Ecuador wählt nach Gewaltakten neues Staatsoberhaupt
20. August 2023Acht Kandidaten bewerben sich bei den vorgezogenen Wahlen an diesem Sonntag in Ecuador um das höchste Amt im Staat. Als Favoriten gelten die Linkspolitikerin Luisa González aus dem Lager von Ex-Präsident Rafael Correa, der indigene Umweltaktivist Yaku Pérez und der deutschstämmige frühere Vizepräsident Otto Sonnenholzner. Neben dem Präsidenten wählen die Ecuadorianer auch die Abgeordneten der Nationalversammlung. Parallel dazu gibt es zwei Volksentscheide zur Ölförderung im Yasuní-Nationalpark im Amazonasgebiet und zum Bergbau in den Nebelwäldern des Chocó Andino.
Der drastische Anstieg der Gewalt und die Wirtschaftskrise im Land dominierten auch den Wahlkampf. "Der neue Präsident muss Dinge vorschlagen, die real sind, und nicht nur nicht nur Worthülsen verbreiten", forderte der 18-jährige Universitätsstudent Menaly Luge. "Unser Land leidet unter einer Wirtschaftskrise und so viel Kriminalität. (...) Wir brauchen mehr Chancen für junge Leute, wir wollen nicht auswandern." Er will seine Stimme der oppositionellen Partei Construye (Baue) geben, deren Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio vor eineinhalb Wochen nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito erschossen worden war.
Villavicencio lag vor seiner Ermordung in Umfragen auf Platz zwei. Als Journalist und Abgeordneter hatte er immer wieder die weitverbreitete Korruption in dem südamerikanischen Land kritisiert und der Politik Verbindungen zur organisierten Kriminalität vorgeworfen. Seine Partei präsentierte den Investigativjournalisten Christian Zurita als neuen Kandidaten.
Todesdrohungen gegen Zurita
Nach seiner Nominierung erhielt Ersatzkandidat Zurita nach eigenen Angaben Todesdrohungen in den sozialen Netzwerken. "Die Drohungen gegen mein Leben und mein Team werden uns nicht aufhalten, aber sie zwingen uns zu stärkeren Sicherheitsvorkehrungen", schrieb er im Onlinedienst X, dem früheren Twitter. Seine Partei Construye habe Behörden und Wahlbeobachter informiert.
Erreicht bei der Präsidentschaftswahl keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit oder mindestens 40 Prozent der Stimmen mit zehn Prozentpunkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten, kommt es am 15. Oktober zur Stichwahl. Zur Stimmabgabe aufgerufen sind rund 13,4 Millionen Ecuadorianer.
Die vorgezogenen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen waren notwendig geworden, weil der konservative Staatschef Guillermo Lasso inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens wegen mutmaßlicher Unterschlagung gegen ihn die Nationalversammlung aufgelöst hatte.
se/haz (dpa, rtr, epd, afp, ap)