Eier-Skandal: Spuren nach Belgien und Rumänien
4. August 2017Im Skandal um Millionen mit dem Insektengift Fipronil belastete Hühnereier ist dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zufolge ein Chemikalienhändler aus dem belgischen Weelde ins Zentrum der Ermittlungen gerückt. Belgische und niederländische Fahnder gingen Hinweisen nach, wonach der Händler Patrick R. um den Jahreswechsel in einer Fabrik in Rumänien große Mengen des Tiermedikaments Fiprocid geordert habe, das den gefährlichen Wirkstoff Fipronil enthält, berichtete das Magazin vorab aus seiner neuen Ausgabe.
Ehemalige Geschäftspartner des Unternehmers sagten dem "Spiegel" demnach, dass es sich um Bestellungen im Volumen von mehreren zehntausend Euro gehandelt habe. Weder Patrick R. noch dessen belgischer Strafverteidiger seien am Donnerstag für eine Stellungnahme erreichbar gewesen. Das Kontaktgift war offenbar einer Flüssigkeit namens "Dega 16" beigemischt, die in 20-Liter-Kanistern vertrieben wurde und der Säuberung von Geflügelställen dienen sollte. In Deutschland ist ein Präparat dieses Namens auf dem offiziellen Markt nicht erhältlich.
Fipronil wird unter anderem als Pflanzenschutzmittel und in der Tiermedizin gegen Flöhe und Zecken bei Katzen und Hunden, aber auch zur Bekämpfung von Läusen, Schaben und Milben eingesetzt. Die Anwendung bei Tieren, die Lebensmittel liefern, ist verboten.
Auch Thüringen, Rheinland-Pfalz und Berlin betroffen
Von dem Skandal um giftbelastete Eier sind inzwischen fast alle Bundesländer betroffen. Auch in Thüringen, Rheinland-Pfalz und Berlin wurden nun belastete Eier oder Produkte gefunden. Lediglich aus dem Saarland und aus Sachsen wurde bislang noch kein gesicherter Nachweis gemeldet.
Immer mehr Supermarktketten räumen wegen des Insektizid-Skandals Eier aus den Regalen. Der Discounter Aldi nahm alle Eier aus dem Verkauf. Weil es in zahlreichen Bundesländern Berichte über den Nachweis von Fipronil gebe, hätten sich sowohl Aldi Süd als auch Aldi Nord entschieden, deutschlandweit auf Eier zu verzichten, teilte die Handelskette mit. Auch in der Schweiz nimmt Aldi Import-Eier aus dem Verkauf. Zuvor hatten Rewe und der zu der Kölner Gruppe gehörende Discounter Penny den Verkauf von Eiern aus den Niederlanden gestoppt. Konkurrent Lidl erklärte, die Kette beziehe Eier nur von Lieferanten, die "nachweislich negativ auf Fipronil beprobt sind". Lidl sehe keine Veranlassung, kategorisch auf Eier zu verzichten. Die Supermarktkette Real hat Eier aus den Niederlanden sowie die aus Deutschland betroffene Ware aus dem Verkauf genommen. Metro will einer Sprecherin zufolge Eier aus den Großmärkten entfernen, die Kennzeichnungen aus den Niederlanden tragen.
2016 Konsum von fast 19 Milliarden Eiern in Deutschland
Dem Bundeslandwirtschaftsministerium zufolge wurde Fipronil in Eiern aus Belgien und den Niederlanden nachgewiesen. Mindestens drei Millionen kontaminierte Eier aus den Niederlanden seien nach Deutschland geliefert worden. Unrechtmäßig mit Fipronil versetzte Reinigungsmittel seien aber auch an Legehennen-Betriebe in Niedersachsen geliefert worden. Der dortige Landwirtschaftsminister Christian Meyer geht sogar von zehn Millionen belasteten Eiern aus den Niederlanden aus, die in der Bundesrepublik verkauft worden seien.
In Deutschland legten Hennen 2016 nach Angaben des Statistischen Bundesamts knapp zwölf Milliarden Eier. Die Behörde erfasste dabei Betriebe mit mehr als 3000 Haltungsplätzen. Das reicht aber bei weitem nicht aus, um den Bedarf der Verbraucher zu stillen. Dem Branchendienst MEG zufolge wurden im vergangenen Jahr rund 6,97 Milliarden Eier in der Schale in die Bundesrepublik importiert. Mit knapp fünf Milliarden stammte der Löwenanteil aus den Niederlanden, danach folgt Polen.
sti/uh (afp, dpa kna, rtr)