Elf Künstlerinnen aus Deutschland, die man kennen sollte
In der Kunst dreht sich der Wind. Frauen übernehmen das Ruder - auch in Deutschland. Wir stellen elf deutsche und in Deutschland lebende Künstlerinnen vor.
Hito Steyerl
Die diesjährige Käthe-Kollwitz-Preisträgerin Hito Steyerl vertrat Deutschland 2015 auf der Biennale von Venedig. Als erste Frau ist sie 2017 auf Platz eins der "Power 100" der Zeitschrift Art Review gelandet, einer Liste der mächtigsten Personen im Kunstbetrieb. Wie sie in ihren Videos das Thema Überwachung oder militärische Auseinandersetzungen verarbeitet, beeinflusst andere Künstler.
Katharina Fritsch
Auf dem Londoner Trafalgar Square steht ein Denkmal zu Ehren des britischen Kriegshelden Admiral Nelson. Drei der Säulen an den Ecken werden von Reiterstandbildern geziert. Die vierte ist seit 1999 Kunstwerken vorbehalten. 2013 wurde der blaue Hahn der deutschen Künstlerin Katharina Fritsch installiert. Ihre Skulpturen sind meist lebens- oder überlebensgroß und in monochromen Farben gehalten.
Isa Genzken
Den Ritterschlag erhielt Isa Genzken 2013 mit einer Retrospektive im Museum of Modern Art in New York. Doch auch zuvor nahm die Bildhauerin an verschiedenen documentas und den Skulptur Projekten Münster teil. Anfangs setzte sie sich mit den Utopien der Architektur der Moderne auseinander, seit den 2000er Jahren arbeitet sie mit apokalyptischen Installationen aus billigen Materialien.
Katharina Grosse
Katharina Grosse, ehemalige Meisterschülerin von Gotthard Graubner, gilt als innovative Senkrechtstarterin, der es gelungen ist, der Malerei neue Dimensionen zu erschließen. Den Pinsel hat die Berlinerin gegen Spritzpistolen getauscht. Sie malt auf Wände, Decken, Fußböden in Museen, Privatsammlungen und Unternehmen. Dabei entstehen mitunter chaotische Farbräume, die den Betrachter mit einbeziehen.
Rebecca Horn
Rebecca Horn, 1944 in Michelstadt geboren, hat Erfahrung damit, Erste zu sein: 1989 erhielt sie als erste Frau eine Professur an der Berliner Hochschule der Künste, 1992 als erste Frau den Kaiserring der Stadt Goslar, 1993 als erste Frau eine Retrospektive im New Yorker Guggenheim-Museum. Und 2017 als erste Frau den Lehmbruck-Preis.
Anne Imhof
Anne Imhof veranstaltete 2017 im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig eine Mammut-Performance, für die sie mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Unter dem Titel "Faust" spielte sie mit den Themen Macht und Ohnmacht, Willkür und Gewalt, Widerstand und Freiheit. Im März wird sie in der Londoner Tate Modern das Performancefestival "Tate Live" bespielen.
Alicja Kwade
Alicja Kwade wurde in Polen geboren, lebt aber schon lange in Berlin. Die Konzeptkünstlerin arbeitet oft mit Steinen, aber auch mit Glas, Ketten, Spiegeln und Uhren. Zuletzt installierte sie in ihrer Berliner Galerie eine riesige Uhr an einer Kette von der Decke, die sich in großen Bahnen durch den Raum schwang. Der Besucher konnte sich diesem Anblick nicht entziehen.
Natascha Sadr Haghighian
Die Künstlerin Natascha Sadr Haghighian bespielt 2019 den deutschen Pavillon der Kunst-Biennale in Venedig. Sie trägt das Pseudonym Natascha Süder Happelmann - und zur Präsentation eine Steinmaske. Sie spielt mit Identitäten in ihrer Kunst und hat schon eine Tauschbörse für Lebensläufe gegründet. Auch ihre eigene Biographie ändert sie permanent. Sie war schon zwei Mal zur documenta eingeladen.
Katharina Sieverding
Sie war eine der ersten, die Großformate benutzte, und eine der ersten, die die Manipulation von Bildern deutlich machte. In den 1960ern leitete sie das Zeitalter der großformatigen Fotokunst ein. Sie stellt Fragen zu den künstlerischen, politischen und gesellschaftlichen Bedingungen für Produktionsprozesse und die Rezeption von Kunst. Katharina Sieverding erhielt 2017 den Käthe-Kollwitz-Preis.
Rosemarie Trockel
Rosemarie Trockel wurde durch zahlreiche internationale Ausstellungen bekannt. Zu ihrem Werk gehören neben Strick- auch Herdplatten-Bilder. Auf farbigen Flächen sind Elektrokochplatten wie schwarze Kreise platziert. Eine Anspielung auf das Klischee von der Frau am Herd, aber auch eine ironische Hommage an die Rasterpunkte, mit denen viele Künstler der sogenannten "Pop Art" arbeiteten.
Haegue Yang
Sie kommt aus Seoul, lebt in Berlin und stellt ebenfalls in der ganzen Welt aus. In ihrer Kunst verwandelt sie Alltagsgegenstände in surreale Objekte, die viele, oft auch lustige Assoziationen wecken. Sie benutzt Material vom Baumarkt oder auch Einrichtungsgegenstände wie Jalousien (documenta 13), die sich wie von Geisterhand bewegen und seltsame Geräusche machen. Ein poetisches Werk voller Humor.