Ein ausgezeichneter Weg
22. Oktober 2004Seit 24 Jahren zeichnet der Prinz von Asturien, bekannter als Kronprinz Felipe von Spanien, mit seiner Stiftung "Personen, Arbeitsgruppen oder Einrichtungen" aus, "deren Errungenschaften ein Beispiel für die Menschheit darstellen." Am 22. Oktober übergibt Kronprinz Felipe mit einer feierlichen Zeremonie die mit je 50.000 Euro dotierten spanischen "Nobelpreise". Anders als beim großen schwedischen Bruder wurden die Preisträger aber schon vorher bekannt gegeben.
Stephen Hawking, "Ärzte ohne Grenzen", Umberto Eco, Jürgen Habermas: Sie alle wurden in den vergangenen Jahren bereits mit dem Prinz-von-Asturien-Preis für ihre Arbeit belohnt. Die Preise werden in acht Kategorien vergeben. Die größte Beachtung finden in der Regel die Sieger in den Bereichen Geisteswissenschaften, Künste und Brüderlichkeit.
Italienische Literatur, spanische Musik
Den Asturien-Preis in den Geisteswissenschaften bekommt in diesem Jahr der italienische Germanist und Schriftsteller Claudio Magris, für den sich unter anderen der deutsche frühere Asturien-Preisträger Hans Magnus Enzensberger eingesetzt hatte. Die Wahl war umstritten: Kritik kam aus den eigenen Reihen der Stiftung. Ein Jurymitglied bezeichnete den Italiener als "mittelmäßig, saft- und kraftlos". Bei den Künsten entschied sich die Jury für den spanischen Gitarristen Paco de Lucía. Mit seiner Flamenco-Musik sei er zu einem der wichtigsten kulturellen Botschafter seiner Heimat geworden, heißt es auf der Webseite der Prinz-von-Asturien-Stiftung.
Schildbürger-Streich?
Für eine Überraschung sorgte auch in diesem Jahr wieder die Bekanntgabe des Preisträgers in der Kategorie Eintracht oder Brüderlichkeit. Ausgezeichnet wurde der Jakobsweg, ein Pilgerweg, dessen Pfade aus ganz Europa nach Spanien führen. Am Ziel der Pilgerstrecke, in Santiago de Compostela, liegt das Grab vom Apostel Jakobus dem Älteren. Während der 1200 Jahre seiner Geschichte sei der Jakobsweg immer ein Symbol für die Brüderlichkeit zwischen verschiedenen Völkern gewesen und er habe einen wichtigen Grundstein für das europäische Bewusstsein gelegt, begründet die Prinz-von-Asturien-Stiftung ihre Wahl. Und: "Seit seinem Bestehen wurde der Pilgergang nach Santiago zu einer treibenden Kraft für außergewöhnliche spirituelle, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Vitalität." Aber ein Weg als Preisträger? Und wer bekommt die 50.000 Euro Siegprämie? Eine etwas ungewöhnliche Wahl - die Frankfurter Allgemeine Zeitung fühlte sich gar an ein "Schildbürger-Stück erinnert.
Aber Kronprinz Felipes Stiftung scheint gern unkonventionelle Entscheidungen zu treffen: Bestsellerautorin J.K. Rowling wurde im vergangen Jahr in derselben Kategorie ausgezeichnet. Harry Potter für Völkerverständigung? Rowlings Werk habe junge Menschen veranlasst, sich mit grundlegenden menschlichen Werten zu identifizieren, sagte die Jury damals - und nannte dabei zum Beispiel die Fähigkeit, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
Ehre für Erasmus
Weniger spektakulär fiel dagegen die Wahl der Preisträger in den anderen fünf Kategorien aus: Im Bereich Sport erhält der marokkanische Leichtathlet Hicham El Guerrouj die Auszeichnung, das europäische Studentenaustauschprogramm Erasmus wird für seine Verdienste um die internationale Zusammenarbeit geehrt, der französische Philosoph Jean Daniel bekommt den Preis für Kommunikation und Humanwissenschaften, Sieger bei den Sozialwissenschaften ist der US-amerikanische Ökonom Paul Krugman und den Preis in der Kategorie Wissenschaftliche und Technische Forschung teilen sich die Mitglieder einer Krebsforschungsgruppe.