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Konflikte

Prozessbeginn gegen ehemalige FARC-Rebellen

14. Juli 2018

Rund eineinhalb Jahre nach dem historischen Friedensvertrag in Kolumbien hat ein Sondergericht seine Arbeit aufgenommen. Geständigen Ex-Kämpfern winken milde Strafen - das stößt auf Widerstand.

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Kolumbien Friedenstribunal Londono Farc
Bild: Getty Images/AFP/R. Arboleda

Zu Beginn seines Prozesses hat der Chef der ehemaligen "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (FARC), Rodrigo Londoño (Artikelbild), die Opfer von Übergriffen der Guerilla um Vergebung gebeten. Er werde sich bemühen, das "Unmögliche" zu schaffen, damit sie "die Wahrheit" über das Geschehene erfahren könnten. Die FARC akzeptiere die Verantwortung, die sie trage, fügte Londoño hinzu.

Neben dem ehemaligen Anführer müssen sich rund 30 weitere Kommandeure der Rebellen-Organisation vor Gericht verantworten. Wie Londoño erschienen einige ranghohe Ex-Mitglieder in der Hauptstadt Bogotá im Sitz des Sondergerichts für den Frieden (JEP). Andere ließen sich durch Anwälte vertreten oder waren per Video zugeschaltet.

Strafnachlass für Geständnis

Zunächst wurden die früheren Rebellen-Anführer lediglich mit den Vorwürfen konfrontiert. Sollten sie im Laufe des Verfahrens ihre Taten einräumen, werden ihnen erhebliche Strafnachlässe gewährt. Die Höchststrafe beträgt dann acht Jahre Gefängnis. Uneinsichtige Kämpfer müssen dagegen mit bis zu 20 Jahren Haft rechnen.

Doch das JEP kann auch andere Sanktionen verhängen. Beispielsweise ist denkbar, dass ehemalige FARC-Chefs ihre Strafen in landwirtschaftlichen Kooperativen verbüßen. Wegen der relativ milden Strafen selbst für schwerste Verbrechen ist das Friedensabkommen in Kolumbien äußerst umstritten.

Teil des Friedensvertrags

In dem ersten Verfahren geht es um bis zu 8500 Entführungen in den Jahren 1993 bis 2012. Die FARC-Kämpfer verschleppten Tausende Menschen, um mit den Lösegeldern ihren bewaffneten Kampf gegen den Staat zu finanzieren. Insgesamt sollen sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf diese Weise und mit Drogenschmuggel mehr als 1,25 Milliarden US-Dollar eingenommen haben.

Der Prozess gegen die FARC-Anführer ist Teil des Friedensvertrags aus dem Jahr 2016. Dieser hatte den seit 52 Jahren in Kolumbien wütenden Bürgerkrieg beendet. Im Kampf der Guerilla gegen die Regierung in Bogotá wurden mehr als 260.000 Menschen getötet. Sieben Millionen flohen vor der Gewalt, rund 60.000 weitere werden nach wie vor vermisst.

Die FARC verpflichtete sich im Friedensabkommen dazu, ihre Waffen abzugeben. Seitdem tritt sie als politische Partei auf. Bei den jüngsten Wahlen erhielt sie zwar nur ein Prozent der Stimmen, doch aufgrund einer Vereinbarung im Friedensabkommen stehen ihr zehn Sitze im Parlament zu.

Der damalige kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos hatte für das Abkommen mit den Rebellen den Friedensnobelpreis erhalten. Sein konservativer Nachfolger Iván Duque, der das Amt Anfang August übernehmen wird, sieht das Abkommen jedoch kritisch. Unmittelbar nach seinem Wahlsieg im Juni hatte er "Korrekturen" am Friedensvertrag angekündigt.

mak/jmw (rtre, dpa, afp)