Ein Meister der Einfachheit - der Architekt Francis Kéré
Für den verstorbenen Theatermann Christoph Schlingensief hat Francis Kéré ein Operndorf in seiner Heimat Burkina Faso gebaut. Seine Entwürfe bestechen mit Einfachheit und großer kultureller Tiefe.
Meister der Einfachheit
Mit seiner nachhaltigen Bauweise gilt Kéré als einer der wichtigsten Vertreter einer sozialen Architektur. In seiner Heimat hat er Schulen gebaut, ein Krankenhaus und das Operndorf des 2010 gestorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief. Seine Entwürfe bestechen durch Einfachheit und große kultureller Tiefe.
Erstlingswerk
Schon mit seinem ersten Werk, der Grundschule in seinem Heimatort Gando, gewann Kéré 2004 den renommierten "Aga Khan Award for Architecture". Die gepressten Erdblöcke absorbieren die Hitze und senken die Raumtemperatur. Ein großes, überhängendes Dach, das auf einer Konstruktion aus Stahlstäben und Betonbalken ruht, spendet Schatten und lässt die Luft zwischen Dach und Raumdecken zirkulieren.
Das Lycée Schorge
Auch das "Lycée Schorge", eine weiterführende Schule in Burkina Faso, folgt Kérés Idee vom ökologischen Bauen. Er setzt dabei auf ländertypische Materialen und Techniken. Er beschäftigt heimische Arbeiter mit einfachen Werkzeugen. So verwurzelt er seine Bauten in der vorherrschenden Kultur. 350 Schüler drücken im Lycée Schorge die Schulbank.
Ein sichtbares Zeichen
Bildung ist in Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt, ein teures Gut. Analphabetismus ist weit verbreitet. Auch deshalb hat Kérés Schulneubau des Lycée Schorge in Burkina Faso ein weithin sichtbares Zeichen gesetzt.
Deutsch-afrikanisches Wissen
Noch eine Ansicht des Lycée Schorge. Schulkinder verbringen die Unterrichtspause im sonnenbeschienenen Hof, den ein zum Halbkreis geschwungener Gebäuderiegel bildet. Erkennbar auch hier: das schattenspendende, vorgestreckte Dach. Die Konstruktion verbindet deutsche Ingenieurskunst mit afrikanischer Handwerkstechnik. Kéré hat in Berlin Architektur studiert.
Erweiterungsbau
Erst kürzlich erhielt Francis Kérés Schule in Gando einen Erweiterungsbau. Auch dieses Gebäude begegnet der afrikanischen Hitze mit einer luftigen Dachtechnik. Heute betreut der Architekt Projekte auf der ganzen Welt - von Burkina Faso bis Indien. Auch in Europa ist Kéré zunehmend gefragt. In Berlin soll er einen Flugzeughangar in ein mobiles Theater umbauen.
Kérés dritter Weg
Francis Kéré versucht einen "dritten Weg" auf dem Feld der Architektur - aus den kulturellen Prägungen seines Geburtslandes Burkina Faso und seinen Studienerfahrungen an der TU Berlin. Die Münchener Ausstellung "Radically Simple" würdigt den 52-Jährigen denn auch als "außergewöhnliches Talent" unter den Architekten der Gegenwart.
Operndorf Afrika
Das Projekt "Operndorf Afrika" war dem Aktionskünstler und Regisseur Christoph Schlingensief eine Herzensangelegenheit, bevor er 2010 einem Krebsleiden erlag. Kéré baute das interkulturelle Zentrum unweit von Ouagadougou, der Hauptstadt des westafrikanischen Burkina Faso. Unser Bild zeigt die Krankenstation.
Der Architekturtempel
Das Architekturmuseum der Technischen Universität München hat ihr Domizil in der Pinakothek der Moderne - krasser könnte der architektonische Gegensatz zu Francis Kérés Entwürfen kaum sein. Der Afrikaner gilt als Meister der Einfachheit. Die Ausstellung "Radically Simple" dauert noch bis 26. Februar 2017.