHO das Land für Ebola-frei erklärt. Die Gesundheitssysteme sind überfordert. Können sie Ebola überhaupt in den Griff bekommen?

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Afrika Ebola in Liberia (Symbolbild) (Foto: ZOOM DOSSO/AFP/Getty Images)
Bild: Z. Dosso/AFP/Getty Images

"Internationaler Gesundheitsnotfall" - so stuft die WHO die Ebola-Epidemie in Westafrika nach wie vor ein, auch wenn es immer weniger Neuinfektionen gibt. Für Maximilian Gertler von "Ärzte ohne Grenzen" ist das noch lange kein Grund unvorsichtig zu werden. Die neuen Fälle in Liberia demonstrierten, wie viel Explosivität in Ebola stecke. "Die jetzige Situation zeigt, dass wir noch nicht genug tun. In den letzten Wochen gibt es zwar nur noch zweistellige Zahlen von Neuerkrankungen. Bei der Hälfte der Fälle wissen wir aber nicht, wo sich diese Menschen angesteckt haben." Das ist für Gertler besorgniserregend. Wenn der Ursprung der Infektion nicht klar ist und die infizierte Person nicht isoliert werden kann, besteht die Gefahr, dass sich mehr Menschen infizieren und der gefährliche Kreislauf wieder anfängt.

Max Gertler von "Ärzte ohne Grenzen" ist Epidemiologe und Internist und war etliche Monate im Ebola-Gebiet (Foto: Ärzte ohne Grenzen)
Maximilian Gertler von "Ärzte ohne Grenzen" war etliche Monate im Ebola-GebietBild: Ärzte ohne Grenzen

Immer wieder neue Probleme

Seit dem Ausbruch der Epidemie haben verschiedene Organisationen geholfen, Isolierstationen aufzubauen und einzurichten und damit die Versorgung der Menschen vor Ort verbessert. Viele Einwohner in den betroffenen Gebieten aber haben mittlerweile Angst davor, bei ersten Anzeichen einer Infektion in Gesundheitszentren zu gehen und sich untersuchen zu lassen. Schließlich könnte die Diagnose in der Tat "Ebola" lauten. Das könnte dann aber durchaus eine Fehldiagnose sein. Dann nämlich, wenn die Patienten nicht an Ebola, sondern an Malaria erkrankt sind.

Die ersten Symptome ähneln sich: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. "Diese Verwechslungen können in beide Richtungen gehen: Verdacht auf Ebola, aber in Wahrheit ist es Malaria, die nicht behandelt wird. Oder aber Menschen werden auf Malaria hin behandelt, aber in Wahrheit ist es Ebola", erklärt Gertler. Das Personal sei eben oft nicht ausreichend qualifiziert. Das bedeutet, dass Patienten auch in einem Krankenhaus nicht unbedingt ausreichend und gut versorgt würden, gibt Jürgen May vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin zu bedenken. Es mangelt an medizinischem Personal.

Jürgen May Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, epidemiologe, Porträtfoto (Foto: BNI)
Jürgen May ist Epidemiologe am Bernhard-Nocht-Institut für TropenmedizinBild: privat

"In Liberia waren zum Beispiel vor dem Ebola-Ausbruch gerade mal 52 Ärzte im gesamten Land registriert. In einem Land, in dem über vier Millionen Menschen leben." Dabei sind vor allem die betroffen, die auf dem Land leben. Die Gefahr, dass sie sich infizieren, die Infektion aber nicht erkannt wird und sich das Virus so weiter verbreiten kann, ist dort besonders groß. Menschen engmaschig zu kontrollieren und Daten zu erfassen, ist gerade dort schwierig.

Note "mangelhaft" für Gesundheitssysteme

Schon vor dem Ausbruch der Epidemie waren die Gesundheitssysteme in den betroffenen Ländern mangelhaft. Das hat sich durch die Epidemie weiter verschlimmert. Etwa 800 Mitarbeiter, die in den Ebola-Gebieten als medizinisches Personal arbeiteten, haben sich infiziert, rund 500 sind gestorben. Ein schwerer Schlag für die Gesundheitszentren und die medizinische Versorgung. "Wir hatten letztes Jahr eine Katastrophe, und monatelang hat die Welt zugeschaut, wie sich dieser Ausbruch immer weiter ausgebreitet hat", sagt Gertler. "Man muss die Manpower haben, um qualifiziertes Personal in die Gebiete zu bringen. Und in der westlichen Welt haben wir ja schließlich Ärzte und Epidemiologen." Für die einzelnen Schritte und wie Maßnahmen letztendlich umgesetzt werden sollen, dafür seien die jeweiligen Regierungen und die WHO zuständig. Gertlers eindringlicher Appell: Jeder einzelne Fall von Ebola muss dringend rechtzeitig erkannt und der Patient entsprechend isoliert werden.

Manpower, Logistik, Personal ausbilden, Labore einrichten, Krankenhäuser besser ausstatten - all das kostet Geld. Die Länder, in denen Geld vorhanden ist, müssten sich am Aufbau der Gesundheitssysteme beteiligen und daran, die bestehende Situation zu verbessern, so May. "Man hätte mehr Geld in die Gesundheitssysteme stecken müssen. Das ist ein Problem, das seit vielen Jahren im gesamten Gebiet um das äquatoriale Afrika und Sub-Sahara-Afrika existiert und wahrscheinlich auch noch viele Jahre existieren wird. Für die Zukunft kann das nur heißen: Wir müssen helfen, die Gesundheitssysteme zu stärken." Malaria ist das prägnanteste Beispiel dafür, dass Ebola alle anderen Erkrankungen in den Hintergrund gedrängt hat. Moskitonetze und vorbeugende Medikamente wurden nur noch eingeschränkt verteilt. Fast 11.000 zusätzliche Malariafälle in Westafrika waren die Folge.

Liberia Ebola ländliche Gebiete, Helfer in Schutzkleidung (Foto: DOMINIQUE FAGET/AFP/Getty Images)
In ländlichen Gebieten ist die medizinische Versorgung besonders schwierig.Bild: Dominique Faget/AFP/Getty Images


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