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Eine Ferienwohnung auf dem Wasser  

Christina Küfner
17. Mai 2021

Das Interesse an Hausbooten ist deutlich gestiegen - auch weil es inzwischen viel Komfort an Bord gibt. In Zeiten von Corona sehen viele darin eine perfekte Urlaubsalternative.   

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Es gibt viele Wasserstraßen rund um die Hauptstadt Berlin - und unter den Schiffen immer mehr Hausboote
Viele Wasserstraßen rund um die Hauptstadt Berlin - und unter den Schiffen immer mehr HausbooteBild: picture-alliance/dpa/B. Wüstneck

Etwa 30 Schiffe schaukeln sachte im Tempelhofer Hafen am Rand von Berlin, kleinere Segelboote und größere Yachten. Und dazwischen die "Sirius" von Peter Ströhlein - ein neues Hausboot, gerade frisch aus der Werft gekommen. Bald soll es an Urlauber vermietet werden, denn Ströhlein betreibt einen Hausboot-Verleih. Zuvor will er aber noch einmal testen, ob bei dem Schiff alles so läuft wie es soll. Deshalb geht es mit der "Sirius" hinaus auf die Gewässer der Stadt.

Die „Sirius“ im Tempelhofer Hafen in Berlin
Kantig aber mit Komfort - das Hausboot "Sirius" (Mitte) im Tempelhofer Hafen in BerlinBild: Christina Küfner/DW

Ströhlein löst die Knoten am Steg, startet den Motor und lenkt das Boot langsam aus dem Hafenbecken, direkt hinein in einen von Bäumen gesäumten Kanal. "Hausboot fahren ist eigentlich ganz einfach", erklärt er, während er das Steuerrad mal ein wenig nach links, mal ein wenig nach rechts dreht. Zwei Stunden dauert die Einweisung in den Betrieb, danach dürfen seine Kunden bereits aufs Wasser. Acht Stundenkilometer fährt die "Sirius" maximal, ein ziemlich gemütliches Tempo also. 

Komfort statt Bretterbude 

Das tuckernde Motorengeräusch und das leise Plätschern des Wassers sorgen dafür, dass sich schnell ein Gefühl von Beruhigung einstellt. Die Landschaft, die Häuser, die Menschen am Ufer - alles gleitet sanft am Auge vorbei. "Es ist einfach Entschleunigung pur", sagt Ströhlein. Ein guter Ort, um das zu genießen ist das Vorderdeck, das nicht wie bei anderen Booten spitz zuläuft, sondern eher aussieht wie eine breite Veranda. Mit Blick direkt aufs Wasser lässt es sich hier bestens entspannen. Noch besser ist die Aussicht oben auf dem großen Sonnendeck - eine 360-Grad-Sicht auf die Umgebung.

Kanal in Berlin-Tempelhof
Entschleunigung - besonders in der Vorsaison. Kaum Schiffsverkehr auf dem Kanal in Berlin-TempelhofBild: Christina Küfner/DW

Auch dass es deutlich mehr Platz gibt als auf vielen anderen Freizeitschiffen, macht das Reisen per Hausboot ziemlich entspannt. Die "Sirius" etwa hat zwei Schlafzimmer, zwei Toiletten, eine Dusche sowie eine voll ausgestattete Küche mit Sitzecke. Besonders beim Komfort der Hausboote habe sich in den letzten Jahren einiges getan, erzählt Ströhlein. "Früher waren das ja  meistens nur zusammengenagelte Bretterbuden." Die gibt es zwar immer noch  - aber eben auch Hausboote, die einen gewissen Luxus bieten. Das kostet im Falle der "Sirius" rund 2600 Euro pro Woche.

Gestiegenes Interesse in Zeiten der Pandemie

Gehobene Inneneinrichtung eines Hausboots der Luxusklasse
Genügt auch gehobenen Ansprüchen - ein Hausboot der LuxusklasseBild: Christina Küfner/DW

Das Interesse an so einer Art Urlaub ist inzwischen enorm. Die Saison geht von April bis Oktober, ausgebucht sind Ströhleins Hausboote aber schon jetzt. Anfragen bekam er immer schon viele, doch Corona hat das Geschäft noch einmal angeheizt. Auch diesen Sommer planen viele einen Urlaub auf dem Wasser. In der Region Berlin-Brandenburg sowie der Mecklenburgischen Seenplatte sind laut einem Portal für Hausboot-Vermietungen bereits 90 Prozent der verfügbaren Boote nicht mehr zu haben. Denn auch wenn die Infektionszahlen sinken und die Impfkampagne zunehmend greift - vollständig überschaubar ist die Corona-Lage noch nicht. "Abstand und frische Luft gibt’s hier an Bord jedenfalls mehr als genug", sagt Ströhlein und lacht.  

Unterwegs auf Mecklenburgs Seen

Die Pandemie mit ihren eingeschränkten Reisemöglichkeiten hat auch Maik Petermann aus Berlin zum Hausboot gebracht. Statt Italien stand im vergangenen Jahr Brandenburg als Urlaubsdestination auf dem Programm, erinnert er sich. "Da haben wir bei unseren Wanderungen an vielen Seen Hausboote gesehen - und uns dann gesagt, das könnte vielleicht was sein." Ein eigener Hausboot-Urlaub hat ihn und seinen Partner dann so sehr begeistert, dass sie sich schließlich selbst eins gekauft haben. 

Panoramablick über den See

Das hellgraue Hausboot, das Petermann nun seit Beginn des Jahres gehört, hat seinen Heimathafen in dem kleinen Ort Schmöckwitz, der ebenfalls am Stadtrand von Berlin liegt. Das Boot ist nicht ganz so groß wie das von Peter Ströhlein. Doch der schöne Panoramablick, den man vom Vorderdeck direkt aufs Wasser hat, ist genau der gleiche. Petermann hat einen Blumentopf an die Reling gehängt, außerdem stehen zwei weiche Polsterstühle und ein kleiner Tisch mit kühlen Getränken an Deck. Was will man mehr.

Hausboot im Schmöckwitzer Hafen in Berlin-Treptow
Schwimmende Ferienwohnung - das Hausboot (noch) ohne Namen im Schmöckwitzer HafenBild: Christina Küfner/DW

Respekt hat der frisch gebackene Besitzer aber trotzdem noch, wenn er am Steuer steht und aus dem Hafen ausläuft. Vor allem, wenn es wie heute sonnig ist und zahlreiche Motorboote auf dem nebenan gelegenen Seddinsee herumkreuzen. Die können nämlich ziemliche Wellen erzeugen und ein Hausboot ordentlich ins Wanken bringen. "Unser Boot ist neun Meter lang - also schon wie ein kleiner LKW, den man dann durch die Gegend fährt", sagt Petermann. "Da muss man sich erst mal ein bisschen einfuchsen." 

Solarstrom-Anlage auf dem Dach

Auch Wind ist so ein Thema für Hausboot-Fahrer. Hier lautet die Devise: Wenn es richtig bläst, am besten gar nicht erst rausfahren. Wegen seiner Höhe hat das Boot eine große Angriffsfläche für Böen, weshalb es mit der Steuerbarkeit recht schnell vorbei sein kann. Sonne hingegen kann ein Hausboot immer gut gebrauchen: Über die Solarstrom-Anlage auf dem Dach werden die Elektrogeräte an Bord gespeist, etwa der Kühlschrank, der Herd oder der Fernseher, den gibt es auf der schwimmenden Kleinwohnung ebenfalls.

Abendstimmung auf dem Seddinsee in der Nähe von Berlin
Abendstimmung auf dem Seddinsee in der Nähe von BerlinBild: Christina Küfner/DW

Ein bisschen Geld muss man schon in Hand nehmen, wenn man sich ein Hausboot zulegen will - mindestens so viel wie für eine bessere Limousine. Maik Petermann ist aber sicher, dass sich die Ausgabe gelohnt hat und freut sich schon jetzt auf die nächsten Fahrten über die Seen in der Region. Einen Namen hat sein Boot übrigens noch nicht. Das wird sich aber bald ändern. Im Juli soll das hellgraue Hausboot mit seinen Besitzern nämlich frisch getauft auslaufen - in den Sommerurlaub 2021 in Brandenburg.