Eingeschlossen in der IS-Hochburg
12. Juni 2016Seit gut zwei Wochen belagert eine von den USA unterstützte Anti-IS-Koalition Manbidsch. Die Stadt wird seit 2014 vom "Islamischen Staat" kontrolliert. Sie liegt auf der für den IS wichtigen Versorgungsroute von der türkischen Grenze nach Rakka, der De-facto-Hauptstadt des "Islamischen Staats". Nach aktuellen Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind in Manbidsch zehntausende Zivilisten eingeschlossen. Die Einwohner hätten keine Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen, da alle aus der Stadt herausführenden Straßen versperrt seien.
Dem arabisch-kurdischen Rebellenbündnis "Syrische Demokratische Kräfte" (SDF), das von den USA unterstützt wird, war es am Freitag gelungen, den Belagerungsring zu schließen. Es wird befürchtet, dass nun die Nahrungsmittel in der Stadt knapp werden. Die Bäcker würden seit Freitag nicht mehr arbeiten.
Gegenangriffe des "Islamischen Staates"
Nach Angaben der Beobachtungsstelle hat die IS-Terrormiliz inzwischen eine Serie von Gegenangriffen gestartet, um den Belagerungsring zu durchbrechen. "Die laufenden Gegenangriffe sind der verzweifelte Versuch des IS, die Blockade zu durchbrechen", sagte der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, der Deutschen Presseagentur. Die IS-Angriffe hätten aber bislang keine Wirkung gezeigt.
Nach UN-Angaben leben in Syrien insgesamt bereits knapp 600.000 Menschen am Orten, die belagert werden - und das teils bereits seit Jahren. Die meisten der belagerten Städte und Dörfer sind von den Regierungstruppen eingeschlossen, doch auch die Rebellen hätten mehrere Dörfer in ihrer Gewalt. Unter internationalem Druck hatte die syrische Regierung diese Woche Hilfslieferungen für 17 der 19 betroffenen Städte zugestimmt.
Hilfskonvois auf dem Weg
Am Samstag erreichte ein Hilfskonvoi des Syrischen Roten Halbmonds die von den Rebellen kontrollierte Region Al-Hula in der Provinz Homs. Die Helfer brachten Lebensmittel und andere Hilfsgüter für mehr als 14.000 Familien. Ein weiterer Hilfskonvoi aus 39 Lastwagen des Roten Halbmonds traf in der seit Jahren belagerten Rebellenhochburg Duma im Nordosten von Damaskus ein.
In der belagerten Stadt Daraja südwestlich von Damaskus verhinderten die anhaltenden Luftangriffe jedoch, dass am Freitag gelieferte Hilfsgüter verteilt werden. Erneut seien mindestens acht Fassbomben abgeworfen worden, was die Verteilung der Lieferungen erschwere, sagte der Aktivist Schadi Matar.
Angesichts dieser Angriffe warf Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault der Führung in Damaskus "außerordentliche Doppelzüngigkeit" vor. Auch US-Außenamtssprecher Mark Toner kritisierte, dass die "nicht hinnehmbaren" Angriffe "die Lieferung und Verteilung dringend benötigter Hilfe" behinderten.
Mindestens 27 Tote bei Luftangriffen in Provinz Idlib
Bei Angriffen von Kampfjets im Nordwesten Syriens starben mindestens 27 Zivilisten in Rebellengebieten. Unter den Toten der Bombardements in der Provinz Idlib seien auch mindestens fünf Kinder, berichtete die Beobachtungsstelle. Zahlreiche weitere Menschen seien verletzt worden. Unter den Zielen der Angriffe, deren Urheber zunächst unklar blieb, sei auch ein Markt in der gleichnamigen Provinzhauptstadt und die Stadt Maret al-Numan im Süden der Region gewesen. In Idlib kämpfen verschiedene Rebellengruppen, unter ihnen größtenteils Islamisten. Auch der syrische Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, die Al-Nusra-Front, ist in Idlib präsent.
AR/sti (afp/dpa)