Eine Klasse für sich: Hollywood-Ikone Meryl Streep wird 70
Drei Oscars hat sie schon gewonnen und mehrere Golden Globes. Aber was für Meryl Streep zählt, sind nicht Preise oder Hollywood-Glamour, sondern gute Arbeit.
Als Schauspielerin: erstklassig
Die US-Amerikanerin Meryl Streep, am 22. Juni 1949 in Summit/New Jersey geboren, ist kein konfektionierter Hollywood-Star. Inzwischen zählt sie zu den besten Schauspielerinnen der Filmbranche, ausgezeichnet mit drei Oscars und acht Golden Globes. Streep spielt gern starke, unabhängige Frauen, aber auch gescheiterte, verzweifelte Charaktere. Ihr Kapital ist ihre erstaunliche Wandlungsfähigkeit.
"Die durch die Hölle gehen" (1978)
Ihre erste Hauptrolle, für die sie sofort für einen Oscar nominiert wurde, spielte die junge Meryl Streep in Michael Ciminos Vietnam-Epos "Deer Hunter". An der Seite von Robert de Niro (li) beeindruckte sie auf Anhieb die internationale Filmwelt. Der Film war ein Skandal auf der Berlinale. Noch bekannter in Europa machte sie die Rolle der Inga Weiss in der amerikanischen TV-Serie "Holocaust".
"Kramer gegen Kramer" (1979)
Ein Jahr später stand Streep im Scheidungsdrama "Kramer gegen Kramer" mit Dustin Hoffman vor der Kamera (Foto). Verfilmt wurde der Roman von Avery Corman, einfühlsam Regie führte Robert Benton. Beiden Schauspielern brachte das 1980 jeweils einen Oscar als Bester Nebendarsteller ein, die Literaturverfilmung erhielt insgesamt fünf Oscars, u.a. auch als Bester Film und für die Beste Regie.
"Jenseits von Afrika" (1985)
Zu ihren größten Kinoerfolgen zählt "Jenseits von Afrika" - ein Filmklassiker weltweit. Unter der Regie von Sydney Pollack spielt Streep die eigensinnige Baronin Karen Blixen, die sich als Geschäftsfrau im kolonial geprägten Afrika eine Kaffeeplantage aufbaut. Damit verstößt sie gegen alle gesellschaftlichen Konventionen. Ihr Geliebter, gespielt von Filmpartner Robert Redford, bewundert sie dafür.
"Grüße aus Hollywood" (1990)
Auch Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs spielt Meryl Streep mit genialer Professionalität. Ihre Filmmutter (re: Shirley MacLaine) macht der Schauspielerin Suzanne Vale, die verzweifelt von ihrer Alkohol- und Tablettensucht loszukommen versucht, das Leben zur Hölle. Zwei hochkarätige Schauspielerinnen standen sich am Set dieses Hollywoodfilms gegenüber - Drama pur.
"Am wilden Fluss" (1994)
Ein Familiendrama, das es locker mit einem Thriller an Spannung aufnehmen kann. Meryl Streep (Bildmitte am Ruder) spielt hier eine Frau, die bei einer privaten Wildwassertour Mann und Kinder mutig vor der Morddrohung skrupelloser Kidnapper rettet. Monatelang hatte die Schauspielerin hart trainiert, um die Schlagkraft und das körperliche Durchhaltevermögen für diese Rolle aufzubringen.
"Der Teufel trägt Prada" (2006)
Intrigen, Zickenterror, Karrierekämpfe: In der US-Komödie "Der Teufel trägt Prada" ist Meryl Streep voll in ihrem Element als Schauspielerin. Mit Leidenschaft und Berechnung treibt die herrische Chefredakteurin des Modemagazins "Runway" ihre Mitarbeiter in den zeitweisen Wahnsinn. Vorbild für das Drehbuch war die legendäre Chefin der US-Vogue, Anna Wintour. Meryl Streep ist hinreißend gemein.
"Die eiserne Lady" (2011)
Gewählt hätte sie die konservative Margaret Thatcher sicher nicht, sagte sie in einem Interview zum Filmstart. Trotzdem empfand es Meryl Streep als großes Glück, die britische Premierministerin auf der Leinwand zu verkörpern. Vor allem ihren Gang, der starken Machtwillen ausdrückte, studierte die US-Schauspielerin genau, um ihrer extrem disziplinierten Haltung als "Eiserne Lady" nahe zu kommen.
2016: Die Jury-Präsidentin
Machtpositionen oder Ämter haben die berühmte Hollywood-Schauspielerin nie interessiert. Nur bei der Berlinale machte sie eine Ausnahme, übernahm 2016 den Juryvorsitz. Auch im Wahlkampf von Hillary Clinton engagierte sie sich - als leidenschaftliche Trump-Gegnerin. Was sie am Film schätzt: "Zu entdecken, zu lernen, und die Filme von einem Standpunkt zu betrachten, der nicht unser gewohnter ist."
Kampf für Geschlechtergerechtigkeit
Seit langem setzt sich Meryl Streep für mehr Frauen auf dem Regiestuhl, mehr Filmproduzentinnen und Preisträgerinnen ein. Bei der Berlinale-Gala 2016 überreichte sie deshalb mit Freude ihrer dänischen Schauspiel-Kollegin Trine Dyrholm den Silbernen Bären für deren Rolle in dem Kinofilm "Die Kommune".
"Florence Foster Jenkins" (2016)
Die gelernte Theaterschauspielerin Meryl Streep, die an der New Yorker Yale School of Drama ihr Handwerk lernte, ist bekannt für ihre enorme Wandlungsfähigkeit. Angst vor Peinlichkeiten oder skurrilen Rollen hat sie nicht. Die unbegabte und reiche Florence Foster Jenkins, die ihren Traum als Opernsängerin auf Kosten ihrer Zuhörer auslebte, spielte sie als hinreißend tragische Figur.
"Die Verlegerin" (2017)
Diszipliniert, anspruchsvoll und durchsetzungsstark, aber in ihrer Weiblichkeit doch verletzlich: Für ihre Rolle als Katharine Graham, der berühmten Verlegerin der "Washington Post", musste Streep extrem lange in die Maske, bis exakt jedes Haar an der richtigen Stelle saß. Hier bespricht sie sich in einer Drehpause mit Regisseur Steven Spielberg und Filmpartner Tom Hanks im Büro der Redaktion.
Die Oscar-Preisträgerin
Die Bilanz ihres Schauspielerlebens ist beeindruckend: Mit 21 Oscar-Nominierungen hält Meryl Streep den Rekord als meistnominierte Schauspielerin aller Zeiten. Neben drei Oscarstatuen stehen bei ihr noch zu Hause: ein Ehren-César, ein Silberner und ein Goldener Bär, acht Golden Globes und zahlreiche Preise. Und sie bekam die Ehrendoktorwürde der berühmten Universitäten Yale und Harvard verliehen.
TV-Serie: "Big Little Lies" (2019)
Ihre künstlerische Bandbreite ist erstklassig: neben Theater, Musical, Psychodrama, Kinofilm und Fernsehen macht Schauspiel-Profi Meryl Streep jetzt als Serienheldin Karriere. Neben (v. l. n. r.) Reese Witherspoon, Zoe Kravitz, Laura Dern, Shailene Woodley und Nicole Kidman spielt sie mit Vergnügen eine Rolle in der HBO-Serie "Big Little Lies." Gratulation zum 70. Geburtstag!