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Energie-Abhängigkeit von Russland verringern!

Henrik Böhme2. Mai 2014

Einen einheitlichen Preis für russisches Gas in Europa fordert der zuständige EU-Kommissar. Vor allem aber sollte Europa seine Abhängigkeit von russischen Importen schneller verringern, meint Henrik Böhme.

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Bild: DW

Die Europäer haben Angst vor kalten Füßen. Vielleicht nicht jetzt im Sommer. Aber der nächste Winter kommt bestimmt. Und wenn dann kein Gas mehr fließt aus den sibirischen Feldern, dann bleibt die Küche kalt. Europa hat sich abhängig gemacht von russischen Energielieferungen. Beim Gas wie beim Öl. Je nach Quelle beträgt der Anteil rund ein Drittel der gesamten Importe an beiden Energieträgern.

Die Debatte über die Abhängigkeit von Russland ist nicht neu. Sie wurde in den vergangenen Jahren immer dann geführt, wenn sich Ukrainer und Russen um Gaslieferungen stritten - und plötzlich im Westen nichts mehr ankam. Das war so 2006 und noch mal drei Jahre später. Seither versucht die EU, die Abhängigkeit zu verringern. Doch erstens ist das nicht so einfach, weil es an Alternativen fehlt - beispielsweise gibt es in Deutschland keinen Hafen, wo man verflüssigtes Erdgas von anderen Lieferanten entladen könnte.

Und zweitens geht es mit der Energiewende in Deutschland und Europa nicht so zügig voran, dass man womöglich bald ganz auf Gas und Öl aus Russland verzichten könnte. Aber das wäre sicher der beste Weg, dem Kreml zu zeigen: Es geht auch ohne euch.

Zu Recht ist die russische Marktmacht in Brüssel ein Thema, schon lange vor der Krim-Krise war das so. Denn dort läuft ein Verfahren gegen den russischen Energieriesen Gazprom. Es wird geprüft, ob Gas-Lieferungen zwischen den EU-Ländern behindert wurden und ob die Koppelung des Gaspreises an den Ölpreis rechtens ist. Als Strafandrohung stehen 15 Milliarden Dollar im Raum.

Freilich werden auch die Russen vorsichtig dabei sein, Öl- und/oder Gashähne abzudrehen. Schließlich machen die Lieferungen nach Europa gut 70 Prozent der Exporte aus, da werden Putin und Co. auf der Hut sein. Und mal eben Richtung China zu schauen, funktioniert nicht so schnell, denn die Pipelines laufen nun mal vor allem in Richtung Westen.

Wirklich treffen aber würde man Russland nicht mit einem Gasembargo. Das macht nach Zahlen des Russland-Kenners Roland Götz nämlich nur acht Prozent der russischen Einnahmen aus Warenexporten aus. Anders sieht das bei Öl aus. Ölexporte machen am Wert gemessen fast die Hälfte aller russischen Ausfuhren aus. Die Ölförderung spült zudem deutlich mehr Steuereinnahmen in die russische Staatskasse als die Gasförderung.

Was jetzt nötig ist, das ist ein Zusammenrücken Europas auf dem Energiemarkt. Man muss gegenüber Moskau als eine Einkaufsmacht auftreten. Das ist eine durchaus richtige Idee des polnischen Premiers Donald Tusk, auch wenn sie sicher mindestens so schwierig umzusetzen ist wie die Bankenunion. Doch auch das hat schließlich geklappt. Und man muss deutlich machen: Wir arbeiten dran, uns noch schneller unabhängiger zu machen von fossilen Energieträgern. Die Zeiten, dass Gas oder Öl als Waffe verwendet werden können, sollten langsam ablaufen.