"Eine Welt ohne Hunger ist möglich"
13. Oktober 2020Neue Studien zeigten, mit jährlich 14 Milliarden Dollar (knapp 12 Milliarden Euro) zusätzlich bis 2030 könnten die Industrieländer ihren Anteil an den hierzu notwendigen Investitionen finanzieren, sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller der Deutschen Welle. Dann könnten wir 500 Millionen Menschen, vielleicht auch noch mehr aus absoluter Armut holen und vor dem Hunger bewahren. Also warum machen wir das nicht, fragt der Minister und beantwortet die Frage umgehend: "Es fehlt weltweit am politischen Willen" hierzu. Denn 14 Milliarden seien gerade im Vergleich zu den internationalen Rüstungsausgaben "relativ bescheiden". Allein in diesem Jahr seien die Rüstungsausgaben zusätzlich weltweit um 70 Milliarden Dollar erhöht worden, sagte Müller im DW-Interview.
Entwicklungsländer müssen eigenen Beitrag leisten
Auch die Entwicklungsländer selbst müssten die Land- und Ernährungswirtschaft zu einem Schwerpunkt machen und zusätzliche Investitionen in vergleichbarer Höhe erbringen, um eine Welt ohne Hunger zu gewährleisten, forderte Müller auf der virtuellen Konferenz "Eine Welt ohne Hunger ist möglich - Was zu tun ist" an diesem Dienstag in Berlin. "Je schneller wir handeln, desto besser", betonte Müller. Der Planet habe die Ressourcen, zehn Milliarden Menschen zu ernähren. An der Konferenz nahm neben weltweit führenden Agrarwissenschaftlern auch Microsoftgründer Bill Gates teil, der als wichtigsten Mechanismus zur Bekämpfung des Hungers weltweit die Unterstützung von Kleinbauern nannte.
Corona macht Erfolge im Kampf gegen Hunger zunichte
Nachdem die Zahl der Hungernden über Jahre zurückgegangen war, fallen laut aktuellen Schätzungen bis zu 130 Millionen Menschen durch die Corona-Pandemie in Hunger und Armut zurück. Weltweit haben im vergangenen Jahr fast 690 Millionen Menschen gehungert, rund zehn Millionen mehr als 2018, wie aus dem diesjährigen UN-Welternährungsbericht hervorgeht. Auch Konflikte und Bürgerkriege und der Klimawandel machten Fortschritte zunichte.
Auf der Berliner Konferenz wurden neue Studien zum Thema Ernährungssicherheit und Hunger vorgestellt, unter anderem der Cornell University, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), des International Food Policy Research Institute und des Bonner Zentrums für Entwicklungsforschung.
Darin schlagen die Wissenschaftler unter anderem vor, die Mittel auf folgende Schwerpunkte zu konzentrieren: Eine nachhaltige Landwirtschaft, besseres Saatgut, eine zielgenaue Bewässerung für mehr Produktivität, einen besseren Marktzugang für Kleinbauern und faire Handelsabkommen. Um alle Menschen zu ernähren, müsse die Landwirtschaftsproduktion bis 2050 um 60 Prozent steigen. Zudem wird die volle Teilhabe der Frauen an Grund und Boden, an Krediten und Ausbildungsprogrammen gefordert.
qu/fw (dw, bmz, epd, kna)