Eintracht-Feuerwerk gegen Donezk
21. Februar 2019"Das Stadion muss brennen." Mit dieser Aussage in einem Fernsehinterview hatte Peter Fischer, Präsident der Frankfurter Eintracht offenbar für helle Aufregung bei den Sicherheitsbehörden gesorgt. "Das Spiel wird vielleicht ein bisschen neblig für euch", hatte der Vereinsboss dem TV-Redakteur noch mit einem breiten Grinsen im Gesicht mit auf den Weg gegeben.
Die Polizei fand das nicht lustig. Vor dem Rückspiel der Europa-League-Zwischenrunde zwischen der Eintracht und dem ukrainischen Meister Schachtjor Donezk rückten die Sicherheitskräfte an und durchsuchten die Frankfurter Arena nach Pyrotechnik. Sie fanden nichts. Doch die Stimmung war dahin.
Kopfschütteln nicht nur bei den Fans, sondern auch bei den Verantwortlichen des Bundesligisten. "Ich bin ob der Entwicklungen angefasst", sagte Eintracht-Vorstandsmitglied Alex Hellmann. Fischers Aussage habe sich "auf das Sportliche und die Stimmung" bezogen "und war keinesfalls ein Aufruf zu Gewalt". Die Fans verzichteten auf ihre tagelang vorbereitete Choreographie in der Kurve. Die Polizeiaktion habe den Zeitplan zunichte gemacht, ließen die Eintracht-Anhänger wissen. Einige von ihnen lieferten sich Scharmützel mit der Polizei - ein unrühmlicher Beginn eines denkwürdigen Fußballabends in Frankfurt.
"Es hat geknistert"
Denn dann brannte es doch, das Stadion - nach einem fußballerischen Feuerwerk, in Brand gesetzt von einer begeisternd aufspielenden Frankfurter Eintracht, die nach dem 2:2 im Hinspiel in der Ukraine das Rückspiel gegen Schachtjor mit 4:1 (2:0) gewann, damit in der Europa League auch im achten Saisonspiel unbesiegt blieb und ins Achtelfinale einzog. "Für mich hat heute alles gestimmt", sagte Eintracht-Trainer Adi Hütter hinterher. Und Mittelfeldspieler Sebastian Rode beschrieb die Stimmung im weiten Rund so: "Es hat geknistert im Stadion."
Doppelschlag in der ersten Hälfte
Hütter hatte seine Mannschaft glänzend eingestellt gegen die Ukrainer, die nach der Gruppenphase der Champions League als Drittplatzierter ihrer Gruppe in der Europa League weiterspielen mussten. Von Beginn an störte der Bundesligist das Team aus Donezk früh im Spielaufbau und schaltete bei Ballbesitz extrem schnell auf Offensive um. In der 23. Minute wurden die Hessen erstmals belohnt. Danny da Costa sprintete über rechts, spielte nach innen, wo Luka Jovic, aktuell der Toptorjäger der Bundesliga, eiskalt aus acht Metern zum 1:0 einschoss. Vier Minuten später verwandelte Sébastien Haller einen Handelfmeter zum 2:0 (26.). Die Partie schien schon fast gelaufen, die Zwei-Tore-Halbzeitführung war hochverdient.
Übersteiger, Tor
Im zweiten Durchgang brachte Schachtjor den Eintracht-Brand vorübergehend unter Kontrolle und begann selbst zu zündeln. Erst gelang Junior Moraes mit einer Direktabnahme aus sechs Metern der Anschlusstreffer für Donezk (64.), dann rettete zweimal die Latte: nach einem Distanzschuss von Marlos (70.) und nach einem Kopfball von Taison (79.). Würde sich die Eintracht doch noch verbrennen?
Mitnichten. Der Bundesligist besann sich auf seine eigenen fußballerischen Brandstifterqualitäten. Direkt im Gegenzug setzte Filip Kostic glänzend Haller in Szene, und der schob nach einem Übersteiger fast schon arrogant cool den Ball zum 3:1 (80.) ins Tor. "Ich habe selten so etwas Lautes gehört", beschrieb Torwart Kevin Trapp später die Reaktion aus der Fankurve auf den dritten Eintracht-Treffer. Der eingewechselte Ante Rebic machte schließlich mit einem satten Flachschuss von der Strafraumgrenze ins rechte untere Eck zum 4:1 (88.) den Deckel drauf.
Noch lange nach dem Abpfiff feierten Fans und Mannschaft den ersten Einzug der Eintracht ins Achtelfinale eines internationalen Wettbewerbs seit 24 Jahren. "Die Jungs kommen gar nicht aus der Kurve raus", wunderte sich Sportvorstand Fredi Bobic. "Das sind die magischen Momente." Auch ohne Pyrotechnik und Nebel.