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Ender der weltweiten Abholzung

Karin Jäger24. September 2014

Auf der UN-Klimakonferenz wurde eine "New Yorker Wald-Erklärung" unterzeichnet. Denn der Klimawandel wird durch Abholzung von Bäumen massiv beeinflusst.

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Indonesien Jambi Regenwald Abholzung Palmöl Plantagen
Bild: Imago

Deutschland will neben Norwegen und Großbritannien eine führende Rolle im Kampf gegen weltweite Abholzung übernehmen. Und unterschrieb deshalb die New Yorker "Walderklärung". – Bedauerlich ist nur, dass die Kanzlerin auf der UN-Klimakonferenz nicht persönlich anwesend war, um für das Engagement der Bundesregierung in Sachen Wald zu werben. So sieht es zumindest Hermine Kleymann vom WWF: "Es ist schade, dass Frau Merkel nicht da war. Schließlich hat sie den Beinamen Klimakanzlerin."

Dafür meldete sich Norwegens Regierungschefin Erna Solberg zu Wort. Sie ist der Meinung, dass die New Yorker "Walderklärung" ein unmissverständliches Zeichen setze. Schließlich sollen bei der nächsten UN-Klimakonferenz in Paris 2015 verbindliche Ziele zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen festgesetzt werden. An diese Ziele sollen sich neben den Industrieländern auch die Entwicklungsstaaten binden.

"Ich finde es vor allem entscheidend, dass auch große Konzerne diese freiwillige Selbstverpflichtung unterzeichnet haben", erklärte Hermine Kleymann vom WWF der Deutschen Welle. "Denn nun können die Nichtregierungsorganisationen nachprüfen, ob sich die Konzerne auch daran halten. Sie sind schlussendlich die Hauptverantwortlichen der Entwaldungen."

Deutschland Hermine Kleymann WWF
Hermine Kleymann: "Entwaldung kann schneller gestoppt werden"Bild: WWF

Hermine Kleymann kennt sich mit diesem Thema aus: Sie ist beim WWF zuständig für das UN-Waldaufforstungsprogramm REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation). Heute wird die Hälfte der globalen Entwaldung durch den Anbau und die Produktion von Agrarrohstoffen verursacht.

China, das sich bislang auch gegen verbindliche Ziele zur Reduzierung der Treibhausemissionen sperrte, hat die Erklärung nicht unterzeichnet.

Trotzdem äußerte sich UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon begeistert: "Ich habe die Staaten und Konzerne um konkrete Zusagen gebeten und hier sind sie." Und auch Achim Steiner, Chef des UN-Umweltprogramms (UNEP), sieht die "Walderklärung" positiv. Er verwies auf die Verpflichtung afrikanischer und lateinamerikanischer Staaten, sich beim Waldschutz zu engagieren. Dies habe großen Nutzen für das Weltklima und darauf, Armut zu reduzieren und die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.

350 Millionen Hektar sollen aufgeforstet werden

Die New Yorker "Walderklärung" sieht vor, bis 2020 die Abholzung weltweit zu halbieren. Bis 2030 soll die Zerstörung – vor allem der Regenwälder – ganz eingestellt werden. Außerdem sollen 350 Millionen Hektar Wald wieder aufgeforstet werden, eine Fläche größer als Indien.

"Die finanziellen Zusagen müssen auf dem Tisch liegen, sonst werden die waldreichen Entwicklungsländer nicht mitziehen, deshalb ist die Wald-Erklärung wichtig", glaubt Waldexpertin Hermine Kleymann. Der WWF gehe allerdings davon aus, dass die Abholzung weltweit schon bis 2020 ganz eingestellt werden könnte. Je länger man warte, desto mehr klimaschädliche Emissionen entstünden, so Kleymann.

Vielfältige Bedeutung des Waldes

Ein Drittel der weltweiten Landmasse besteht aus Wald. Der Wald sichert die Biodiversität und ist Lebensraum für Tiere, Pflanzen und indigene Völker. Das Holz der Bäume bietet nachwachsenden Rohstoff – zum Heizen, für die Papierproduktion oder den Wohnungsbau.

Abholzung Regenwald Amazonas
Es war einmal....Reste des Regenwaldes am AmazonasBild: picture-alliance/dpa

Wälder übernehmen auch eine Schutzfunktion. Das Wurzelgeflecht der Bäume hält den Boden fest und leistet vor allem in Hanglagen einen wichtigen Beitrag zum Erosionsschutz. Bewaldung kann Hangrutschungen und Lawinen bei starken Niederschlägen wie Regen oder Schnee verhindern.

Ein Quadratmeter Waldboden speichert bis zu 200 Liter Wasser. Schmelz- und Regenwasser versickern langsam und werden durch die gute Filterleistung des Bodens zu sauberem Grundwasser, das zum Trinken meist nicht mehr aufbereitet werden muss.

Waldschutz ist Klimaschutz

Bis zu 30 Prozent Treibhausgasemissionen entstehen durch die Abholzung und den damit verbundenen Verlust der Wälder. "Überall, wo Wälder CO2 aus der Atmosphäre ziehen, wirkt sich das positiv auf das Weltklima aus", betont Hermine Kleymann.

Wälder nehmen bis zu einem Drittel der weltweit produzierten klimaschädlichen Treibhausgase auf, filtern Staub, Ruß und radioaktive Stoffe aus der Luft und produzieren durch Photosynthese Sauerstoff. Sie spenden Schatten, gleichen Temperaturen aus. Bäume sorgen für reine Luft.

Tage Kaiga vom Volk der Huaorani im ecuadorianischen Yasuni-Nationalpark
Der Wald als LebensraumBild: picture alliance/WILDLIFE

Daher spielt der Wald auch für die Erholung eine wichtige Rolle. Doch in den letzten Jahrzehnten wurden nicht so viele Wälder wieder aufgeforstet wie abgeholzt. Seit 1990 ging der Waldbestand um 300 Millionen Hektar zurück, das entspricht der Fläche Argentiniens. Vor allem in Malaysia und Indonesien wurden zuletzt riesige Regenwälder gerodet, um stattdessen Ölpalmen-Plantagen anzulegen. Palmöl wird zur kostengünstigen Herstellung von Streichfetten, Biokraftstoffen, aber auch Kerzen und Waschmitteln verwendet.

"Jeder kann dazu beitragen, die Entwaldung zu stoppen", meint Hermine Kleymann. "Zum Beispiel durch weniger Fleischkonsum. Denn in Südamerika werden Wälder abgeholzt, um dort Soja als Viehfutter anzubauen."