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Politik

Ehemaliger FARC-Anführer will wieder Kampf

29. August 2019

Dem Friedensprozess in Kolumbien droht ein Rückschlag: Iván Márquez, der das Abkommen von 2016 mit aushandelte, rührt die Trommel für eine neue gewaltsame Auseinandersetzung der FARC-Rebellen mit dem Staat.

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Ex-FARC-Anführer Iván Márquez liest im Kreise von Getreuen die Erklärung vor(Foto: picture-alliance/dpa/Bildfunk/Colprensa)
Ex-FARC-Anführer Iván Márquez liest im Kreise von Getreuen die Erklärung vorBild: picture-alliance/dpa/Bildfunk/Colprensa

Gut drei Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens in Kolumbien ruft der ehemalige FARC-Guerillaführer Iván Márquez  seine Anhänger wieder zu den Waffen. Es beginne eine "neue Phase des bewaffneten Kampfes", erklärte er laut der kolumbianischen Zeitung "El Tiempo" in einem Internetvideo. Der Staat habe das Friedensabkommen verraten, das er mit ausgehandelt habe, sagte Márquez zur Begründung.

Annäherung an die ELN-Rebellen?

In dem Video, auf dem Márquez neben etwa 20 mit Gewehren bewaffneten Männern zu sehen sei, warf er dem Bericht zufolge der Regierung Gleichgültigkeit und Trägheit vor, die zum Tod von Hunderten weiteren Aktivisten und Ex-Guerilleros geführt hätten. An der Seite von Márquez hätten zwei weitere Führungspersonen der Ex-Rebellen gestanden: Jesús Santrich und Hernán Darío Velázquez. Márquez habe auch eine mögliche Annäherung an die ELN, die zweite kleinere Rebellenorganisation, angedeutet. Die ELN selbst haben noch kein Friedensabkommen mit der Regierung geschlossen.

Márquez war Chefunterhändler der linksgerichteten FARC-Guerilla bei den Friedensverhandlungen mit der Regierung unter Ex-Präsident Juan Manuel Santos. Dem seit dem vergangenen Jahr regierenden Staatschef Iván Duque hat Márquez vorgeworfen, den 2016 geschlossenen Friedensvertrag "nach Lust und Laune" zu verändern. Seit seinem Amtsantritt bemüht sich der konservative Duque, wichtige Teile des Vertrags abzuändern.

Kuba Juan Manuel Santos Timochenko Waffenstillstandsabkommen FARC
Kolumbiens damaliger Präsident Juan Manuel Santos (l.) und Rodrigo Londoño von den FARC nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens am 23. Juni 2016 in Havanna. Mit dabei Kubas Staatschef Raul Castro Bild: picture-alliance/dpa/A. Ernesto

Der Friedensbeauftragte der kolumbianischen Regierung, Miguel Ceballos, bezeichnete die Ankündigung von Márquez als "sehr besorgniserregend". Der Schritt komme für die Regierung allerdings nicht überraschend, sagte er dem Sender "Blu Radio". "Leider haben diese Leute bereits durch ihr Verhalten klargemacht, dass sie dem Friedensabkommen den Rücken zugekehrt haben."

Aufenthaltsort von Márquez unbekannt

Márquez und Santrich haben sich tatsächlich in den vergangenen Jahren von dem Abkommen distanziert. Márquez' Aufenthaltsort ist seit einem Jahr unbekannt. Santrich war Ende Juni im Norden Kolumbiens verschwunden und nicht zu einem Termin Anfang Juli vor dem Obersten Gerichtshof erschienen. Die Polizei hat eine Belohnung in Höhe von bis zu drei Milliarden kolumbianischen Pesos (rund 830.000 Euro) auf ihn ausgesetzt.

Die FARC-Guerilla wandelte sich nach dem Friedensschluss in eine politische Partei um und zog in den Kongress ein. Auch Márquez erhielt ein Mandat als Senator, das ihm inzwischen aber aberkannt wurde. In dem mehr als 50 Jahre währenden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet und etwa sieben Millionen vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst. Der Konflikt zwischen der Regierung in Bogotá, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen hatte sich in den 1960er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet.

sti/AR (afp, dpa, epd, rtr)