Leben auf der Venus? Forscher vermuten Messfehler
23. Oktober 2020Niederländische Forscher stellen frühere Forschungsergebnisse britischer Astronomen in Frage, die hoch oben in der Atmosphäre der Venus das Gas Monophosphan entdeckt hatten.
Das Team um Ignas Snellen von der Univesität Leiden untersuchte ursprünglichen Daten erneut und kam zu einem ganz anderen Ergebnis: Die Detektion des Gases sei nicht statistisch signifikant und möglicherweise einfach ein Messfehler. Sie veröffentlichten dieses Ergebnis als nicht begutachtete Vorab-Studie für die Fachzeitschrift Astronomy&Astrophysics auf der Preprint Plattform ArXiv.
Die Verbindung aus einem Phosphor- und drei Wasserstoffatomen (PH3) wird auf der Erde vor allem durch Bakterien produziert, die in sauerstoffarmen Umgebungen gedeihen.
Dies sei allerdings kein Beweis für eine biologische Quelle auf unserem Nachbarplaneten, hatte das britische Team um Jane Greaves von der Universität Cardiff am 14. September im Fachblatt Nature Astronomy deutlich gemacht. Das Gas weise zunächst nur auf unbekannte geologische oder chemische Prozesse hin.
"Wir behaupten nicht, dass wir Leben auf der Venus gefunden haben", sagte damals Ko-Autorin Sara Seager vom Massachusetts Institute of Technology vor Journalisten. "Wir haben das Gas Monophosphan detektiert, dessen Herkunft ein Geheimnis ist."
Allerdings schließen die Forscher die Möglichkeit nicht aus, dass es Leben auf der Venus geben könnte. Der Planet ist ähnlich groß wie die Erde, hüllt sich jedoch in eine dichte Wolkendecke. Durch einen starken Treibhauseffekt herrscht auf der Venusoberfläche eine Temperatur von 400 Grad Celsius, es ist viel zu heiß für Leben.
In den oberen Atmosphärenschichten, rund 50 bis 60 Kilometer über der Oberfläche, könnten vergleichsweise moderate Temperaturen jedoch Leben erlauben, was zu Spekulationen über schwebende Mikroorganismen geführt hat.
Die Wissenschaftler hatten die Venus mit dem James-Clerk-Maxwell-Teleskop auf Hawaii und dem Atacama-Teleskopfeld in den chilenischen Anden analysiert. Dabei entdeckten sie Spektrallinien, die nur bei Monophosphan vorkommen.
Dieser Artikel vom 16.9.2020 wurde am 23. Oktober anlässlich der Veröffentlichung der neuen Studie auf ArXiv aktualisiert.