Endlich wieder ein US-Botschafter in Berlin
26. April 2018US-Präsident Donald Trump schaffte es 15 Amtsmonate nicht, einen Botschafter nach Berlin zu schicken. Keine 24 Stunden bevor Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Besuch in Washington erwartet wird, gelang es dann doch noch. Der US-Senat bestätigte mit langer Verzögerung den umstrittenen Wunschkandidaten des Präsidenten mit einer Mehrheit von 56 zu 42 Stimmen. Auch sechs Demokraten stimmten für Richard Grenell. Die USA hatten nach dem Abgang von John Emerson im Januar 2017 keinen Botschafter in Berlin.
Späte Einsicht im politischen Washington
Präsident Trump hatte den PR-Berater, Kommentator und früheren Sprecher der US-Vertretung bei den Vereinten Nationen bereits im September für den Botschafterposten ernannt, aber die Bestätigung im Senat zog sich hin. Gegen Grenell gab es insbesondere in den Reihen der oppositionellen Demokraten starke Vorbehalte, unter anderem wurden ihm frauenfeindliche Äußerungen vorgeworfen. Bedenken gab es auch deshalb, weil Grenell die Affäre um mutmaßliche russische Einmischungen in den US-Wahlkampf und eine mögliche Verwicklung von Trump-Mitarbeitern in diese Interventionen als aufgeblasen bezeichnet hat. Lagerübergreifend war zuletzt im US-Kongress aber offenbar die Einsicht gewachsen, dass der Botschafterposten bei einem der wichtigsten Verbündeten nicht noch länger vakant bleiben kann.
Statthalter in Berlin wird mit Grenell ein enger Vertrauter des US-Präsidenten. Trump soll Berichten zufolge zuletzt persönlich Druck ausgeübt haben, um die Personalie noch vor dem Besuch der Kanzlerin im Weißen Haus an diesem Freitag vom Tisch zu haben.
Ein eher ungewöhnlicher Republikaner
Grenell kommt in schwierigen Zeiten nach Berlin: Die deutsch-amerikanischen Beziehungen sind schlecht. Der 51-Jährige gilt als einer der ersten und stärksten Unterstützer Trumps. Er äußerte sich schon positiv über diesen, als die meisten anderen Republikaner den politischen Newcomer noch rundweg ablehnten.
Grenell hat wiederholt sehr iran-kritische und pro-israelische Positionen vertreten. Nach dem gemeinsamen Militärschlag der USA, Frankreichs und Großbritanniens in Syrien schrieb er auf Twitter, dass Deutschland sich an dem Angriff hätte beteiligen sollen.
Der in einem evangelikalen Elternhaus im Mittleren Westen der USA aufgewachsene Grenell ist allerdings alles andere als ein Klischee-Konservativer. Er hat eine langjährige Beziehung zu einem Mann und bekennt sich seit Ende der neunziger Jahre offen zu seiner Homosexualität. Auch politisch tritt er für die Homo-Ehe ein.
qu/sam (dpa, afp, rtr, ape)