Elon Musk sorgt für Bitcoin-Absturz
17. Mai 2021Das hätte sich Tesla-Chef Elon Musk eigentlich schon eher überlegen können. Am Wochenende hatte er angekündigt, einen Teil seiner Bitcoin Bestände verkauft zu haben beziehungsweise verkaufen zu wollen. Der Grund: Kryptowährungen schaden der Umwelt. Am Markt für Kryptowährungen sorgte das im Anschluss für viel Kursbewegungen.
Bitcoin in Turbulenzen
Am Montagvormittag erholte sich der Markt für Digitalwährungen etwas, nachdem Musk dementierte, dass Tesla bereits Verkäufe getätigt habe. Im Tief fiel der Bitcoin-Kurs am Montag um mehr als zehn Prozent. Auf der Handelsplattform Bitstamp wurde ein Tagestief von 42.185 US-Dollar erreicht. Das ist der tiefste Stand seit Februar.
Auch andere Digitalwährungen wie Ether, XRP oder Dogecoin gaben erheblich nach. Die nach Bitcoin zweitwichtigste Cyber-Devise Ethereum stürzte sogar um mehr als 21 Prozent ab Zuletzt erholten sich Bitcoin & Co. wieder etwas, so dass ein Bitcoin 44.500 Dollar kostete. Der Kurs lag aber immer noch klar in der Verlustzone.
Erst befeuern des Hypes, dann der jähe Rückzug
Im Februar hatte Tesla bekanntgegeben, 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert zu haben und damit die Bitcoin-Rally in den vergangenen Monaten mitbefeuert. Außerdem hatte das Unternehmen im März begonnen Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Diesen Schritt hatte Musk vergangene Woche rückgängig gemacht.
Der Konzern habe die Entscheidung wegen des rapide ansteigenden Verbrauchs von fossilen Brennstoffen für die Transaktionen und Herstellung von Bitcoins getroffen, erklärte Tesla-Chef Elon Musk am Mittwoch (Ortszeit) bei Twitter. Vor allem, dass viel Kohleenergie dafür genutzt werde, sei bedenklich. Später legte der Tesla-Chef mit weiterer Kritik nach und bezeichnete den Bitcoin-Energieverbrauch bei Twitter als "wahnsinnig".
Tesla will laut Musk auch keinen Bitcoin-Handel mehr betreiben, so lange die Energiebilanz sich nicht deutlich verbessert hat. Im jüngsten Geschäftsquartal hatte das Unternehmen Bitcoins im Wert von fast 300 Millionen Dollar wieder verkauft und daran nach eigenen Angaben rund 100 Millionen verdient.
Trotz der Kritik bleibt Elon Musk grundsätzlich ein Fürsprecher der Branche. "Kryptowährung ist auf vielen Ebenen eine gute Idee und wir glauben an eine vielversprechende Zukunft, aber dies kann nicht zu großen Lasten der Umwelt gehen", hieß es in seinem Statement.
Energieverbrauch von Bitcoin immens
Schon lange kritisieren Umweltschützer Bitcoin wegen des hohen Stromverbrauchs, den das sogenannte Mining - die Herstellung der Währungseinheiten durch energieaufwendige Rechnerprozesse – erfordert. So ist auch nicht klar, warum Musk das Thema erst jetzt als problematisch einstuft. Zumal das offizielle Firmen-Credo von Tesla lautet: "Unsere Mission ist es, den Übergang der Welt zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen".
Laut dem Bitcoin Energy Consumption Index der Online-Plattform Digiconomist, die sich unter anderem für umweltfreundlichere Krypto-Technologien einsetzt, verbraucht Bitcoin derzeit in etwa so viel elektrische Energie wie die Niederlande.
Der CO2-Fußabdruck der Digitalwährung entspreche ungefähr dem Singapurs. Einer Studie im Wissenschaftsmagazin "Joule" zufolge sorgen die Bitcoin-Serverfarmen jährlich für einen Ausstoß von 22 bis 22,9 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Dies entspricht in etwa den Emissionen in Ländern wie Jordanien oder Sri Lanka.
Bitcoin- und Krypto-Anhänger wie Twitter-Chef Jack Dorsey argumentieren damit, dass die Umweltbilanz mit der fortschreitenden Verbreitung von Erneuerbaren Energien langfristig wesentlich besser werden dürfte. Allerdings stehen viele Server-Farmen, die zum Bitcoin-Mining im großen Stil genutzt werden, in Ländern mit relativ geringen Stromkosten wie China oder Kasachstan. Hier stammt die Energie aber häufig aus vergleichsweise umweltschädlichen Quellen wie Kohle.
Andere Unternehmen könnten Tesla folgen
Einige Beobachter erwarten, dass auch andere Unternehmen dem Vorbild von Tesla folgen könnten. So sei unter US-Präsident Joe Biden die Umweltdebatte stärker in den Blick geraten. "Das proaktive Handeln Teslas könnte auch auf politischem Druck gewachsen sein", kommentiert Analyst Timo Emden von Emden Research. "Der Ausstieg des Unternehmens ist eine große Niederlage für den Bitcoin als Bezahlmittel-Funktion."
In der Krypto-Szene sorgte die Kehrtwende des Tesla-Chefs wie zu erwarten für viel Unverständnis. "Warum gerade jetzt? Wusste Musk ernsthaft nichts über die Umweltaspekte, bevor er Bitcoins für 1,5 Milliarden Dollar kaufte?", fragte etwa Nigel Green, Chef der Investmentfirma deVere Group. Tatsächlich hatte Finanzvorstand Zach Kirkhorn bei der Bilanzvorlage vor nur rund zwei Wochen noch das langfristige Interesse Teslas in Bitcoin betont und angekündigt, dass das Unternehmen weiter auf die Kryptowährung setzen werde.
Musk hat schon einmal für Unruhe gesorgt
Es ist nicht das erste Mal, dass Äußerungen von Elon Musk den Börsenwert eines Krypto-Unternehmens in Bedrängnis gebracht hat. Kürzlich hatte er bei seinem Auftritt in der legendären US-Comedyshow "Saturday Night Live" den Kurs der gemessen am Börsenwert viertgrößten Kryptowährung Dogecoin abstürzen lassen.
In der vergangenen Woche hat Musk dagegen per Twitter die Effizienz von Dogecoin-Transaktionen gelobt und die Digital-Währung als vielversprechend bezeichnet. Es sei aber unklar, ob er damit Energieverbrauch, Nutzerfreundlichkeit oder das Potenzial als Zahlungsmittel gemeint habe, sagte Mark Humphery-Jenner, Professor für Finanzen an der Universität von New South Wales. Auch die Ankündigung der US-Krypto-Börse Coinbase, bald in den Handel mit Dogecoin einzusteigen sorgte dafür, dass die wenig bekannte Kryptowährung sich am Freitag um fast 30 Prozent verteuerte.
iw/hb (dpa, rtr, afp)