Ein Leben im Rampenlicht - Marianne Faithfull wird 75
Das Leben der Sängerin und Schauspielerin ist eine Geschichte von Rock 'n' Roll, Rausch und Rebellion. Aber auch von Liebe und Leidenschaft für die Kunst.
Am Anfang war der Glanz
Marianne Faithfull fing bereits als Teenager an, in Londoner Kneipen zu singen. Ihre Karriere als Sängerin startete 1964 mit dem Hit "As Tears Go By", einer Komposition von Mick Jagger und Keith Richards von den Rolling Stones, die Faithfull in der Londoner Künstlerszene kennengelernt hatten. Bald kamen weitere erfolgreiche Singles wie "This Little Bird" oder "Summer Night".
Im Herzen der wilden Sechziger
Ein Jahr später heiratete die 18-jährige Faithfull den Künstler John Dunbar. Seine Flitterwochen verbrachte das junge Ehepaar in Begleitung des Beat-Poeten Allen Ginsberg in Paris. 1965 wird Sohn Nicholas (im Bild) geboren, doch zwei Jahre später trennt sich das Paar, und Faithfull beginnt eine Liebesbeziehung mit einem der größten Sänger der Rock 'n 'Roll-Geschichte.
Schwester Morphin
Die Beziehung zwischen Marianne Faithfull und Mick Jagger (im Bild) beeinflusste berühmte Rolling-Stones-Songs wie "Sympathy for the Devil", "Wild Horses" und "Sister Morphine". Dieses letzte Lied, vom dem es auch eine bekannte Faithfull-Version gibt, beschreibt die Drogensucht der Sängerin. Ihr Konsum von Kokain und Heroin sollte sich in den Jahren nach der Trennung von Jagger 1970 verschlimmern.
Eine Pariser Legende
Einer Legende zufolge war Faithfull in den mysteriösen Tod des Doors-Sängers Jim Morrison 1971 in Paris verwickelt. Sie sei, so das Gerücht (das sich als falsch herausstellte) beim Sänger gewesen, als dieser an einer Überdosis Heroin starb. In ihrer Autobiographie erklärte Faithfull, die einzige Verbindung sei gewesen, dass beide Künstler Heroin von derselben Person bezogen hatten.
Stille Jahre und Comeback
Nach fast 10 Jahren, in denen sie unter ihrer Drogensucht litt und zeitweise auf den Straßen vom Londoner Stadtteil Soho lebte, gelang Faithfull 1979 ein Comeback mit dem Album "Broken English", dessen Titelsong Ulrike Meinhof, Mitgründerin der Roten Armee Fraktion, gewidmet ist. Vom Heroinkonsum, der ihr die tiefe, raue Stimme bescherte, löste sich Faithfull vollständig erst 1985.
Die nackte Kaiserin
Faithfull ist nicht nur eine hervorragende Musikerin, sondern auch eine renommierte Schauspielerin. Seit 1966 hat sie in mehr als 20 Filmen mitgespielt, unter anderem in "Nackt unter Leder" neben Alain Delon (im Bild), "Shopping" mit Sadie Frost und Jude Law und Sofia Coppolas berühmtem Epochenporträt "Marie Antoinette", wo sie Kaiserin Maria Theresia von Österreich spielt.
Erfolg bei der Berlinale
Die Filmkarriere von Marianne Faithfull erreichte einen Höhepunkt durch ihre Hauptrolle in der Tragikomödie "Irina Palm" (im Bild), die bei der Berlinale 2007 für den Goldenen Bären gehandelt wurde und sowohl internationale Kinokritiker als auch das Berliner Publikum begeisterte. Im Film spielt Faithfull eine arbeitslose 60-jährige Frau, die sich auf humorvolle Weise im Leben durchsetzt.
Sängerin mit vielen Freunden
Neben erfolgreichen Soloalben wie "Strange Weather" (1987) und "20th Century Blues" (1996) hat Faithfull auch mit bekannten Musikern zusammengearbeitet, zum Beispiel mit Roger Waters von Pink Floyd, Metallica, Nick Cave oder der britischen Indie-Ikone P. J. Harvey. Hier steht Faithfull neben Neil Tennant vom Electropop-Duo Pet Shop Boys bei einer Benefizgala für die Aidshilfe in den 1990er-Jahre.
Marianne Faithfull gibt nicht auf
2021 infiziert sich Marianne Faithfull bei den Aufnahmen zu ihrem neuen Album "She Walks In Beauty" mit Corona und verbringt drei Wochen auf der Intensivstation. Ihre Lunge und auch ihre Stimme werden stark angegriffen. Ob sie je wieder richtig singen kann, ist fraglich. Aber die Sängerin gibt sich zuversichtlich; schließlich ist sie dem Tod schon mehr als einmal von der Schippe gesprungen.
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