Eklat um Xavier Naidoo weitet sich aus
9. Mai 2017Immer mehr Kritiker melden sich im jüngsten Skandal um den deutschen Soul-Sänger Xavier Naidoo zu Wort. Umstritten ist der Song "Marionetten" seiner Band "Söhne Mannheims". Politikerbeleidigung und rechtspopulistische Äußerungen werden der Band vorgeworfen.
Eklat um Naidoo wieder kurz vor dem ESC
Damit steht Xavier Naidoo, der an besagtem Lied aus dem Album "MannHeim" mitgearbeitet hat, nicht das erste Mal unter Beschuss. In einer breiten Öffentlichkeit wurde der Vorwurf seiner Sympathie für politisch rechte Gruppierungen just zum Eurovision Song Contest vor einem Jahr diskutiert.
Die ARD hatte seinerzeit beschlossen, den bekannten Popstar Xavier Naidoo 2016 ins ESC-Rennen zu schicken. Doch das löste Proteste aus. Naidoo soll einer rechten Gruppe, den sogenannten "Reichsbürgern", nahe stehen: für den austragenden Norddeutschen Rundfunk ein Eklat. Die ARD beschloss, ihr bekanntes Zugpferd aus dem Rennen zu nehmen und ein Casting nachzuschieben. In Stockholm sang dann die Sängerin Jamie-Lee. Das Ergebnis ließ freilich zu wünschen übrig: 0 Punkte für Deutschland beim ESC 2016.
Politiker als Volksverräter bezeichnet
Jetzt steht wieder ein Lied in der Kritik, an dem Naidoo mitkomponiert hat. In dem Song "Marionetten", heißt es über Politiker unter anderem: "Teile eures Volks nennen euch schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter". Das sorgte in den sozialen Netzwerken bereits für Kritik: der Text sei rechtspopulistisch und rufe zur Selbstjustiz auf. An anderer Stelle werden "Volksvertreter" als "Volks-in-die-Fresse-Treter" bezeichnet, und weiter heißt es: "Wenn ich nur einen in die Finger bekomme, dann zerreiß ich ihn in Fetzen". Auch der freien Presse in Deutschland misstrauen Naidoo und die "Söhne Mannheims". In dem Musikstück "Der deutsche Michel", auf dem gleichen "Söhne"-Album heißt es: "Du glaubst doch nicht wirklich, dass unsere Nachrichten nicht nachgerichtet sind?"
Die Stadt Mannheim hat am Montagabend ein Krisentreffen im Rathaus einberufen, um sich über die strittigen Textpassagen mit der Band "auszutauschen". Nicht zuletzt, weil das Album "MannHeim" den Stadtnamen trägt und die Band mit der Stadt Mannheim verbunden wird. Darüber hinaus arbeiten die Musiker seit Jahren eng mit der Mannheimer Stadtverwaltung zusammen, etwa bei Kulturprojekten oder der bundesweit bekannten Popakademie in Mannheim.
In einer Erklärung schrieb die Stadt Mannheim: "Mit "Marionetten" haben die Söhne einen Song veröffentlicht, dessen Inhalt in den Medien wie in dem gesamten politischen Spektrum inklusive der Rechtsextremen nahezu einheitlich bewertet und verstanden wird." Die Stadt Mannheim stehe gegen solche Bewegungen und Haltungen, hieß es weiter.
Naidoo für eine offene demokratische Gesellschaft?
Die "Söhne Mannheims" wehren sich derweil entschieden gegen den Vorwurf des Rechtspopulismus. Xavier Naidoo erklärte auf Facebook, es handele sich um eine "zugespitzte Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Strömungen". Die Gruppe habe Stimmungen und Entwicklungen in der Gesellschaft beobachtet und bewusst überzeichnet. "Das mag missverständlich gewesen sein", räumte Naidoo, der selbst indische und afrikanische Wurzeln hat, ein. Er sprach sich auch gegen jede Form von Extremismus aus und betonte, dass die Söhne Mannheims für eine offene, freiheitliche, liberale und demokratische Gesellschaft stünden, in der "viele Kulturen gemeinsam zusammenleben und in der es allen Menschen möglichst gut geht". Viele Menschen hätten allerdings momentan "zumindest das Gefühl", dass sie nicht mehr mitgenommen werden von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das könne zu Extremismus führen.
Schadensbegrenzung in der Öffentlichkeit
Das Stück rufe zu Selbstjustiz auf und verneine im Kern die Unabhängigkeit demokratisch gewählter Parlamente, kritisierte dagegen auch der Chef der Welle "Bremen Vier" beim öffentlich-rechtlichen Sender "Radio Bremen", Helge Haas, und zog die erste Konsequenz. Der Sender sagte die Präsentation eines Konzerts der "Söhne Mannheims" ab.
Die Stadt Mannheim dagegen begrüßt die Erklärung der "Söhne Mannheims" nach dem Gespräch am Montagabend. "Die Atmosphäre war offen, intensiv und das Gespräch geprägt von großer Ernsthaftigkeit", heißt es in der Stellungnahme. Das Gespräch sei ein Beleg, dass die "Söhne Mannheims" sich nicht von Rechtspopulisten in Anspruch nehmen lassen wollen und ebenfalls der Überzeugung seien, dass sich einzelne Gruppen und Strukturen "in ihrer Haltung und ihrem Handeln" nicht gegen die Werte des Grundgesetzes richten dürften.