Ein politischer Langstreckenläufer
26. Januar 2003Wulff hat bewiesen, dass er Ausdauer hat. Er selbst sagt: "Ich bin kein Sprinter, sondern Marathonläufer." 1994 und 1998 erwies sich Ministerpräsident Gerhard Schröder als eine Nummer zu groß – diesmal schlägt das politische Pendel in Richtung Wulff und CDU. Auslöser ist der Unmut der Bürger über den Zick-Zack-Kurs der Bundesregierung.
Fehlendes Charisma
Der bundespolitische Rückenwind kommt dem Juristen aus Osnabrück gerade recht. Er macht den 2. Februar zu einer Denkzettel-Wahl für Rot-Grün. Dies ist wohl auch seine beste Wahlkampf-Waffe, denn im direkten Vergleich gegen den beim Volk so beliebten und rhetorisch brillanten Gabriel wirkt er zu blass.
Wulff, der früher zu den sogenannten "Jungen Wilden" der CDU zählte, weil er schon mal gegen den Partei-Patriarchen Kohl aufmuckte, fehlt es an Charisma. Außerdem trägt er die Last des "ewigen Kandidaten". Allerdings hat seine geradlinige Art eingefahrene Strukturen in der CDU des Landes aufgebrochen, viele engagierte Menschen in die Partei gezogen und die CDU dadurch verjüngt.
Nähe zu den Grünen
Politisch gesehen liegt Wulff besonders der Umweltschutz am Herzen, neben der Schulpolitik, der Zuwanderung und dem Aufbau Ost. Immer wieder betont er seine Nähe zu den niedersächsischen Grünen und scheut sich auch nicht, das Wort Öko-Steuer in den Mund zu nehmen.
Seit 2001 ist Wulff Schirmherr der Deutschen Multiple Sklerose-Gesellschaft. Sein Engagement ist geprägt durch schmerzliche Erfahrung. Als Teenager pflegte er seine Mutter, die an multipler Sklerose erkrankt war. Diese schwierige Situation lehrte ihn - wie er selbst sagt - Verantwortung zu übernehmen. Der 43-jährige überzeugte Katholik ist verheiratet und hat eine Tochter.