Ein Sieg, viele Niederlagen: Deutsche ESC-Teilnehmer 2007 bis 2017
Was machen eigentlich Elaiza? Gibt es die No Angels noch? Und wer war denn nochmal Alex Swings Oscar Sings? Welchen Platz hat Lena Meyer-Landrut bei ihrem zweiten ESC-Auftritt belegt? Hier sind die Antworten.
2007: Roger Cicero in Helsinki
Mit dem Jazz-Swing-Song "Frauen regier'n die Welt" trat Roger Cicero mit Bigband und in deutscher Sprache beim ESC an. Der Song, locker und ironisch vorgetragen, kam leider nicht so gut an: Platz 19 für den Neuling im Eurovisions-Zirkus. Das hat den Musiker jedoch nicht zurückgeworfen. Zu Hause war er längst ein Star. Im März 2016 ist Cicero überraschend gestorben. Noch heute trauern seine Fans.
2008: No Angels in Belgrad
No Angels war die erste Girlband, die im deutschen Fernsehen gecastet wurde - und megaerfolgreich. Sie verkauften Millionen Platten, hatten vier Nummer 1-Hits. Nach drei Jahren trennten sie sich. Ihr späteres Comeback war schleppend - also musste ein ESC-Sieg her. "Disappear" landete allerdings auf dem drittletzten Platz. Der Abend ging als "Blamage von Belgrad" in die deutsche ESC-Geschichte ein.
2009: Alex Swings Oscar Sings & Dita von Teese in Moskau
Der Song "Miss Kiss Kiss Bang" sollte das Debakel vom Vorjahr wieder gut machen. So schickte man den Beau Oscar Loya mit entblößter Brust auf die Bühne, am Klavier saß der Songschreiber Alex Christensen. Höhepunkt des Auftritts war das Erscheinen der Burlesque-Tänzerin Dita von Teese, die sich lasziv auf einem Sofa räkelte und den Sänger mit der Peitsche zum Tanz trieb. Das ging schief. Platz 20.
2010: Lena in Oslo
Nun musste der TV-Tausendsassa und Produzent Stefan Raab ran. Nachdem er Jahre zuvor schon beim ESC erfolgreich war, organisierte er ein aufwendiges TV-Casting, aus dem die junge und freche Sängerin Lena Meyer-Landrut als Siegerin hervorging. Mit "Satellite" verzauberte sie das komplette ESC-Publikum. Ihr Sieg war überragend - und Deutschland hatte das ESC-Tief überwunden.
2011: Lena in Düsseldorf
Lena schien alternativlos zu sein. Und so wagte man das Experiment, die gleiche Sängerin wie im Vorjahr ins Rennen zu schicken. Doch Lena hatte sich inzwischen verändert. Sie war in Deutschland ein Superstar geworden. Von dem frechen Mädchen mit dem lustigen Englisch war bei der zurückhaltenden Performance von "Taken by a Stranger" nicht mehr viel übrig. Aber immerhin: Platz 10 war noch drin.
2012: Roman in Baku
Der sympathische Automechaniker Roman Lob kam mit der Popballade "Standing Still" auf den 8. Platz beim ESC. Grummeln in Deutschland - man wusste ja zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie tief die deutschen ESC-Teilnehmer noch sinken würden. Inzwischen singt Lob mit großem Erfolg in der von Jean Paul Gaultier ausgestatteten Musikrevue "The One" im Berliner Friedrichstadt-Palast.
2013: Cascada in Malmö
Mit Cascada versuchte man, den Erfolg der schwedischen Vorjahressiegerin Loreen zu wiederholen. "Glorious" klang fast so wie der Gewinnersong von 2012. Nur fragten sich die ESC-Zuschauer: Warum eine schlechte Kopie einer guten Idee? Natalie Horler von Cascada schaffte es auf Platz 21. Dennoch gehört Cascada zu den erfolgreichsten Dance-Acts weltweit und liefert 2017 den Song zur Eishockey-WM.
2014: Elaiza in Kopenhagen
Nachdem 2013 mit Cascada ein berühmter Dance-Act gefloppt ist, wagte man sich wieder an eine unbekannte Band. Das Frauentrio Elaiza brachte im Song "Is It Right" etwas Folk, etwas Pop, etwas Ethno ins Spiel. Eigentlich ein gutes Konzept für einen ESC-Beitrag. Weit gefehlt: Platz 18. Die Damen haben aber nicht aufgegeben. Bis heute veröffentlichen sie Alben mit Musik, die sie "Neo-Folk" nennen.
2015: Ann Sophie in Wien
Voller Körpereinsatz und eine gewaltige Stimme. Dazu Disziplin und eine tolle Bühnenpräsenz. Mit Ann Sophie konnte doch eigentlich nichts schief gehen. Mit dem Song allerdings schon. "Black Smoke" kennt heute keiner mehr. Ann Sophie belegte mit der sensationellen Punktzahl von Null den letzten Platz - den sie sich mit den österreichischen Gastgebern teilte.
2016: Jamie-Lee in Stockholm
Nun also wieder ein ganz junger und unbekannter Act. Die 18-jährige Jamie-Lee, als Manga-Figürchen verkleidet, sang in einem verträumten Bühnenbild den Song "Ghost". Spätestens hier hätte man sich fragen sollen: Warum kriegen die deutschen ESC-Teilnehmer so langweilige Songs? Die niedliche Performance half jedenfalls nicht. Wieder landete Deutschland auf dem letzten Platz.
2017: Levina in Kiew
Alle Hoffnungen der gebeutelten deutschen ESC-Fans liegen nun auf Levina. Sie ist seit dem Vorentscheid im Februar auf Dauerreise durch die ESC-Teilnehmerländer und hat dort schon beste Eindrücke hinterlassen. Auch in Kiew sind viele ESC-Fans begeistert von ihr. Sie ist sympathisch, unaufgeregt, natürlich und hübsch. Und sie kann sehr gut singen. Schafft sie einen guten Platz mit "Perfect Life"?