Eine fantastische Welt auch ohne Bücher
20. März 2011Auf der Buchmesse in Leipzig findet Neues aber auch Altbewährtes großen Andrang. Vor dem Schwarzen Sofa der Halle zwei, das junge Pendant zum Blauen Sofa der großen Belletristik in der Haupthalle, hat sich eine lange Schlange zur "Simpson"-Signierstunde gebildet. Zu sehen ist diese gelbe Familie nämlich nicht nur im Fernsehen, sondern auch in gedruckten Comics.
Signierte Unterhosen
Zeichner Serban Cristescu ist aus den USA anreist und malt seinen Fans die Figuren Bart oder Homer Simpson auf Bücher oder Zettel, ein Fan hat sogar eine Unterhose mitgebracht. "Wir könnten den ganzen Tag signieren und würden immer noch nicht fertig werden", sagt Steffen Volkmer vom Panini Verlag und Redakteur für die deutschsprachigen Comic-Ausgaben der "Simpsons". "Aber man muss auch ein bisschen Verständnis für den Zeichner haben. Schließlich ist er keine Zeichenmaschine und sonst würde ihm irgendwann der Arm abfallen."
Im Signier-Bereich gegenüber des Schwarzen Sofas zeichnet Fahr Sindram ihren Fans Manga-Figuren in die Bücher. Manga ist das japanische Wort für Comic und zeigt meist Figuren mit riesigen Augen, bunten Frisuren und vereinfachten Gesichtszügen. "In Deutschland gibt es seit etwa zehn Jahren eine sehr große deutsche Manga-Szene. Wir sind noch lange nicht so gut wie die Japaner, aber wir versuchen uns stetig zu verbessern", sagt Fahr Sindram.
Manga-Mania: Helden aus Fleisch und Blut
Die Zeichnerin trägt ein rosa Petticoatkleid und eine blonde Kurzhaarperücke, die wie ein Helm auf ihrem Kopf sitzt. Mit den Mangas wurde auch das sogenannte Cosplay nach Deutschland importiert. Cosplay steht für den englischen Begriff costume play und bedeutet wörtlich übersetzt Kostüm-Spiel. Hier stellen Manga-Fans ihre Lieblingsfiguren so detailgetreu wie möglich dar. Die Cosplayer sind in Halle Zwei unter all den Fantasie-Wesen ganz klar in der Mehrheit. Für sie hat die Leipziger Buchmesse fast schon Festivalcharakter.
Einige Cosplayer wollen nicht nur wie ihre Vorbilder aussehen, sondern übernehmen auch deren Hobbies. Dafür hat der deutsche Go-Bund ein eigenes Areal aufgebaut und veranstaltet dort auch ein Turnier. Go ist ein jahrtausende altes, asiatisches Brettspiel.
Vom Comic zum Brettspiel
Schülerin Viviane beugt sich über die schwarzen und weißen Steine und grübelt über den nächsten Spielzug. Sie hat das Spiel Go durch einen japanischen Comic entdeckt. "Ich habe ein Manga über Go gelesen und dann habe ich es im Internet gespielt", sagt die 15-Jährige. Seit drei Jahren komme sie auf die Leipziger Buchmesse, um Go zu spielen, "ist halt ein cooles Spiel."
Die Leipziger Buchmesse und vor allem die Halle zwei widerlegen deutlich das Vorurteil, Jugendliche würden nur vorm Computer und Internet abhängen. Vielmehr wissen etliche von ihnen genau, wie sie alle Medien kombinieren können - und wie groß die Magie des Buches immer noch ist.
Autorin: Nadine Wojcik
Redaktion: Pia Gram