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16 Bildungssysteme

16. Juli 2010

Nicht nur in Hamburg wird hartnäckig um die Zukunft der Schule gerungen. Auch in anderen Bundesländern gibt es große Reformen im Schulsystem - oder es soll sie geben. Dabei geht jedes Bundesland seinen eigenen Weg.

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Kind an der Tafel (Foto: AP)
Keine Spitzenleistungen: Schüler in DeutschlandBild: AP

In internationalen Bildungsstudien sind deutsche Schüler nicht auf den vorderen Plätzen zu finden. Die Rekorde und Superlative - beste Schulen, beste Lesekompetenz oder Mathematikkenntnisse der Schüler - bleiben anderen vorbehalten. Einen Rekord dürfte Deutschland aber wohl halten: Es ist wohl das Land mit den meisten Bildungssystemen. 16 an der Zahl, denn jedes Bundesland hat sein eigenes System.

Die Bildungsforscherin Rita Nikolai vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung glaubt, dass der Schulwechsel über Ländergrenzen immer schwieriger wird: "Die Gefahr, dass Kinder zum Beispiel vom Gymnasium auf einen anderen Schultyp absteigen müssen oder sitzen bleiben, ist auch gegeben, weil wir zwischen den Bundesländern deutliche Unterschiede in den Lehrplänen haben."

Bund kann nicht eingreifen

Abitur-Prüfung in Nordrhein-Westfalen, Schüler sitzen vor ihren Aufgaben (Foto: DPA)
Abitur-Prüfung in Nordrhein-WestfalenBild: picture-alliance/ dpa

Hessen zum Beispiel hat seinen Gymnasien die Möglichkeit gegeben, die zweite Fremdsprache bereits in der sechsten Klasse zu unterrichten, statt wie die meisten anderen Bundesländern ab der siebten. Wenn ein Schüler nach der sechsten Klasse aus einem anderen Bundesland zuzieht, fehlt ihm ein Jahr Fremdsprache. Ob er die sechste Klasse wiederholen muss oder ob sich eine andere Lösung findet, bleibt der Schule überlassen.

Solche Beispiele gibt es viele im deutschen Bildungssystem und die Probleme drohen sogar noch gravierender zu werden. Denn viele Länder planen in den nächsten Jahren größere Bildungsreformen. So werden in Berlin nach diesen Sommerferien alle Haupt-, Real-, und Gesamtschulen in einer Sekundarschule zusammengefasst. Das Saarland hat sich gerade dafür entschieden, die Grundschulzeit von vier auf fünf Jahre zu verlängern, während sich die meisten Länder darüber streiten, ob die Primarstufe vier oder sechs Jahre dauern soll.

Die Autonomie der Länder ist noch größer geworden, seit sich Bund und Länder 2006 auf eine Neuverteilung der Kompetenzen geeinigt haben - zugunsten der Länder. "Die Bundesländer haben sich schon immer unterschieden", sagt Rita Nikolai. "Aber seit der Föderalismusreform ist das Problem, dass der Bund nicht mehr steuernd eingreifen kann." Bundesprogramme für die frühkindliche Förderung oder Ganztagsschulen kann die Regierung in Berlin nicht mehr alleine beschließen.

"Die Kompetenz hätte der Bund haben müssen"

Thüringens Bildungsminister Christoph Matschie (Foto: DPA)
Thüringens Bildungsminister Christoph MatschieBild: picture-alliance/ ZB

Gemeinsame Bildungsstandards, die Anerkennung von Abschlüssen und ähnliche Fragen koordinieren die Länder in der Kultusministerkonferenz. Die 16 Landesminister müssen hier für alle Fragen im Konsens eine Antwort finden. "In der Bildungspolitik ist es dringend notwendig, dass wir dafür sorgen, dass Kinder, egal ob sie in Berlin, Hamburg oder Erfurt in die Schule, gleiche Bildungsstandards haben", sagt der thüringische Bildungsminister Christoph Matschie, einer der wenigen Landesminister, die nicht mit wehenden Fahnen für die Bildungshoheit der Länder eintreten. "Die Kompetenz hätte eigentlich der Bund bekommen müssen."

Der Versuch zwischen Bund und Ländern, sich auf eine engere Zusammenarbeit zu einigen, scheiterte erst jüngst auf dem Bildungsgipfel im Juni wieder. Man wurde sich bei der Finanzierung nicht einig.

Autor: Mathias Bölinger
Redaktion: Kay-Alexander Scholz