Eine kleine Geschichte des Reisens
Seit Beginn der Menschheit bewegt sich der Mensch von Ort zu Ort. Das Reisen hat sich ständig verändert - von der Motivation über die Reisegeschwindigkeit bis hin zur Philosophie, die dem Reisen zugrundeliegt.
Reisen des Handels willen
Obwohl es schon in der Antike die ersten Vergnügungsreisen gab, reiste man in jener Epoche vor allem des Handels wegen. Die Phönizier waren zwar nicht die ersten Seefahrer, aber vermutlich die erste ernstzunehmende Seefahrernation. Sie legten für die damalige Zeit mit kleinen Segelbooten wie hier im Bild gigantische Strecken zurück, zum Beispiel vom heutigen Syrien bis nach Portugal.
Reisen für die fette Beute
Die Wikinger waren Gruppen junger Männer aus dem skandinavischen Raum, die zu verschiedenen Phasen des Frühmittelalters Raubzüge in andere Länder unternahmen. Ihre Motive waren vor allem Beute und Landgewinn. Ihr Mut und ihr Entdeckergeist waren groß, denn sie gelangten, nach Stand der aktuellen Forschung, im Westen bis ins kanadische Neufundland und im Osten bis weit nach Russland.
Religion als Reiseantrieb
Pilger, also religiös oder spirituell motivierte Reisende, gehören ebenfalls zu den ersten Reisenden. Pilger gab es schon in der Antike und auf fast allen Kontinenten. Auf ihren Wegen überquerten sie oft mehrere Länder. Im Mittelalter kam es zu einem regelrechten Pilger-Boom. Der "Gang nach Canossa" Heinrichs des IV. (Bild) ist wohl eine der berühmtesten Pilgerreisen der Welt.
Hype um den Jakobsweg
Viele der alten Pilgerwege sind seit einigen Jahrzehnten auch ein Allheilmittel für gestresste Menschen geworden: Besonders auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela sucht die Mehrzahl der Pilger inzwischen nicht mehr nach religiösen, sondern nach spirituellen Erfahrungen, nach Antworten auf drängende Lebensfragen oder schlicht nach einer Auszeit vom Alltag.
Einer der ersten internationalen Diplomaten: Marco Polo
Etwa 24.000 Kilometer soll Marco Polo gemeinsam mit seinem Vater und dessen Bruder (beide hier im Bild) auf seinen Asienreisen zurückgelegt haben - meist auf Kamelen, Pferden oder Maultieren. Bis heute werden Marco Polos Reiseberichte immer wieder von Historikern angezweifelt, aber er war zweifelsohne ein Vielreisender, unter anderem im Auftrag des mongolischen Herrschers Kublai Khan.
Einmal um die Welt
In der Renaissance begann das Zeitalter der Entdeckungen. Der portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan startete am 10. August 1519 eine Expedition im Auftrag der spanischen Krone, mit fünf Schiffen wie jenem hier im Bild. Er sollte eine Westroute zu den Gewürzinseln im Pazifik finden. Magellans Männer überquerten als erste Europäer den Pazifik. Magellan selbst fiel im Kampf auf den Philippinen.
Reisen bildet
Im 18. Jhdt. wurde der Bildungsaspekt des Reisens immer wichtiger. Humboldts berühmte Amerika-Reise war eine Forschungsexpedition, sie weckte aber auch das Fernweh von Nichtforschern. Spätestens in der Romantik galt dann die Landschaft nicht mehr als biblisches Hindernis, sondern sie wurde mit Bedeutung aufgeladen. Die Reisen entlang des Rheins (Bild) wurden zur Wiege des deutschen Tourismus.
Die Ära der Dampfschifffahrt
Das britische Dampfschiff "Sirius" war das erste Schiff seiner Art, das den Atlantik überquerte. Seine 18-tägige Überfahrt im Jahr 1838 war der Startschuss für eine neue Art zu reisen: Schiffsreisen in die USA galten bald als schick und modern. 1912 ging mit der "Titanic" (Bild) das größte Schiff seiner Zeit unter. Nach dem Ersten Weltkrieg begann die eigentliche Blütezeit der Dampfschifffahrt.
Schnell mal nach Amerika
Der Linienflugverkehr beendete die Ära der Dampfschiffe. Während ein Schnelldampfer immerhin noch vier Tage für eine Atlantiküberquerung brauchte, schoss das französisch-britische Überschallflugzeug "Concorde" (im Bild) seit 1976 in nur drei bis dreieinhalb Stunden von Paris oder London nach New York. Der letzte Flug fand nach einem dramatischen Absturz im Jahr 2003 statt.
Hauptsache, schnell ankommen
Heute geben Hochgeschwindigkeitszüge wie der japanische JR-Maglev (im Bild) den Takt vor. Der Zug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 500 km/h. Das technische Meisterwerk, das komplett auf Geschwindigkeit ausgerichtet ist, steht sinnbildlich für die Veränderung des Reisens. Sinnierend aus dem Zugfenster zu schauen, ist bei dieser Geschwindigkeit wohl kaum möglich.