Achenbach muss zahlen
20. Januar 2015Zu Achenbachs schwerreichen Kunden gehörte der Aldi-Erbe Berthold Albrecht. Der hatte bis zu seinem Tod (2012) 14 Kunstwerke und neun Oldtimer über Achenbach bezogen. Vereinbart war offenbar, dass Achenbach die Werke für Albrecht einkauft und dafür von ihm eine Provision kassiert. Es ging um Ware, um die die Kunstwelt sich geradezu reißt: Gemälde von Picasso, Gerhard Richter, Roy Lichtenstein oder Ernst Ludwig Kirchner – ein Millionengeschäft also. Dabei hat Achenbach die Werke zum Teil billiger erworben, als er seinem Auftraggeber gesagt hat. Was nicht weiter aufgefallen war, weil die Summen offenbar so hoch waren, dass bei diesen Transaktionen die eine oder andere Million schon mal verschwinden konnte.
Bis die Familie Albrecht die Rechnungen genauer unter die Lupe nahm und den Betrug aufdeckte: demnach war Albrecht von seinem Kunstberater um gut 24 Millionen Euro betrogen worden. Achenbach kam in Untersuchungshaft. Neben einem laufenden Strafprozess wegen Millionenbetrugs verklagte ihn die Albrecht-Familie parallel dazu in einem Zivilprozess auf Schadenersatz .
Achenbach – der Mann, der die Fäden in der Hand hielt
Der 62-jährige Sozialpädagoge hat schon vor Jahrzehnten erkannt, welches Potenzial in dem Beruf "Kunstberater" steckt. In den USA war das "Art Consulting" längst zu einem lukrativen Geschäft geworden. In Deutschland lief der Kunsthandel damals weitgehend ohne Makler ab. Achenbach witterte seine Chance und trat als selbsternannter "erster Kunstberater Deutschlands" in Erscheinung. Seine Auftraggeber waren Banken, Versicherungen, Unternehmen und reiche Privatleute. Achenbachs Kenntnis der Kunstszene, sein enger Kontakt zu Künstlern und Galeristen, waren bei seinen Kunden hochgeschätzt – er galt als äußerst professionell mit dem richtigen Gespür für Wertsteigerungen.
Achenbach verkaufte millionenschwere Kunstwerke an große Unternehmen wie die Telekom oder die Allianz Versicherung, er war in der Düsseldorfer Kunstszene bekannt. Zu seinen Freunden zählten der Fotokünstler Andreas Gursky oder der inzwischen verstorbene Jörg Immendorff, sowie Politiker und Wirtschaftsbosse.
Bis nach New York reichte sein Einfluss, wo er 2011 erfolgreich einen Sponsorenvertrag zwischen dem Museum of Modern Art (MoMa) und dem Volkswagen-Konzern gedeichselt hat.
Aufschlussreiche Biografie
2013 hatte Achenbach seine Autobiografie "Der Kunstanstifter – vom Sammeln und Jagen" veröffentlicht, in der er offenherzig über das nicht immer lupenreine Prozedere auf dem bunten und chaotischen weltweiten Kunstmarkt erzählte. Wie er Banken dazu bekam, seine eigenen Projekte zu finanzieren, wie er Kunstsammlungen nicht nur für seine Kunden, sondern auch für sich selbst aufbaute. Für viele Kunstinteressierte war das Buch ein spannender Einblick hinter die Kulissen.
Teilgeständnis unter Tränen
Am 11. November 2014 hatte der Zivilprozess gegen Helge Achenbach begonnen, in dem die Aldi-Familie rund 19 Millionen Schadenersatz forderte.
Beim Strafprozess, der einen Monat später in Essen begann, war er anwesend und legte dort ein Teilgeständnis seiner Schuld ab. Ja, er habe bei einigen Transaktionen "unberechtigte Aufschläge " vorgenommen. Er habe dies seinem Freund Albrecht nicht immer gesagt, um "nicht knauserig" zu erscheinen.Unter Tränen bedauerte er sein "unverzeihliches Verhalten" und sprach von einem sehr großen Fehler. Der Strafprozess läuft noch bis voraussichtlich Mitte Februar.
Währenddessen hat das Zivilgericht den Schadenersatzforderungen der Familie Albrecht stattgegeben und an diesem Dienstag den Kunsthändler zu einer Zahlung von 19,4 Millionen Euro verurteilt.
Wie er das leisten soll, ist noch unklar. Denn Achenbach hat schon vor Monaten Insolvenz angemeldet. Seine Kunstsammlung mit rund 2000 Objekten soll demnächst versteigert werden. Der Insolvenzverwalter erhofft sich einen Erlös von sechs Millionen Euro.