Ein Jahr Krieg gegen die Ukraine: Eine Chronologie in Bildern
Am Morgen des 24. Februar 2022 begann Russland mit seinem Angriff auf die Ukraine. Nach UN-Angaben wurden bisher rund 7200 Zivilisten und Tausende von Soldaten getötet. Eine Chronik der Ereignisse.
Schwarzer Tag für Millionen Ukrainer
Am Morgen des 24. Februar wurden viele Ukrainer von Explosionen wie dieser in Kiew geweckt. Russische Truppen griffen militärische Einrichtungen entlang der gesamten Grenze mit Russland, Belarus und den schon seit 2014 russisch besetzten Gebieten sowie im Hinterland an. Über die Ukraine wurde das Kriegsrecht verhängt. Bald wurden auch zivile Objekte getroffen und es gab die ersten Opfer.
Rücksichtslose Bombardierung
Russlands Präsident Wladimir Putin spricht von einer "militärischen Spezialoperation". Er will die Regionen Donezk und Luhansk ganz erobern. Die Bewohner von Mariupol versteckten sich wochenlang vor den Bomben in Kellern. Viele starben unter den Trümmern, wie beim Angriff auf das Theater, wo Hunderte Menschen lebendig begraben wurden.
Millionen auf der Flucht
Der Krieg in der Ukraine löste in Europa eine seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr dagewesene Flüchtlingswelle aus. Laut UNHCR haben bis Anfang Februar 2023 mehr als acht Millionen Ukrainer Zuflucht in Europa gesucht. In der EU nahm Polen die meisten von ihnen auf - mehr als 1,5 Millionen. Millionen Menschen, vor allem aus dem Osten und Süden der Ukraine, wurden zu Binnenvertriebenen.
Gräueltaten in Butscha
Nach wenigen Wochen konnte die ukrainische Armee die Russen aus den Städten im Norden und Nordosten des Landes vertreiben. Der Plan der Besatzer, Kiew zu umzingeln, scheiterte. Bei der Befreiung der Gebiete zeigten sich die Gräueltaten des russischen Militärs. Aufnahmen von gefolterten und getöteten Zivilisten in Butscha bei Kiew gingen um die Welt. Die Behörden meldeten dort 461 Getötete.
Angriff auf den Bahnhof Kramatorsk
Fast täglich werden zivile Opfer im Donbass gemeldet. Von Anfang an riefen die Behörden die Bevölkerung auf, sich in sicherere Regionen zurückzuziehen. Aber die russischen Raketen trafen auch diejenigen, die schon unterwegs waren. Beim Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk im April starben 61 Menschen und mehr als 120 wurden verletzt. Tausende wollten sich von dort aus in Sicherheit bringen.
Luftalarme - der Soundtrack zum Krieg
Wegen der russischen Angriffe verstecken sich Millionen Ukrainer in Luftschutzkellern. Am schlimmsten ist es für diejenigen, die nahe der Front in Reichweite der Artillerie leben. Dort sind für viele die Keller zum neuen Zuhause geworden. Aber auch in den Großstädten im Hinterland suchen die Menschen Schutz vor den Raketen. In Kiew (im Bild) und Charkiw dienen U-Bahn-Stationen als Zufluchtsort.
Besetzung des Atomkraftwerks Saporischschja
In den ersten Wochen besetzte Russland einen großen Teil des Südens und Ostens der Ukraine sowie Gebiete im Norden, insbesondere bei Kiew. Das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden ist seitdem unter russischer Kontrolle. Die Kämpfe betrafen auch das Werksgelände. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) entsandte Experten und fordert die Schaffung einer Sicherheitszone.
Letzte Bastion in Mariupol: das Asow-Stahlwerk
Die russische Armee belagerte Mariupol wochenlang und verhinderte so den Nachschub mit Munition und Nahrung. Das Asow-Stahlwerk war die letzte Bastion der Ukraine. In seinen unterirdischen Räumen versteckten sich Tausende von Menschen, darunter Zivilisten. Im Mai übernahmen die Russen nach langen Angriffen die Kontrolle über das Stahlwerk. Mehr als 2000 Soldaten wurden gefangengenommen.
Symbol des Widerstandsgeistes
Am ersten Kriegstag eroberten die Russen die Schlangeninsel im Schwarzen Meer. Ein Gespräch, das mit der Besatzung des russischen Schiffes geführt und aufgenommen wurde, in dem sich die Ukrainer nicht ergeben, wurde zu einem Internet-Meme. Im April versenkten die Ukrainer nach eigenen Angaben mit einer Rakete den Kreuzer "Moskwa" und im Juni verdrängten sie die Russen von der Schlangeninsel.
Die Zahl der Opfer ist unklar
Wie viele Menschen bisher im Krieg getötet wurden, ist unklar. Laut UN sind es mindestens 7200 zivile Opfer und 12.000 Verwundete. Sie stellt aber fest, dass die Zahl deutlich höher liegen könnte. Auch die Zahl der gefallenen ukrainischen Soldaten ist unbekannt. Im Dezember 2022 sprach der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak von "bis zu 13.000". Unabhängige Daten liegen nicht vor.
HIMARS - die erste entscheidende Waffe
Lieferungen westlicher Waffen an die Ukraine waren seit den ersten Kriegstagen ein Thema, aber Kiew erhielt zunächst sehr wenige. Die von den USA im Juni bereitgestellten HIMARS-Artilleriesysteme waren eine klare Verstärkung. Die ukrainische Armee konnte mit ihnen den Nachschub russischer Artilleriemunition unterbrechen und vermutlich so auch ihre erfolgreichen Gegenoffensiven vorbereiten.
Gegenoffensive und Befreiung von Gebieten
Anfang September führte die ukrainische Armee erfolgreich eine Gegenoffensive in der Region Charkiw durch. Die überraschten Russen zogen sich eilig zurück und hinterließen militärisches Gerät und Munition sowie Beweise für mutmaßliche Kriegsverbrechen. Anschließend konnten die Ukrainer noch Cherson befreien. Die Bürger der Stadt freuten sich über die Ankunft der ukrainischen Streitkräfte.
Explosion auf der Krimbrücke
Anfang Oktober 2022 ereignete sich auf der Brücke zur von Russland annektierten Halbinsel Krim eine gewaltige Explosion. Die vom Kreml über die Straße von Kertsch gebaute Brücke wurde teilweise zerstört. Russland macht einen von der Ukraine mit Sprengstoff beladenen LKW für die Explosion verantwortlich. Kiew hat keine Verantwortung übernommen.
Massive Angriffe auf Energieanlagen
Wenige Tage nach der Explosion auf der Krimbrücke führte Russland den ersten massiven Raketenangriff auf Energieanlagen im ganzen Land durch. Von Lwiw bis Charkiw fiel der Strom aus. Seitdem sind solche Angriffe der Dauerzustand. Wegen großer Schäden an Kraftwerken und anderer Infrastruktur haben fast alle Ukrainer quasi täglich mit Ausfällen bei der Strom-, Wasser- oder Wärmeversorgung zu tun.
Der Krieg und die europäische Integration
Wolodymyr Selenskyjs tägliche Videobotschaften, in denen er über den Stand der Dinge informiert, schauen sich Millionen Menschen an. Der ukrainische Präsident konnte nicht nur die Ukrainer vereinen, sondern auch die gesamte westliche Welt in die Unterstützung der Ukraine einbeziehen. Die europäische Integration erreichte unter seiner Führung eine neue Stufe: Die Ukraine ist EU-Beitrittskandidat.
Die Ukraine hofft auf den Leopard-2-Panzer
Wie die Ukraine gegen die russische Aggression kämpfen kann, hängt auch von Hilfen ab. Eine von den USA angeführte Staatengruppe stellt Milliarden Dollar an humanitärer, finanzieller und militärischer Hilfe bereit. Die Lieferung schwerer Waffen wurde im Westen heftig diskutiert, aus Furcht vor Russlands Reaktion. Aber die Ukraine wird westliche Panzer erhalten, hauptsächlich vom Typ Leopard 2.
Eine Stadt in Trümmern
Seit Monaten toben heftige Kämpfe um Bachmut in der Region Donezk. Nachdem die ukrainischen Truppen im Januar 2023 die Kontrolle über den Vorort Soledar verloren haben, fällt ihnen die Verteidigung schwer. Der deutsche Geheimdienst meldete im Januar täglich dreistellige Verluste auf Seiten der Ukrainer. Die Verluste der Russen sind aber offenbar noch größer. Die Stadt verwandelt sich in Ruinen.