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Ende der Eiszeit

Gerda Meuer4. April 2003

Europa und die USA reparieren ihr Zerwürfnis. US-Außenminister Powell hat in Brüssel mit seinen Kollegen aus EU und NATO über die Entwicklung im Irak beraten. Dem Volk wollen alle helfen, doch einige Differenzen bleiben.

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Was wird aus dem Irak? <br>Powell fragt EU und NATOBild: AP

Die Diplomatie hat wieder eine Chance - so könnte man den Überraschungsbesuch des amerikanischen Außenministers Colin Powell am Donnerstag (3.4.2003) bei der NATO und der Europäischen Union in Brüssel bilanzieren. Oder einfacher: Man spricht wieder miteinander.

Der amerikanische Chefdiplomat ist nach wochenlanger Eiszeit auf die Europäer zugegangen und alle 23 Außenminister kamen in das Hauptquartier der Allianz bei Brüssel. Dort gab es einen regelrechten Gesprächsmarathon, zwischen Powell und der EU und Powell und der NATO. Und es gab eine ganze Reihe bilateraler Treffen, unter anderem zwischen Bundesaußenminister Joschka Fischer und Colin Powell.

Iraks Zukunft ist wichtiger als transatlantischer Streit

Im Mittelpunkt standen immer die Konsequenzen des Irak-Krieges, über dessen berechtigte oder unberechtigte Führung sich Amerikaner und Europäer sowie die Europäer untereinander heftig zerstritten haben. Diesen Streit will man nun zunächst beiseite schieben und über die Zukunft reden. "Ich glaube, aus meiner Sicht war das ein sehr erfolgreicher Tag, nach den Unstimmigkeiten, die wir im transatlantischen Dialog hatten, den ernsten Differenzen und erbitterten Auseinandersetzungen, bei denen wir zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kamen", sagte US-Außenminister Powell nach den Gesprächen in Brüssel. "Jetzt müssen wir nach vorne sehen, uns zusammentun, um dem irakischen Volk zu helfen."

Von Erfolg wollte Außenminister Joschka Fischer am Ende dieses Tages nicht reden. Aber auch er betonte die Bedeutung dieses Treffens, das auf Initiative der Amerikaner zustande gekommen war. "Es ist nicht eine Frage des Zufriedenseins, es ist wichtig, dass heute dieses Treffen stattgefunden hat", erklärte Fischer. Damit habe man den transatlantischen Dialog wieder aufgenommen.

Ähnlich auch die Einschätzung von NATO-Generalsekretär George Robertson nach diesem gesprächsreichen Tag. Das häufigste Wort am Tisch der Minister sei Pragmatismus gewesen, sagte Robertson. Er ist zuversichtlich, dass der Riss zwischen Europa und den USA gekittet werden könne: "Es gab unterschiedliche Meinungen in der Vergangenheit, aber ich sehe einen wachsenden Konsens über die Zukunft."

Uneins über die Rolle der UN

Denn in der Gegenwart gibt es natürlich immer noch Differenzen zwischen den Amerikanern und den Europäern. Vor allem, was die Organisation der irakischen Nachkriegsordnung angeht. Die Europäer sehen den Irak nach dem Krieg mehrheitlich unter UN-Mandat, selbst der US-Alliierte Großbritannien. Das bestätigte Außenminister Fischer nach den Sitzungsrunden in Brüssel. Die Amerikaner sind nach wie vor eher zurückhaltend. "Es wird definitiv eine Rolle für die UN im Irak geben", betonte Fischers amerikanischer Amtskollege Powell. Doch noch seien die Einzelheiten nicht klar.

Einig war man sich dann aber wieder darin, dass es grundsätzlich zu früh sei, um konkreter zu werden, solange die Kämpfe im Irak noch andauerten. Das sei eine abstrakte Frage, sagte Außenminister Joschka Fischer. Aber: Das Problem der irakischen Nachkriegsordnung wird die Europäer und die Amerikaner weiter beschäftigen. Spätestens, wenn der Krieg vorbei ist.