Einsteins Erbe
18. April 2005"Mir wird applaudiert, weil mich jeder versteht. Ihnen wird applaudiert, weil Sie niemand versteht", soll Charlie Chaplin einmal zu Albert Einstein gesagt haben. Sicherlich verstehen heute - 50 Jahre nach Einsteins Tod - mehr Menschen seine Theorien. Trotzdem gilt der Physiker nach wie vor als Genie.
Unendliche Horizont-Erweiterung
Einsteins Relativitätstheorie revolutionierte die Wissenschaft. Diese Theorie ermöglichte zum Beispiel Vorhersagen über die Krümmung des Raums durch große Massen aber auch Beschreibungen eines sich ausdehnenden Universums, lange bevor sich die Idee vom Urknall etabliert hatte. "Durch Albert Einsteins Werk hat sich der Horizont der Menschheit unendlich erweitert, und gleichzeitig hat unser Bild vom Universum eine Geschlossenheit und Harmonie erreicht, von der man bisher nur träumen konnte", sagte der dänische Physiknobelpreisträger Niels Bohr einmal über Einstein.
Unabhängiger Denker
Christoph Lehner, Wissenschaftshistoriker am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, bezeichnet Einsteins Theorien sogar als "Jahrtausend-Ereignisse". Dafür hätten viele Umstände zusammenkommen müssen, sagt Lehner. So habe eine gewisse Respektlosigkeit Einsteins dazu gehört: "Einstein war ein ungeheuer unabhängiger Denker. Er hat absolut nicht an Autorität geglaubt", sagt Lehner. Diese Charaktereigenschaft sei für seine Arbeit extrem wichtig gewesen, weil er mit Traditionen, wie dem Begriff der Gleichzeitigkeit brechen musste.
Spätentwickler?
Einsteins eigene Erklärung für seine Haltung klingt eigentlich gar nicht nach Genie: Der normale Erwachsene denke nicht über Raum-Zeit-Probleme nach, sagte er einmal. "Das erledigen vor allem Kinder. Ich dagegen habe mich derart langsam entwickelt, dass ich erst anfing, mich über Raum und Zeit zu wundern, als ich erwachsen war. Naturgemäß bin ich tiefer in die Problematik eingedrungen als ein gewöhnliches Kind."
Physiker und Pazifist
Aber den Nobelpreisträger Einstein trieben mehr als die Gesetze der Physik um: Albert Einstein setzte sich als überzeugter Pazifist für eine Weltregierung ein und warnte vor Massenvernichtungswaffen. Für die Friedens- und Konfliktforschung seien Einsteins Positionen noch immer hochaktuell, sagt Thomas Held von der Deutschen Stiftung für Friedensforschung. So habe Einstein darüber nachgedacht, mit welchen Mitteln Friedenspolitik gemacht werden könne. "Er hat dabei keinen puren Pazifismus vertreten", sagt Held. Einstein habe auch über die Grenzen der zivilen Mittel nachgedacht und sich gefragt, wann mit militärischen Mitteln interveniert werden müsse. So hatte Einstein, der 1933 vor den Nazis aus Deutschland fliehen musste, aus Angst vor einem deutschen Angriff dem US-amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt in einem Brief zum Bau der ersten amerikanischen Atombombe geraten. Eine Empfehlung, die er später bereute.