EM 2024: Dani Olmo schießt Spanien ins Finale
10. Juli 2024Wen soll man herausheben aus dieser spanischen Mannschaft? Sie spielt den attraktivsten Fußball bei der Europameisterschaft, erzielte die meisten Tore, hat Gastgeber Deutschland im Viertelfinale besiegt, den noch amtierenden Europameister Italien und nun im ersten Halbfinale auch Topfavorit Frankreich mit 2:1 bezwungen.
Großen Anteil daran hatte wieder einmal das spanische "Wunderkind" Lamine Yamal. 16 Jahre ist er jung, und damit nicht nur jüngster Spieler und Vorlagengeber, sondern nach seinem Traumtor gegen Frankreich nun auch jüngster Torschütze der EM-Geschichte.
Doch rund um all die Superlative und den Social-Media-Hype um Yamal verbirgt sich ein unterschätzter Künstler der Spanier, den nur wenige auf der Rechnung hatten. Bundesliga-Profi Dani Olmo von RB Leipzig zieht in der K.o.-Runde als Spielmacher hinter den Spitzen die Strippen und spielt sich bei dieser EM in den Vordergrund. Schon im Viertelfinal-Duell gegen Deutschland (2:1 nach Verlängerung) brillierte er als Matchwinner. Das erste Tor schoss er selbst, das zweite bereitete er vor. Im Halbfinale gegen Frankreich setzte er nun noch einen drauf und erzielte mit einem fulminanten Rechtsschuss den 2:1-Siegtreffer.
Von Barcelona zu Dinamo Zagreb
"Es ist egal, wer die Tore bei uns schießt ", sagte Olmo ganz bescheiden nach dem Spiel und träumt nun vom ganz großen Coup, dem EM-Titel: "Jetzt fehlt uns noch ein Schritt. Es ist unglaublich. Wir verdienen es, im Finale zu sein."
Dabei verlief Olmos Karriere ziemlich ungewöhnlich für einen Fußballer aus der berühmten Jugendakademie des FC Barcelona "La Masia ". Überraschend wechselte Olmo mit 16 Jahren zu Dinamo Zagreb. Der kroatische Traditionsverein gehört zwar nicht zur europäischen Elite, aber ist bekannt als Talentschmiede, die schon spätere Legenden wie Luka Modric in den Profifußball verhalf.
Mit 17 debütierte Olmo bereits für Dinamo in Kroatiens erster Liga. Eine Erfahrung, die ihn bis heute prägt. Wettkampfhärte, frühe Verletzungen und Rückschläge, all das erlebte Olmo in Kroatien. Aber mit starken Leistungen hatte er die kroatischen Fans schnell beeindruckt - so sehr, dass sie ihn "Olmic" tauften, in Anlehnung an die gängigen kroatischen Nachnamen der großen Stars wie etwa Ivan Rakitic und Modric. Angeblich, so berichtete es Olmo, wollte ihn der kroatische Verband sogar einbürgern.
Dank Julian Nagelsmann nach Leipzig
Das schloss er allerdings früh aus und durchlief weiter die Junioren-Auswahlmannschaften Spaniens. "Keine Chance. Mein Traum war es immer, für Spanien zu spielen", sagte er einst in einem Interview der DW.
Nach Leipzig in die Bundesliga lotste ihn schließlich im Jahr 2020 Coach Julian Nagelsmann, der nun als Bundestrainer bei der EM an Spanien scheiterte. 107 Mal lief Olmo seitdem für RB Leipzig auf, seine Bilanz kann sich sehen lassen: 17 Tore und 24 Vorlagen.
Und dennoch gelang dem 26-Jährigen international nie der richtige Durchbruch. Olmo war in Spaniens "Seleccion" eher Mitläufer und Ergänzungsspieler als prägende Figur. Zu groß war die Konkurrenz im dicht besetzten Weltklasse-Mittelfeld der Spanier mit Kickern aus den besten Klubs Europas: Rodri von Manchester City, Fabián von Paris Saint-Germain und Pedri vom FC Barcelona.
Vom Bankdrücker zum Schlüsselspieler
"Was sicher stimmt ist, dass die Bundesliga in Spanien weniger im Fokus ist. Insofern kann es sein, dass man mich hier in Deutschland etwas besser kennt als in Spanien", sagte Olmo kürzlich der "Süddeutschen Zeitung".
Auch zu Beginn der EM kam Olmo zumeist nur von der Ersatzbank ins Spiel, in der Vorrunde gegen Italien fehlte er komplett. Doch nach der frühen Verletzung von Pedri im Viertelfinal-Duell mit Deutschland explodierte er.
"Es überrascht mich überhaupt nicht", sagte Trainer Luis de la Fuente. "Ich kenne ihn sehr gut, ich wusste immer um sein Potenzial. Ich bin ihm dankbar."
Spanien setzt unter de la Fuente zwar weiter auf Ballbesitz und Pass-Staffetten, aber Olmo verleiht dem Spiel eine andere Note. In Leipzig ist er es gewohnt, hoch zu pressen, den Ball zurückzugewinnen und noch viel mehr vertikale Pässe in die Spitze zu spielen.
Nächster Schritt in Manchester oder München?
Doch es halten sich die Gerüchte, dass Olmo Leipzig bald verlassen könnte. Sein Vertrag hat nach Medienberichten eine Klausel, die es ihm erlaubt den Klub zu verlassen, wenn bis zum 20. Juli ein anderer Verein bereit ist, eine Ablöse von 60 Millionen Euro zu zahlen.
Die großen europäischen Top-Klubs sollen ihn auf dem Radar haben. Über eine Barcelona-Rückkehr wird spekuliert, aber auch Manchester City und Bayern München sollen Interesse an ihm haben. Spätestens jetzt wissen nicht nur die Fans in Kroatien, sondern Fußballanhänger europaweit, warum das so ist.
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Spanien - Frankreich 2:1 (2:1)
Tore: 0:1 Kolo Muani (9.), 1:1 Yamal (21.), 2:1 Olmo (25.)
Zuschauer in München: 62.042