Einheimische Ausländer
13. Februar 2002Sie warnte davor, Wahlkampf mit dem Ausländerthema zu machen. Die Positionierung der Parteien in der politischen Auseinandersetzung vor der Bundestagswahl im September dürfe nicht dazu führen, dass die Zukunftsfähigkeit der Reform in Frage gestellt und die eigentlichen Ziele des Zuwanderungsgesetzes ins Gegenteil verkehrt würden.
Die Grünen-Politikerin betonte noch einmal, dass Zuwanderung nach Deutschland auch in Zukunft aus demographischen und ökonomischen Gründen notwendig sei. Angesichts der hohen Erwerbslosigkeit im Inland und der Vielzahl offener Stellen gebe es jedoch Erklärungsbedarf. Die Politik müsse hier um Verständnis werben und dafür sorgen, dass sich keine Ressentiments in der Bevölkerung aufbauten. Nach Ansicht der Ausländerbeauftragten sind zudem erhebliche soziale und finanzielle Anstrengungen zur besseren Integration von Migranten erforderlich. Auch im Bildungssystem gebe es Nachholbedarf.
Mehr Einbürgerungen
Ende 2000 lebten, so Marie Luise Beck, 7,3 Millionen Ausländer in Deutschland, was einem Anteil von 8,9 Prozent an der Gesamtbevölkerung entspräche. Nach den Angaben der Ausländerbeauftragten lebt ein Drittel seit zwanzig Jahren hier, über die Hälfte länger als zehn Jahre. 1,6 Millionen der hier lebenden Ausländer seien im Inland geboren. Das heiße, dass die meisten Ausländer bereits Einheimische oder faktisch Inländer seien. Seit der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts sei die Zahl der Einbürgerungen um ein Drittel auf 187.000 gestiegen. Fast die Hälfte der in Deutschland geborenen 91.000 Kinder ausländischer Eltern hätten im Jahre 2000 auch einen deutschen Pass bekommen.
Ende des Jahres 2000 seien mehr als ein Viertel aller im Bundesgebiet lebenden Ausländer Staatsangehörige aus den EU-Staaten. An der Spitze stehen dabei Italiener, gefolgt von Griechen, Österreichern, Portugiesen und Spaniern. Die größte Gruppe der ausländischen Wohnbevölkerung in Deutschland bildeten dennoch weiterhin die Türken mit einem Anteil von fast 30 Prozent.
Bildung und Arbeitslosigkeit
Die Bildungsunterschiede zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen seien nach wie vor erheblich: Die Anzahl der jungen Migranten ohne Hauptschulabschluss sei doppelt so groß wie bei deutschen Jugendlichen. An weiterführenden Schulen seien sie unterrepräsentiert. Auch ihre Beteiligung an der beruflichen Ausbildung habe sich deutlich verschlechtert.
Gut drei Millionen Ausländer waren, so die Statistik von Frau Beck, im Jahr 2000 erwerbstätig. Die meisten von ihnen hatten sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse. Allerdings seien Migranten von Erwerbslosigkeit weiterhin besonders betroffen. Die Quote lag mit 16,4 Prozent gut doppelt so hoch wie bei deutschen Arbeitnehmern. Hinzu komme, dass nahezu achtzig Prozent der erwerbslosen Ausländer keine abgeschlossene Berufsausbildung haben.