Eddy Merckx: Momente im Leben des Rad-Kannibalen
Ein Leben für das Rad: Eddy Merckx feiert blickt zurück auf eine beeindruckende Laufbahn. Seine große Bühne war die Tour de France, bei der er Höhen und Tiefen erlebte.
Are you r'Eddy?
Er ist ein Stehaufmännchen: Nach einem schweren Sturz im Oktober 2019 ist Eddy Merckx zu seinem 75. Geburtstag wieder wohlauf: "Ich kann mich nicht beschweren. Ich fahre so zwei, dreimal die Woche Rad", erzählt die belgische Radikone dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Beim Start der Tour de France 2019 in Brüssel (Foto) huldigen die Belgier Merckx mit Sprechchören und Plakaten: "Are you r'Eddy?".
Vom Anfänger zum Weltmeister
Aufgewachsen als Sohn eines Lebensmittelhändlers, probiert Merckx erst andere Sportarten aus: Fußball, Basketball und Schwimmen. Mit 16 Jahren bestreitet er sein erstes Radrennen. Drei Jahre später gewinnt er überraschend die Straßen-WM der Amateure. Bis heute ist er der jüngste Titelträger aller Zeiten. 1971 (Foto) holt er sich in Mendrisio schon den zweiten WM-Titel bei den Profis.
Vorstoß in andere Sphären
Beim Giro d’Italia 1969 wird Merckx wegen mutmaßlichen Dopings als Führender aus dem Rennen genommen. Grimmig entschlossen startet er bei der folgenden Tour de France. Er gewinnt sechs Etappen und hat im Ziel in Paris (Foto) knapp 18 Minuten Vorsprung auf den Zweiten. Darüberhinaus entscheidet er auch Punkte-, Bergpreis- und Kombinationswertung für sich. Ein bis heute einzigartiger Erfolg.
Bestmarke für knapp 30 Jahre
1972 schafft der Belgier im Trikot des italienischen Teams Molteni erneut das Double und gewinnt Giro und Tour. Im Oktober wagt er einen Angriff auf den Stundenweltrekord. In der Höhe von Mexiko City kurbelt er in 60 Minuten 49,431 Kilometer weit. Unter vergleichbaren technischen Bedingungen kann erst Christ Boardman diesen Rekord brechen - 28 Jahre später.
Siegreich bei allen Grand Tours
Unbedingter Siegeswille macht aus Merckx den "Kannibalen" - sein nicht gerade schmeichelhafter Spitzname. Als einer der wenigen Radsportler gewinnt er alle drei großen Rundfahrten. Bei der Vuelta triumphiert er 1972, die Tour gewinnt er fünf Mal. Ebenso oft gewinnt er den Giro d’Italia. Zum ersten Mal bringt er das Rosa Trikot 1968 (Foto) ins Ziel.
Durch die Hölle des Nordens
Sein Hunger auf Siege beschränkt sich aber nicht nur auf Rundfahrten. Er gewinnt Sechstage-Rennen auf der Bahn und ist bei den Klassikern erfolgreich. Bei seinem Lieblingsrennen Mailand-Sanremo ist er sieben Mal der Schnellste. Auf den holprigen Pisten von Paris-Roubaix (Foto) lässt er das Feld drei Mal hinter sich.
Kein sauberer Held
Doch seine glänzende Karriere hat auch dunkle Flecken: 1969 wird er aufgrund bis heute nicht geklärter Manipulationsvorwürfe vom Giro ausgeschlossen. "Ich bin überzeugt, dass ich Opfer eines Komplotts war", sagte er dazu später. 1973 und 1977 (Foto von Lüttich-Bastogne-Lüttich) wird er jedoch erneut positiv getestet. 1978 trat er zurück. Seinem Ruf in Belgien haben die Dopingfälle nicht geschadet.
Auch ein Eddy Merckx kennt Grenzen
Leichtfüßig, dominant, unbezwingbar. So mögen die Fans den Belgier. 1970 erleben sie bei der Tour eine andere Seite. Merckx gewinnt zwar auf dem Mont Ventoux, doch oben auf dem Gipfel zwingt ihn der Riese der Provence in die Knie. Merckx ist völlig erschöpft und muss von Sanitätern mit Sauerstoff versorgt werden. Die Tour gewinnt er am Ende dennoch.
Merckx wird zur Marke
Nach seiner aktiven Karriere baut Merckx eine Firma für Rennräder auf und stattet medienwirksam auch Stars wie Michael Schumacher aus (Foto). 2008 verkauft der erfolgreiche Unternehmer die Mehrheitsanteile der Firma und lässt es ruhiger angehen. Seit 2013 muss Belgiens Sportler des Jahrhunderts einen Herzschrittmacher tragen.
Zu große Fußstapfen für den Sohn
Was tut man als Sohn einer Sportlegende? Eddy Merckx' Sohn Axel entscheidet sich für den naheliegenden, aber schweren Weg - er eifert seinem Vater nach. Der junge Merckx fährt dabei durchaus gute Resultate ein: Olympia-Bronze, Zehnter der Tour, ein Etappensieg beim Giro. Von den Leistungen seines Vaters trennten Axel jedoch Welten. Bei einem Paarzeitfahren 2004 (Foto) hatte er die Nase aber vorn.
Auch als Rentner immer vorne dabei
Nach seinem Rücktritt bleibt Eddy Merckx im Radsport: Als Nationaltrainer Belgiens, als Repräsentant, als Rennveranstalter, als Experte in den Medien und vor allem als Eddy Merckx. Natürlich ist er auch dabei, als die Tour de France 2019 seine Heimat Belgien besucht - und zwar ganz vorne an der Spitze des Rennens.